4. Tag: Stadtrundgang durch Kopenhagen


Ach herrjeh - das war gestern wohl doch ein bisschen zu viel des Guten. So richtig wohl fühlte ich mich nicht; das hatte ich schon Jahre nicht mehr. Aber es half nichts - um 10 Uhr war Treffpunkt für den heutigen Stadtrundgang; da musste ich fit sein. Während Toni auf das Frühstück verzichtete und lieber noch etwas länger liegen blieb, aßen Theres und ich zumindest eine klitzekleine Kleinigkeit, um den Magen zu beruhigen. Danach und mit ein bisschen frische Luft ging es mir dann auch schon wieder bedeutend besser und gegen 10 Uhr trafen wir uns schließlich wieder an der Rezeption.

Für den heutigen Rundgang waren wir nur zu Neunt. Den gestrigen Teilnehmern war der Treffpunkt teilweise zu spät angesetzt bzw. wollten manche von ihnen nur einen bestimmten Teil der Stadt sehen und ich hatte ja doch wieder einen Komplettrundgang geplant.

Pünktlich auf die Minute tigerten wir los und spazierten ganz gemütlich vom Hafen in Richtung Innenstadt. Hier sind die Wege schon bedeutend weiter als in Oslo. Kopenhagen ist viel weitläufiger. Doch wir hatten ja auch genügend Zeit, erst um 19 Uhr würde die Fahrt wieder weiter gehen.

Bild Vorbei an der "modifizierten Meerjungfrau" des Künstlers Björn Nogard, die für die Expo 2000 in Hannover geschaffen wurde und sozusagen die "Schwester" der echten Meerjungfrau ist, gelangten wir schließlich zu der "Kleinen Meerjungfrau". Sie wurde 1913 nach dem Märchen von Hans Christian Andersen geschaffen und ist 1,25 m groß. Die Kleine Meerjungfrau musste schon so einiges über sich ergehen lassen. Zweimal wurde sie schon geköpft, einmal wurde ihr ein Stück aus dem Arm gesägt und am 11. September 2003 wurde sie vom Sockel gesprengt. Sie wurde jedoch immer wieder hergestellt und schließlich zur Expo 2010 nach Shanghai verschifft, wo sie den ganzen Sommer über blieb. An ihrem Platz wurde eine LED-Wand aufgestellt, mit einem Live-Bild von ihr auf der Expo Shanghai.

Leider war es heute ziemlich trüb in Kopenhagen, weshalb das alles nicht so eindrucksvoll wirkte. Auch die zahlreichen Kirschblütenbäume sahen zwar wunderschön aus, aber bei grauem Himmel wirkte alles etwas fad. Ach schade; Toni und ich kennen Kopenhagen bereits bei blauem Himmel; das wäre jetzt viel schöner gewesen. Aber egal, man konnte es sowieso nicht ändern.

Bild Weiter ging es schließlich zum Churchill-Park, an dessen Ende sich der Gefion-Springbrunnen befindet. Er ist die größte Einzelskulptur der Stadt. Nur wenige Meter weiter steht die Sankt Albans Kirche. Sie wurde 1887 als anglikanische Kirche gestaltet und begeistert mit Glasmosaikfenstern. Das Innere ist sehr sehenswert, aufgrund einer Messe durften wir sie jedoch leider nicht betreten. Schade. Um an einer alten Tradition festzuhalten, werden alle Gottesdienste hier ausschließlich in englischer Sprache abgehalten.

Direkt dahinter öffnet sich das Kastell, welches 1167 fertiggestellt wurde. Heute ist hier die Militärverwaltung Dänemarks untergebracht. Erfreulicherweise wurde es nicht zum Sperrgebiet erklärt und so konnten wir es uns genauer ansehen. Von einem Wall aus kann man die gesamte Anlage aus überblicken, die Festung ist von Burggraben umgeben. Im Inneren des Kastells öffnet sich dem Besucher eine Art kleines Dorf. Es gibt Häuser, Kirchen und Mussen, etwas weiter hinten in der Parkanlage befindet sich eine romantische Windmühle.

