6. Tag: Unterwegs in Funchal


Schon um 7 Uhr legten wir im Hafen von Funchal an. Fast pünktlich dazu wurde ich wach und schlüpfte kurzerhand auf den Balkon hinaus, um ein paar Fotos zu machen. Funchal strahlte mit seinen tausend Lichtern fröhlich entgegen, die Sonne war langsam am Aufgehen. Was für ein wundervoller Anblick!

Bild Zum Aufstehen war es allerdings noch viel zu früh. Also wieder zurück ins Bett und noch ein Weilchen geschlafen, bevor es gegen 10 Uhr ganz gemütlich zum Frühstücken ging. Leider hatte das Brauhaus heute generell für das Frühstück geschlossen, andere waren bereits am Aufräumen, so blieb eigentlich nur noch der Yacht-Club bei der Lanai-Bar. Was soll ich sagen? Hier gibt es zwar eine riesige Auswahl am Büffet, auch platztechnisch war heute einiges frei, aber so richtig wohlfühlen kann man sich hier nicht. Alles viel zu groß und unpersönlich. Deshalb: Nur kurz was gefuttert und getrunken, dann den Rucksack geschnappt und ab nach draußen.

Die Schlange für den Shuttle-Bus hielt sich in Grenzen. Für 5,99 € pro Person (Stand: Februar 2020) kann man den gesamten Tag über nutzen. Tatsächlich wurde er von mir nur für die Hinfahrt genutzt, zurück ging es letztendlich zu Fuß.

Bild Ich freute mich riesig auf den heutigen Tag. Zwar hatte ich Madeira bereits 2 x besucht, beide Male allerdings eine ausgiebige Inselrundfahrt gemacht. Lediglich den Markt in Funchal hatten wir damals besichtigt, ansonsten war mir die Stadt absolut fremd. Das sollte sich heute endlich ändern. Das Wetter war hervorragend. Blauer Himmel, Sonne satt und warme (fast schon zu warme) Temperaturen. Nur meine Übelkeit lag mir schwer im Nacken. Aber egal. Bestmöglich ignorieren.

Einmal aus dem Hafengelände raus, fährt der Shuttle-Bus seine Gäste direkt zur Seilbahnstation. Eigentlich war der Plan, auch direkt mit dieser auf den Berg Monte zu fahren. Die Idee hatten auch andere. Die nicht enden wollende Warteschlange hielt davon ab. Die Leute standen quasi einmal um das Gebäude herum, dazu noch einmal innerhalb des Gebäudes in mehreren Reihen … Die Wartezeit wurde auf gut 1,5 Stunden hochgerechnet. Nein, danke. Dafür war das Wetter echt zu schön und ich hatte absolut keine Lust, mir die Beine in den Bauch zu stehen. Hier und da wurde man von anderen Touristen angesprochen, ob man deren Ticket abkaufen möchte oder sich ein Taxi teilt. Aber mir war jetzt erst einmal nach einen gemütlichen Spaziergang durch die Stadt.

Bild Und so ging es erst einmal ein wenig durch die Grünanlage mit einem zuckersüßen Kiosk entlang der Rua D. Carlos I., in der sich Restaurant und Bars aneinander reihen. Weiter entlang kleiner Gassen entdeckt man kleine Wohnhäuser in bunten Farben. Deren Türen gleichen kleinen Kunstwerken. Kunterbunte Malereien, die namhaften Künstlern in nichts nachstehen, strahlen einem entgegen und machen dieses kleine Viertel zu etwas ganz Besonderem. Obwohl nur ein kleiner Straßenzug, hat mich diese Ecke ganz besonders fasziniert.

In der Rua do Portão steht die Ende des 15. Jahrhunderts von heimischen Fischern erbaute Capela do Corpo Santo. Von damals zeugt leider nur noch die gotische Eingangspforte, alles andere wurde zerstört und wieder neu erbaut.

Weiter die Largo do Corpo Santo entlang, erreicht man nach einiger Zeit das Forte de Sao Tiago. 1614 wurde es zum Schutze von Seeräubern erbaut, 1767 erweitert. Es diente von Anfang an ausschließlich zu militärischen Zwecken. Erst 1992 wurde entschieden, das Gebäude für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen. Heute findet man hier ein Museum sowie ein ausgezeichnetes Restaurant mit Terrasse.

