3. Tag: Unterwegs auf Lanzarote


Schon in der Nacht – genau genommen gegen 23 Uhr – liefen wir in den Hafen von Arrecife ein. Einige Nachtschwärmer nutzten dieses Angebot nur zu gerne und machten die Diskotheken vor Ort unsicher, wie uns am frühen Morgen der Kapitän über die Lautsprecher berichtete.

Körperlich gesehen fühlte ich mich ehrlich gesagt auch so, als hätte ich mir die Nacht um die Ohren geschlagen. Noch immer hatte ich mit Übelkeit und Magenschmerzen zu kämpfen und konnte mir den Ursprung einfach nicht erklären.

Nichts desto trotz ging es gegen 8.30 Uhr zum Frühstücken. Dieses Mal sollte das Büffetrestaurant Bella Donna ausprobiert werden, denn auf ein á-la-carte-Frühstück wie gestern im French Kiss hatte ich heute keine Lust. Doch hier im Büffet erwartete mich das übliche Morgen-Chaos. Die Leute liefen kreuz und quer, standen im Weg, schoben sich durch die Gänge. Genau so, wie ich es eben nicht mag. Aber egal. Tee, Croissant und etwas Obst geholt, war ich nach einer guten Viertelstunde auch schon wieder durch.

Bild Auch für den heutigen Tag hatte ich einen Mietwagen gebucht. Ich trotzte meinen Magenschmerzen, packte meinen Rucksack und los ging es.

Direkt am Schiff befindet sich ein kleines, gläsernes Büro des Mietwagenvermittlers Cicar. Das Auto war auf 9.30 Uhr bestellt, ich war pünktlich am Büro, aber mal wieder nicht die einzige. Vor mir standen rund 20 weitere Personen an, das Büro war nicht besetzt. Es sah ganz so aus, als würde es auch heute wieder länger dauern, doch einige Zeit später bog ein kleiner Shuttle-Bus um die Ecke, der die Leute ins wenige hundert Meter entfernte Großraum-Büro von Cicar brachte. Hätte ich das gewusst, wäre ich zu Fuß gegangen. Somit hätte man sich gut 30 Minuten Wartezeit erspart. Aber egal.

Im Hauptbüro ging dann alles relativ flott. Eigentlich hatte ich auch für heute wieder einen Opel Corsa bestellt. Die Dame an der Ausgabe kramte bei den Schlüsseln und fragte mich schließlich, ob ich auch mit einem Abarth einverstanden wäre. Na, da musste ich nicht lange überlegen. Aber klar doch! Allerdings hatte ich dabei an einen Fiat 500 Abarth gedacht und wurde demnach bei der Suche nach dem Auto am angrenzenden Parkplatz zunächst nicht fündig. Kein Fiat 500 weit und breit … Ein rotes Auto sollte es sein … wie lautet gleich nochmal das Kennzeichen? Ein Blick zurück und da stand er: Ein Fiat Spider Abarth – Cabrio. Ich traute meinen Augen nicht. Wie cool ist das denn? Also autotechnisch habe ich die beiden Tage wohl das Upgrade meines Lebens gemacht. Ich war gleich hin und weg. Ein Sportwagen mit viel PS! Whow!

Bild Ein bisschen Bedenken hatte ich zwar auch heute wieder … das Teil ist flott … das Teil hat eine große Schnauze … aber egal. Ich bin ja schließlich rundum versichert. ;-) Erst einmal Sitz, Spiegel und überhaupt alles eingestellt, ging es dann erst einmal gaaanz langsam los. Das hielt allerdings nicht lange an, denn bei solch einem Auto juckt es einem im Fuß und ich musste auf die Tube drücken. Was für ein Erlebnis!

Jetzt aber erst einmal aus Arrecife raus, meinem ersten Ziel des Tages entgegen: Teguise.

Das mittelalterliche Städtchen im Zentrum der Atlantikinsel liegt etwa eine halbe Stunde von der Hafenstadt entfernt und gehört zu den schönsten historischen Orten der Kanarischen Inseln. 1402 durch die Normannen erobert, galt Teguise bis 1852 als Hauptstadt der Insel, bevor diese Funktion auf Arrecife überging.

Bild 2005 hatte ich diesen Ort im Zuge eines geführten Ausflugs schon einmal besucht, heute war es jedoch deutlich angenehmer, in Ruhe hindurch zu streifen. Das Auto auf einem großen, kostenfreien Parkplatz direkt am Ortseingang abgestellt, ging es nun zu Fuß in den Ortskern.

Noch herrschte absolute Stille. Keine Touristen, auch nur sehr wenige Einheimische. Einfach herrlich. Der Ort wirkt mit seinen weiß getünchten kubischen Häusern und den vielen engen Gassen eindrucksvoll herausgeputzt. Er lebt vom Tourismus, die Läden bieten Souvenirs und Kunsthandwerk, dazwischen gibt es viele kleine(re) Bars und Restaurants. Eine kurze Pause in einer der Bars bei leckerem Cortado eingelegt, ging es wenig später wieder weiter durch den Ort.