Fast eine dreiviertel Stunde hielten wir uns hier auf, anschließend ging es weiter in Richtung Innenstadt und nach Frederiksstaden. Nach etwa einem halben Kilometer erreichten wir die mit zwei goldenen Zwiebeltürmen entgegen leuchtende russisch-orthodoxe Alexander-Newsky-Kirche. Sie geht aus der Heirat einer dänischen Prinzessin mit Zar Alexander III. hervor. Sie war die Mutter des letzten russischen Zaren.

Direkt gegenüber befindet sich die Marmorkirken. Ursprünglich sollte es der größte Kuppelbau Europas werden und ausschließlich aus Marmor bestehen. Dann aber ging Frederik V das Geld aus und die Kirche wurde erst eineinhalb Jahrhunderte später (1894) fertig gestellt; aus norwegischem Kalkstein und mit deutlich kleinerer Kuppel als geplant.

Auch dieser Kirche wollten wir eigentlich einen Besuch abstatten, aber heute war irgendwie der Wurm drin. Hier fand gerade eine Konfirmation statt, die Kirche war für Auswärtige gesperrt. Ach schade, denn das Innere ist wirklich beeindruckend.

Bild Durch die Menschenmassen hindurch, spazierten wir über die Frederiksgade zum Schloss Amalienbourg. Auf dem Amalienborg Platz stehen vier baugleiche Palais, die ursprünglich dem dänischen Hochadel gehörten. Damals ahnte noch niemand, dass diese Palais' 50 Jahre später königlich werden sollten. Denn durch ein Feuer auf Christiansborg (dem ursprünglichen Sitz der Königsfamilie) siedelte der König hierher um.

Eines der Gebäude wird von Königin Margarethe und Prinz Henrik genutzt. Ist sie "zu Hause", weht die Flagge über dem Palais. Das Frederiks VIII Palace mit rund 4.500 m² ist das Heim von Kronprinz Frederik und Prinzessin Mary inkl. der inzwischen vier Kinder. Im Gebäude schräg gegenüber befindet sich das Amalienborgmuseum daneben der Christian VII. Palais, der zu Repräsentationszwecken genutzt wird. Die Kolonnade zwischen diesem Palais und dem von Königin Margarethe ist übrigens eine Holzattrappe! Nahezu jeder Besucher, der davon liest, überzeugt sich davon, indem er einmal frech an die Wand klopft; auch wir testeten es aus. ;-)

Jeden Tag um 12 Uhr gibt es eine Wachablösung auf dem Amalienborg-Platz. Ist die Königin zugegen, ist die Mannschaft größer (heute war sie allerdings nicht zu Hause). Wir waren gerade zur rechten Zeit da (hatten also doch noch Glück heute) und konnten die Wachen bei ihrer Aufstellung zusehen. Arg spektakulär war es zwar nicht, aber wenn man schon mal da ist, sollte man es sich auch auf jeden Fall ansehen.

In der Mitte des Platzes steht das Reiterstandbild von Frederik V. Es geht das Gerücht umher, dass die Statue teurer war als das gesamte Palais rundherum.

Inzwischen fing es langsam zu Nieseln an. Das gefiel mir gar nicht. Theres verabschiedete sich von uns; ihre Füße taten weh und sie machte sich daher lieber ganz gemütlich auf den Rückweg; tja, meine Rundgänge sind halt oftmals kein Zuckerschlecken. ;-) Es war schade, aber ich konnte es verstehen.

Durch den Amalienhaven hindurch erreichten wir die Uferpromenade. Von hier aus hatten wir einen schönen Blick über den Hafen und hinüber zur Oper aus dem Jahr 2005. Geht man Richtung Westen, erreicht man den Nyhavn. Hierbei handelt es sich um einen Stichkanal, der seit dem 17. Jahrhundert den Kongens Nytorv an den Hafen anbindet. Oldtimerschiffe liegen vor bunten Häusern und am sonnenbeschienenen Nordufer gibt es in fast jedem Haus ein Lokal. Von der Bierkneipe bis zum Gourmetrestaurant. Es ist aber auch erlaubt, ein mitgebrachtes Bier auf der Kaimauer zu trinken, was vor allem die dänische Jugend gerne macht. Ursprünglich war der Nyhavn ein reines Rotlichtmilieu, inzwischen gibt es hier nur noch eine Rotlichtbar, die schon fast Kult ist. Schiffsverkehr findet hier keiner mehr statt, außer die Krachtenfahrten für die Touristen.