Bild Von einer Aussichtsterrasse an der Calcada do Socorro genießt man einen unglaublich schönen Blick auf die Bucht von Funchal und auf den Hafen mit den Kreuzfahrtschiffen. Etwas windig, aber durchaus ein Platz zum Verweilen.

Nicht weit davon entfernt, befindet sich die Kirche Sanitago de Menor (Igreja Socorro). Deren Äußeres zeigt eindeutig die Charakteristiken des barocken Baustils aus dem 18. Jahrhundert, beeinflusst von der Nüchternheit der Inselarchitektur. Die Kirche ist schön eingefasst von Eisenpfählen und einem dichten Baumbestand, was den Platz besonders schön macht.

Im direkt daneben liegenden Barreirinha Bar Café mit Plätzen auf der Aussichtsterrasse, gab es Cola und Kaffee. Ein schöner Platz zum Verweilen, hier gefiel es mir.

Nach dieser Stärkung ging es die R. Bela São Tiago entlang, vorbei am 4-Sterne-Hotel Qinta Bela S. Tiago, das zwar toll aussieht, architektonisch allerdings so gar nicht in diese Straße hinein passt. Die Wege sind hier unglaublich eng und steil. Mit dem Auto ist jede Fahrt sicherlich ein kleines Erlebnis, entgegen kommen darf einem hier niemand. Aber auch zu Fuß kann es in den heißen Sommermonaten schnell anstrengend werden.

Bild Immer weiter die Straße entlang, erreicht man nach einiger Zeit in der Zona Velha an der Rua Birgadeiro Oudinot die Markthalle von Funchal, den Mercado dos Lavradores (Bauernmarkt). 1940 eröffnet, findet man hier auf 9.600 qm und auf zwei Etagen alles, was das Herz begehrt und für Markthallen so typisch ist: Frischen Fisch, frische Wurst- und Fleischwaren, daneben Obst und Gemüse in Hülle und Fülle, aber vor allem auch eine Vielzahl von Blumen. Auch kann man hier typische Pflanzenarten Madeiras für zu Hause mitnehmen. Eine vor vielen Jahre mitgenommene Bananenstaude für Zuhause hielt in den heimischen Gefilden leider kein Jahr. Also verzichtete ich dieses Mal darauf, ähnliches einzukaufen. Ist nur schade drum.

Der Fischmarkt war schon so gut wie ausgeräubert. Nur noch wenige Händler waren zugegen und boten die letzten Restbestände an.

Hier ein wenig durchgeschlendert, ging es nach einiger Zeit ein paar Schritte weiter zu einer der Hauptverkehrsstraßen Funchals, der Rua da Infáncia. Von hier aus sollte nach Recherche im Internet nämlich ein Bus zum Berg Monte starten. Und das wollte genutzt werden. Die Bushaltestelle zu finden, war allerdings gar nicht so einfach. Endlich an der richtigen gestanden, dauerte es ziemlich lange, bis dann endlich mal der richtige Bus kam. Aber: Man hat ja Urlaub und auch Zeit.

Ganz egal, wie weit man fährt: Pro Strecke zahlt man hier 1,50 €. Einen Platz ganz vorne gesichert, ging es auch schon los. Das ganze glich ziemlich schnell einer kleinen Achterbahnfahrt. Die Straßen sind so dermaßen eng, die Kurven teilweise im 90-Grad-Winkel, und trotzdem preschte der Busfahrer hier entlang, als wäre es eine Rennstrecke. Klar, der fährt das auch zig Mal am Tag. Bewundernswert, ich wäre nach nur einer Fahrt schweißgebadet. Den Weg via Handy mitverfolgt, sieht man hier in der Tat eine reine Serpentinenstraße.

