4. Tag: Zum Karneval nach Las Palmas de Gran Canaria


Schon in den frühen Morgenstunden, so gegen 5 Uhr, liefen wir in den Hafen von Las Palmas de Gran Canaria ein. Mitbekommen habe ich davon allerdings herzlich wenig. Ich war noch viel zu müde vom gestrigen Tag und drehte mich lieber noch ein paar Mal um.

Weil für heute aber natürlich auch wieder einiges geplant war, ging es gegen 9.30 Uhr zum Frühstücken. Von meinem Balkon aus konnte man direkt auf die Außenplätze des Brauhauses blicken. Da waren noch einige Plätze frei, die Temperaturen angenehm warm, also warum nicht mal das Brauhaus ausprobieren?

Bild Die Auswahl fürs Frühstück war für meine Begriffe absolut ausreichend. Ein kleines Büffet mit Brot- und Backwaren, dazu Käse und Wurst, auch verschiedene Müsli-Sorten und – wer wollte – konnte sich im hinteren Bereich auch mit Weißwürste eindecken. Hier war kaum etwas los. Im Gegensatz zu den chaotischen Büffetrestaurants eine echte Alternative.

Mit Blick auf die Marella Explorer 2 (ehemals Thomson Cruises, ehemals Mein Schiff 1) war es ein sehr entspanntes und angenehmes Frühstück, bevor es gegen 10.30 Uhr dann langsam von Bord ging.

Für den heutigen Tag hatte ich keinen Mietwagen bestellt, sondern wollte mir Las Palmas in aller Ruhe ansehen. Wobei ich ja schon neugierig gewesen wäre, welches Auto ich heute bekommen hätte … vielleicht einen Lamborghini? ;-)

Bild Angelegt hatten wir im Hafen Santa Catalina Poniente im gleichnamigen Stadtteil Santa Catalina und somit im modernen Teil der Stadt. Aus dem Schiff raus und einige hundert Meter die Promenade entlang, erreicht man das Einkaufszentrum El Muelle, was mich allerdings so gar nicht anzog. Von hier aus hatte man aber einen schönen Blick auf die beiden Schiffe, was natürlich sofort fotografisch festgehalten werden musste.

Ein paar Schritte weiter erreicht man einen großen Untergrund-Busbahnhof. Von hier aus gelangt man in alle erdenklichen Ecken der Insel.

Auch wenn der Weg entlang der Avenida de Canarias, direkt am Meer, in Richtung Altstadt sehr einladend wirkte. 9 Kilometer waren dann doch eine Hausnummer. Leider bot AIDA keinen Shuttle an, was mich etwas verwunderte und auch ärgerte. So musste man sich selber durchfragen, mit welchem Bus man jetzt eigentlich überhaupt dorthin gelangt.

Mit einer groben Erklärung ging es nun also in Richtung Parque Santa Catalina. Gesäumt von zahlreichen Palmen und Blumenbeeten spielt sich hier ein beträchtlicher Teil von Las Palmas' Nachtleben ab. Zahlreiche Restaurants, Bars, Clubs und Diskotheken locken die Besucher an.

Bild In einem groß angelegten Bereich saßen die Senioren, spielten Schach und Domino und ließen den Tag ruhig angehen. Hier beginnen in aller Regel auch die Stadtrundfahrten und starten die Busse in die Altstadt. Heute allerdings war die halbe Stadt abgesperrt, eine große Bühne nahm den Großteil dieses Platzes ein. Die von der Dame erklärte Bushaltestelle war also schon mal nicht richtig. Zumindest nicht heute. Also wieder ein Stückchen weiter zur nächsten Station.

Dank Google Maps war diese dann nach einiger Zeit endlich gefunden. Nur noch drei Minuten, dann fuhr der Bus vor. 1,50 € pro Person (Stand: Februar 2020) bezahlt, ging es nun stehend (der Bus war brechend voll) rund 20 Minuten in die Innenstadt. Haltestelle: Vegueta. Geschafft!