Bild Einmal komplett am Nyhavn entlang geschlendert, erreichten wir an dessen Ende den Kongens Nytorv. Im 17. Jahrhundert königlicher Stadtmittelpunkt, ist er heute Knotenpunkt des Straßenverkehrs und bildet das eine Ende der Einkaufsstraße Stroget, in welche wir nun einbogen.

Der Stroget (auf deutsch: Strich) ist die ca 1,1 km lange Shopping- und Flaniermeile Kopenhagens. Sie besteht aus vier kurzen Straßen und zwei belebten Plätzen und bietet zahlreiche Shops nationaler und internationaler Modemarken. Das Shoppingcenter Illum ist vergleichbar mit dem KaDeWe in Berlin. Der Stroget zieht sich vom Kongens Nytorv bis hin zum Rathaus der Stadt.

Inzwischen regnete es immer mehr und wir alle hatten Lust auf einen kleinen Imbiss und warme Getränke. Doch entweder, die Restaurants sagten uns nicht sonderlich zu, oder aber hatten keinen Platz für acht Leute. Inzwischen waren wir ohnehin schon am Rathaus der Stadt angekommen. Hier irgendwo befindet sich das Hard Rock Café. Weil wir ohnehin dorthin wollten, entschieden wir uns, doch einfach dort eine Kleinigkeit zu essen.

Vorbei am Tivoli machten wir uns also auf die Suche nach dem Restaurant; wurden aber irgendwie nicht fündig. Es begann zu Schütten, die Schirme waren zu klein und wir langsam durchnässt. Die Laune sank langsam.

Nach einigem Umherirren wurden wir endlich, endlich fündig - das Hard Rock Café! Wir schauten zu aller erst in den Shop, kauften das ein oder andere T-Shirt und entschieden uns schließlich, gleich komplett auf eine Einkehr hier zu verzichten und stattdessen zurück zum Schiff zu fahren. Meinen Stadtrundgang hatten wir fast komplett durchgeführt; lediglich Schloss Christiansborg und die Börse standen noch auf dem Programm, aber bei dem Regen hatten wir nun alle keine Lust mehr.

Ein Taxi gefunden, rief dieser gleich noch ein zweites heran und im Konvoi ging es schließlich zurück. Eine gute Viertelstunde waren wir unterwegs. Die Fahrt bezahlt, ging es sogleich aufs Schiff. Nur kurz frisch gemacht und die Sachen in die Kabine gebracht, marschierten wir gleich wieder ins California Grill; hier hatten wir uns wieder zum Essen verabredet.

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir noch ziemlich gemütlich; schlenderten übers Schiff, hielten ein Nickerchen und gegen Abend trafen wir uns zu einem Großteil zum Essen im Marktrestaurant. Zum Abschluss der Kreuzfahrt gab es heute Hummer und andere Spezialitäten. Mmmhhh.

Bild Vorher aber sahen Toni und ich noch beim Auslaufen aus dem Hafen von Kopenhagen zu. Inzwischen hatte es wieder aufgerissen, die Sonne kam zum Vorschein. Schade, mit dem Wetter hatten wir nicht besonders viel Glück, aber andererseits hatten wir im April auch irgendwie damit gerechnet. Wir ließen diese Reise Revue passierten und waren uns einig, dass es eine sehr gelungene und lustige Tour war und sie uns sehr viel Spaß gemacht hat.

In einer der Bars traf sich schließlich ein Großteil unserer Gruppe noch auf eine nette Cocktailrunde. Langsam neigte sich die Kurzreise ihrem Ende zu, morgen würden wir uns alle schon wieder auf den Heimweg machen; schade. So ein paar Tage mehr wären nicht schlecht gewesen.

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