Bild Leider ließ ich mich etwas in die Irre führen und stieg nach rund 15 Minuten aus dem Bus aus – ich dachte, wir wären bereits da. Stattdessen stand ich lediglich vor einem Wohnhaus und einer kleinen Kapelle mitten in der Prärie, die man nicht einmal besichtigen konnte, weil der Zugang versperrt war. Der Gedanke, das letzte Stück zu Fuß zu gehen, wurde schnell wieder verworfen. Der Weg war so dermaßen steil, dass selbst ich, die Berge gewöhnt ist, schon nach wenigen Minuten ins Schwitzen kam. Also wieder zurück zur Haltestelle und auf den nächsten Bus gewartet. Der Fahrer hätte aber auch was sagen können …

Nach rund 15 Minuten kam dann auch schon der nächste Bus, noch einmal 1,50 € bezahlt, erreichten wir schließlich nach rund fünf Minuten endlich die Endstation: Monte auf rund 700 m Höhe. Der Bus hält direkt am großen Parkplatz unweit des Restaurants Pátio das Babosas.

Über die Largo das Babosas und die Largo da Fonte erreicht man nach einiger Zeit das Herzstück des einstigen Villenviertels von Funchal: Die Kirche Nossa Senhora do Monte. Der Weg dorthin ist gesäumt von einem Botanischen Garten (der Eintritt kostet), auf der rechten Seite entdeckt man etwas oberhalb die Kapelle Santa Maria. Weil der Aufstieg wieder sehr steil war und zudem eine Vielzahl von Leuten unterwegs, verzichtete ich darauf.

Bild An der Ecke Largo da Fonte und Caminho da Monte unterhalb der Kirche starten die für Funchal so bekannten Korbschlittenfahrten. Jeweils zwei Leute werden von zwei in Weiß gekleideten Carreiros rund 2 Kilometer den steilen Berg hinab bis an den Stadtrand von Funchal gefahren, Dauer 10 Minuten, Höchstgeschwindigkeit rund 50 km/h. Gebremst wird dabei mit den Gummisohlen der Schuhe. Was heute nur noch von Touristen genutzt wird, galt um 1850 herum als das schnellste Transportmittel der Bewohner Montes.

74 Stufen führen zur Nossa Senhora do Monte hinauf. Steil und beschwerlich, dafür wird man oben angekommen mit einem schönen Weitblick belohnt. Die Kirche wurde am 20. Dezember 1818 geweiht, nachdem sie aufgrund eines Erdbebens 1748 neu erbaut werden musste.

Natürlich sah ich mir auch das Innere der Kirche an, was jedoch ziemlich schlicht gestaltet ist. Sehenswert ist jedoch die silberne Marienstatue am Hochaltar und das Grab von Karl I.

Bild Eine enge Treppe führt auf eine Plattform zwischen den beiden Kirchtürmen hinauf. Von hier aus hat man nochmal einen schönen Blick über Funchal sowie darüber hinaus auf den Hafen mit den Kreuzfahrtschiffen und auf das Meer.

Eine gute Stunde hier aufgehalten, ging es anschließend mit der Seilbahn wieder nach unten. Hier war die Schlange deutlich kleiner, genau genommen stand man gerade mal 10 Minuten an. Das Ticket kostete ca. 8,- € pro Person (Stand: Februar 2020), die Kabine fasst bis zu 6 Personen, wir waren jedoch nur zu Viert.

Was soll ich sagen? Die Fahrt ist atemberaubend schön! Rund 15 Minuten lang genießt man unglaubliche Ausblicke über Funchal. Über die Dächer der Wohnhäuser, die Grünanlagen, auf das Meer, die Straßen … Einfach wunderschön und ein Muss für jeden Funchal-Aufenthalt.

Wieder an der Seilbahnstation angekommen, meldet sich langsam der Hunger zu Wort und so gab es ein Sandwich in der daneben liegenden Teleférico Restaurant & Lounge Bar. Schön zu sitzen mit einer ausladenden Terrasse, geschmacklich in Ordnung.

Bild Mit einem Abstecher in die Grünanlagen ging es im Anschluss über den Funchal Fitness Park entlang der schönen Promenade an der Avenida do Mar zu Fuß zurück zum Schiff. Der Spaziergang war toll. Links das Meer und etwas später der Yacht-Hafen, rechts der Blick auf die Stadt mit den fantastischen Häuserzeilen. Auf einem kleinen Platz stand eine Handvoll von Snack- und Eisbars, etwas weiter hinten wehte eine immens große Flagge Madeiras im Wind.