Hier war die Hölle los. Ich hatte keine Ahnung, dass wir uns inmitten des Carnaval de Canarias befanden, dem Faschings-Spektakel auf den Kanaren. Vom 7. Februar bis 1. März 2020 fanden immer wieder entsprechende Festivitäten statt und heute war ganz Las Palmas im Ausnahmezustand.

Tausende von verkleideten Menschen, die durch die Straßen strömten. An verschiedenen Stellen waren größere und kleinere Bühnen aufgestellt, dazwischen Straßen-Bars mit Getränken und kleinen Snacks.

Bild Ich war ganz fasziniert von diesem Auflauf. Die Kostüme waren zum Teil wirklich beeindruckend. Auffällig war, dass Gruppen in aller Regel alle gleich kostümiert waren. So traf man z. B. auf die „Überlebenden des Titanic-Untergangs“ oder auch auf eine Horde Skifahrer. Fabelwesen aus Alice im Wunderland oder Dornröschen kamen entgegen oder Zorro stand mutterseelenallein in einer kleinen Gasse.

Ein schöner Ausnahmezustand, alles so friedlich und angenehm. Trotz der Menschenmassen hatte man keine Sekunde irgendwelche Zweifel oder Bedenken wegen der Sicherheit. Alle lachten, sangen und tanzten. Was für ein schönes Miteinander.

Direkt neben der Haltestelle Veguta – Plaza Santa Ana – befindet sich der Mercado de Vegueta, eine große 1858 eingeweihte Markthalle, die natürlich umgehend besucht werden wollte. Die zahlreichen Händler präsentieren die vorwiegend lokalen Waren mit ansehnlichen Auslagen. Allein die Obst- und Gemüsestände sprengen das Auge mit einer unglaublichen Vielfalt und Farbenpracht. Aber auch Gewürze, Fisch in Hülle und Fülle, daneben hochwertige Fleisch- und Wurstsorten sind hier zu finden. Wieder einmal eine wahre Freude, sich das alles hier anzusehen. Obwohl ich jetzt schon gefühlt 50 verschiedene Märkte besucht habe, begeistern sie mich jedes Mal wieder aufs Neue.

Durch die Menschenmassen hindurch, ging es schließlich entlang der Haupteinkaufsstraße Calle Triana im gleichnamigen Viertel. Sie befindet sich im Herzen der Altstadt; 1852 ließen sich hier die ersten Geschäfte und Banken nieder. Bei der Hausnummer 35 befindet sich eine aus 1868 stammende elektrische Uhr, die vom berühmten Uhrmacher Juan Pflüger entworfen wurde. Sie steht als Symbol dafür, sich Zeit zu nehmen und das Leben zu genießen.

Bild Eine kleine Pause bei McCarthy's, einem Irish Pub, eingelegt, Cortado und Cola gegen den Durst getrunken und die singenden und tanzenden Karnevalisten etwas zugesehen, ging es anschließend abseits der Hauptstraße durch kleinere Gassen und Straßen durch das Triana-Viertel mit seinen schönen alten und bunten Häusern, den vielen Schatten spendenden Bäumen, dazwischen immer wieder kleine Boutiquen oder süße Tapas-Bars. Einfach schön.

Viele der Häuser wirken wie einem traditionellen Dorf entsprungen. So als hätte man sie hier nach und nach aufgebaut, um den Nachkommen das damalige Leben auf den Kanarischen Inseln zu verdeutlichen. Die Häuser sind in bestem Zustand, frisch angestrichen, sauber, und bezaubern mit ihren kleinen Balkonen und den vielen verschiedenen Pastellfarben. Der Stadtteil Triana spiegelt die Bourgeoisie wider, denn hier ließen sich vor allem andalusische, englische, maltesische und dänische Handelsfamilien nieder. Dadurch entstammen die hier zu sehenden Häuser auch den Baustilen des 18. bis 20. Jahrhunderts.

Eher durch Zufall entdeckte ich einen kleinen Haustier-Shop. Logisch, dass ich hier rein musste. Tatsächlich fand ich spanische Leckerlies, dazu noch Qietschetierchen für Benita. Einfach mal was anderes, als was es hierzulande immer gibt. Und Mitbringsel für meine Mädels müssen eben immer sein.

Bild Ein Stückchen weiter spaziert, erreicht man die langgestreckte und von Lorbeerbäumen gesäumte Alameda de Colon gleich neben der Plaza Cairasco mit dem Hotel Madrid. Während sich am oberen Ende des Platzes die Kirche San Francisco de Asis befindet, steht am unteren Ende ein wunderschöner Kolonialbau, in welchem sich die CICCA befindet, ein Kulturzentrum mit Wechselausstellungen und Konzerten. Das Zentrum des Platzes dominiert eine rund 15 Meter hohe Säule mit der Büste von Christopher Kolumbus, dem Entdecker Amerikas.

Einen kurzen Rundgang durch die barocke Kirche San Franciso aus dem Jahre 1821 gemacht, ging es im Anschluss quer über den Platz wieder in Richtung Vegueta. Jetzt einmal quer durch die Menschenmassen hindurch, begleitet von stimmungsvoller Musik und guter Laune.

Direkt im Herzen Veguetas, dem ältesten Stadtteil Las Palmas', befindet sich die Kathedrale Santa Ana mit ihren zwei Türmen. Die erste Kirche, die auf der Insel gebaut wurde, nachdem Gran Canaria im Jahre 1478 erobert worden war.

Um 1500 mit dem Bau begonnen, flossen drei Baustile in das Ergebnis hinein: Gotik, Renaissance und Neoklassizismus. Das Innere der Kirche kann besichtigt werden (Eintritt: 2,40 €, Stand: Februar 2020), ich verzichtete jedoch darauf.

Bild Ein wenig auf dem Platz Santa Ana verweilt und den feiernden Spaniern zugesehen, ging es über die Calle Reloj weiter zum Justizpalast. Wenige Gassen abseits war hier kaum mehr was los. Hier und da hörte man noch die Gesänge der Menschen, aber ansonsten war man stellenweise komplett alleine unterwegs. Mit den alten Gebäuden fühlt man sich zeitweise wieder ins Mittelalter zurückversetzt.

Ganz in der Nähe der Calle Cólon an einer der Außenbars was zu Trinken bestellt, ging es anschließend wieder ein Stückchen weiter, direkt zur Casa de Colón, dem Kolumbushaus, was heute ein umfangreiches Museum über Kolumbus und seine Reisen enthält.

In der Calle Armas an einer der Bars noch einen kleinen Snack und was zu Trinken bestellt, den vorbei laufenden Karnevalisten zugesehen und die gute Stimmung genossen, ging es anschließend langsam wieder zurück in Richtung Markthalle. Der Großteil der Altstadt war besichtigt, die Menschen wurden immer mehr und irgendwie war es jetzt langsam Zeit, den Rückweg anzutreten.

Bild Obwohl es laut und stellenweise chaotisch zuging – und ich mich eigentlich auf eine ruhige und ausgiebige Stadtbesichtigung eingestellt hatte – war ich trotzdem glücklich und dankbar, den berühmten Carnaval de Canarias einmal live miterlebt zu haben. Manches ist eben einfach nicht planbar – und genau das sind meistens auch die schönsten Erlebnisse.

Mit dem Bus wieder zurück nach Santa Catalina gefahren, folgte schließlich noch ein kleiner Spaziergang hierdurch. Von der Plaza de Santa Catalina, vorbei an den verschiedenen Restaurants und Bars, ging es durch die Fußgängerzone hindurch in Richtung Stadtstrand Playa de las Canteras.

Der rund 3 Kilometer lange Goldstrand wird von einem natürlichen Riff geschützt, so dass man hier sehr ruhiges Wasser genießen kann. Auch heute war bereits eine ganze Menge los, die Leute sonnten sich und badeten trotz der nicht ganz so warmen Wassertemperaturen im Meer.