Vorbei am Palacio de Sao Lourenco und dem Militärmuseum ging es die prachtvolle Avenida Zarco entlang, links und rechts gesäumt von hohen Bäumen. Einmal links abgebogen, auf der Avenida Ariagga, befindet man sich in der etwas gehobeneren Gegend Funchals. Hier findet man z. B. auch das Hotel Ritz Madeira sowie das hiesige Theaterhaus.

Wieder zurück in Richtung Meer erreicht man den beeindruckenden Yachthafen, von hier aus ging es direkt weiter zum CR7-Museum. Ein Museum von und über Christiano Ronaldo, welcher auf Madeira geboren wurde und einer der bekanntesten Fußballspieler der Welt ist. Direkt angrenzend befindet sich zudem seine eigenes CR7-Hotel mit Restaurant.

Bild Einen kurzen Blick auf die Statue und den Shop geworfen, ging es nun direkt weiter zum Schiff. Von hier aus sind es noch einmal gut 15 bis 20 Minuten, also durchaus machbar.

Schon bei meinem letzten Besuch haben mich die Schiffs-Malereien an der Hafenmauer begeistert, seitdem sind einige neue Kunstwerke dazu gekommen.

Gegen 18 Uhr wieder zurück an Bord der AIDAnova war ich nach rund 7 Stunden Stadtrundgang zwar unendlich platt, aber auch unendlich dankbar für einen wahrhaft wundervollen Tag in Funchal. Diese Stadt war definitiv das Highlight der gesamten Reise. Ein wunderschönes Städtchen, welches mit der unglaublichen Blumen- und Farbenpracht einfach begeistern muss.

Den Abend ein wenig auf dem Balkon genossen, machte ich mich gegen 20 Uhr nochmals auf den Weg nach draußen. Inzwischen war es dunkel geworden und ich wollte doch so gerne noch ein Bild von der AIDAnova bei Nacht machen. Zu Fuß wieder zurück in die Stadt, war es gar nicht so einfach, den perfekten Platz zu finden, von dem man aus auch das ganze Schiff aufs Bild bekommt.

Weil es noch so schön warm und angenehm war, ging ich noch ein wenig weiter spazieren, noch ein Stückchen in die Stadt hinein. Hier und dort noch ein paar Fotos gemacht, drehte ich jedoch nach einer guten Stunde wieder um. Ich kenne mich: Wenn ich mich nicht selbst einbremse, mache ich den gesamten Rundgang von heute nochmals bei Nacht. Und das war nicht nur sehr viel und weit, sondern vor allem auch anstrengend, denn so langsam spürte ich dann doch meine Füße. Und abgesehen davon: Das Schiff verpassen sollte ich dann auch nicht.

Bild Mangels Hungergefühl wurde auf das Abendessen heute verzichtet. Stattdessen holte ich mir bei Starbucks auf der AIDAnova einen Muffin und Kaffee und machte es mir erneut auf dem Balkon bequem.

Zum Auslaufen aus Funchal gegen 23 Uhr packte ich mich nochmals ein, holte mir ein Bierchen und suchte mir einen gemütlichen Platz. Ganz langsam liefen wir aus dem Hafen von Funchals aus, die Lichter wurden immer kleiner und kleiner. Ein wundervolles Bild: Funchal bei Nacht.

Eine halbe Stunde später große Aufregung. Die AIDAstella kam uns entgegen. Sie löste uns an unserem Liegeplatz ab. Ein Schwesterntreffen ist bei AIDA immer heiß begehrt und wird mit viel Gehupe und großem Trarar begleitet.

Den restlichen Abend noch ein wenig im Beach Club bei der Silent Party ausklingen lassen (ich jedoch ohne Kopfhörer, ich lauschte lediglich den Gesängen der Gäste und machte es mir in den Lounge-Sesseln bequem), legte ich mich gegen halb 1 Uhr nachts dann langsam schlafen. Es war ein langer Tag.

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Fotoalbum Madeira (Funchal)


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