In einem der kleinen Cafés noch einen Cortado bestellt und die Aussicht aufs Meer genossen, ging es anschließend langsam wieder zurück zum Schiff. Heute prasselten wirklich viele Eindrücke auf einen herein, jetzt war es Zeit für eine Verschnaufpause.

In der Kabine etwas ausgeruht, war es danach Zeit, die Eisbar auf Deck 8 zu probieren. Hier gibt es rund ein Dutzend verschiedene Eissorten, darunter (natürlich) auch veganes und laktosefreies Eis. Hier kann man sich sowohl richtige Eisbecher bestellen als auch nur einzelne Kugeln. 1 € pro Kugel ist noch ok, ich bestellte Schokolade und Pistazie. Mit Blick auf das neben uns liegende Schiff fiel der Test für das Eis jedoch nicht ganz so gut aus. Es war absolut geschmackslos. Sehr schade; hier hatte ich mir mehr erwartet.

Bild Ein wenig über Bord spaziert, stand der nächste „Test“ an: Die Minigolf-Anlage auf Deck 8. An der Rezeption Schläger und Zettel geholt, dazu 4,50 € pro Person (pro Runde) bezahlt, ging es auf den kleinen Parcours. Sagen wir mal so: Ein nette Freizeitgestaltung, allerdings sind die Bahnen ohne größere Hindernisse. Hier hätte man deutlich mehr einbauen und den Schwierigkeitsgrad etwas erhöhen können. Aber dennoch hat die Runde großen Spaß gemacht. Den Golfball kann man sich im übrigen als Andenken mit nach Hause nehmen, nur die Schläger müssen logischerweise zurückgegeben werden (hierfür hinterlegt man zu Beginn seine Bordkarte als Pfand).

Kurz vor Ablegen um 20.30 Uhr nochmals ein wenig über Bord spaziert und den nächtlichen Blick auf einen Teil der Stadt und auf Marella Cruises genossen, ging es kurz darauf zum Abendessen ins Sushi House. Dieses zuzahlpflichtige Spezialitätenrestaurant auf Deck 6 im asiatischen Bereich des Schiffes hatte nahezu an allen Tagen ohne Vorreservierung noch Plätze zur Verfügung, so auch heute.

Eine Komposition von Sushi & Sashimi bestellt, war es ein richtig schöner Abend hier. Eine gemütliche, ruhige und angenehme Atmosphäre, mit einem anschließenden Besuch der Tokyo Bar nur wenige Meter daneben. Eine ebenfalls gemütlich Bar mit wenig Publikum. Hier fand man immer Platz. Für Ruhesuchende genau das Richtige.

Bild Zum Abschluss des Abends ging es schließlich noch in die Casino-Bar. Ein wenig den Spielern zusehen und danach auch selber noch Roulette spielen. Hier an Bord der AIDAnova ist das Casino erstaunlich groß im Gegensatz zu den anderen Schiffen der AIDA-Flotte. Allerdings wirkt es auch eher unpersönlich. Es gibt mehrere Automaten, dazu automatische Roulette- und Black-Jack-Tische, die jedoch auch ohne Groupiers sind und rein digital bespielt werden.

Da ich das vorher noch nie gemacht habe, stellte ich mich auch erst einmal etwas an. Irgendwie wollte alles nicht so funktionieren wie gedacht. Eine Angestellte erklärte den Tisch schließlich, machte die Einstellungen mit der Bordkarte; anschließend konnte es losgehen.

Irgendwie hatte ich heute erstaunliches Glück. 10 € eingesetzt, war ich kurze Zeit später schon auf 80 €. Whow! Jetzt nur nicht übermütig werden. Wieder ein klein wenig verloren, beließ ich es schließlich bei einem Endgewinn von 50 €. Jetzt ab ins Bett … es war ein langer Tag, ich freute mich auf einen erholsamen Seetag morgen.

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Fotoalbum Gran Canaria (Las Palmas)


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