Dieb> Kirche Nuestra Señora de Guadalupe wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts errichtet, anschließend jedoch wiederholt zerstört und erst im 18. Jahrhundert neu erweitert. Direkt gegenüber an der Plaza de la Constitución liegt der herrschaftliche Palacio Spínola aus dem 18. Jahrhundert, in dem heute ein kleines Museum und die Touristen-Information untergebracht sind. Ebenfalls zu finden sind hier die beiden Klöster Santo Francisco und Santo Domingo aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

Bild Eine ganze Weile durch den Ort spaziert, ging es nach einer guten Stunde schließlich wieder weiter. Ich fuhr die LZ10 entlang, ein schöner Straßenzug mit herrlichen Ausblicken über die Insel. An einem der Aussichtspunkte blieb ich kurz stehen, um die wundervolle Lava-Landschaft näher betrachten zu können. Schwarze Erde, wohin man sah, zwischendurch kleine grüne Büsche und weiter hinten der Blick aufs Meer. Unglaublich schön anzusehen.

Gestern Fuerteventura – heute Lanzarote. Zwei kanarische Inseln, die so nah beieinander liegen und doch so unterschiedlich sind. Beide auf ihre eigene Art und Weise karg – und trotzdem wunderschön. Im Gegensatz zu Fuerteventura könnte ich mir hier auch mal einen längeren Urlaub vorstellen, verbunden mit kleinen Wanderungen in abgeschiedenen Gegenden.

Von diesem Anblick losgeeist und wieder zurück im Auto konnte ich auf der weiteren Strecke meinen Abarth endlich mal etwas testen (es war kaum etwas los) und drückte ins Gaspedal. Das Auto machte mir großen Spaß. Eigentlich wollte ich gar nicht mehr aussteigen.

Bild Eine gute halbe Stunde von Teguise entfernt, liegt das „Tal der tausend Palmen“, der kleine verschlafene Ort Haria. Die Anfahrt über die sehr kurvenreiche Straße durch die Berge ist abenteuerlich, mit meinem Auto aber eine echte Freude. Ich strahlte.

Haria liegt eingebettet zwischen mehreren hundert Bergen und Tausenden von Dattelpalmen. Nirgendwo sonst auf der Insel sind sie in einer solchen Vielzahl zu finden.

Im 16. Jahrhundert litt der Ort unter zahlreichen Angriffen de Piraten und Korsaren. Bei einem Überfall 1586 brannte das gesamte Palmental ab.

Der Ort ist ziemlich hügelig, die Straßenzüge eng. Es dauerte eine Weile, bis ich einen Parkplatz fand, der war dann auch noch ziemlich steil anzufahren, aber das Auto setzte nicht auf – und das war die Hauptsache.

Bild Der rund 1.100 Menschen umfassende Ort ist überschaubar, wirkt aber sehr sauber und einladend. Die Plaza Leon y Castillo ist der Mittelpunkt der Stadt, am rückseitigen Ende befindet sich die Pfarrkirche. Sehr schön anzusehen ist das Rathaus auf der Plaza de la Constitución. Einen kurzen Abstecher in den Aloe-Vera-Laden gemacht und durch die Gassen gestreift, ging es eine gute dreiviertel Stunde später dann auch schon wieder weiter.

Auf meiner Landkarte entdeckte ich den Ort San Bartolome. Das dazugehörige Bild versprach einen ähnlichen Ort wie Teguise und Haría und so machte ich mich auf den Weg. Doch dort angekommen, wirkte der Ort ziemlich trostlos. Weit und breit war keine Kirche zu sehen, eigentlich nur eine Art Gewerbegebiet und ein Wohnviertel, in dem ich mich etwas verirrte. Einbahnstraßen, Sackgassen … ich wollte eigentlich nur noch raus. Mehrmals die Runde gefahren, in der Hoffnung, doch noch den Ortskern ausfindig zu machen, brach ich den Versuch schließlich ab. Komisch – wo waren die schöne Kirche und der einladende Hauptplatz? Egal. Dann geht es eben weiter.

Am Strand würde es sicher eine einladende Ecke geben und so fuhr ich weiter in Richtung Puerto del Carmen. Irgendwo in einer Seitenstraße das Auto abgestellt, ging es auf einen kleinen Spaziergang durch den Ort. Aber auch der gab nicht sonderlich viel her. Ein Restaurant nach dem anderen, dazwischen Souvenir-Läden, aber kein besonderes Highlight.

Leider zog sich auch der Himmel etwas zu, es wurde kühler, meine täglichen Kopfschmerzen meldeten sich zu Wort. In einer kleinen Bar Tapas bestellt, wurde der kleine Hunger zwischendurch gestillt und sich dann langsam wieder auf den Weg zurück zum Schiff gemacht. Ich war platt. Zwar hatte sich mein Magen den Tag über wieder etwas beruhigt, doch weil heute Abend noch ein Kochkurs auf dem Programm stand, den ich keinesfalls versäumen wollte, brauchte ich dazwischen ganz dringend noch etwas Pause und Schlaf.

Auf Wunsch von Cicar parkte ich das Auto direkt auf dem Parkplatz vor dem Schiff und legte den Schlüssel unter den Vordersitz. Auch hier wurde die Rückgabe nicht kontrolliert, was mich stark wunderte. Dafür aber wurden die Autos nach und nach umgeparkt und vermutlich nach Ablegen des Schiffes wieder für den nächsten Tag in Schuss gebracht.

Bild Nach einer ausgiebigen Pause an Bord und auf der Kabine ging es pünktlich auf 18 Uhr ins Kochstudio der AIDAnova. Für heute Abend war ein Kochkurs gebucht, auf den ich schon mächtig gespannt war. Je nach Schiff und Route finden hier nahezu an jedem Abend Kurse mit verschiedenen Themen statt. Eine Tafel am Eingang zum Studio zeigt zu Beginn der Reise, welche Themen behandelt werden. Ich hatte den Kurs bereits von zu Hause aus gebucht und ließ mich thematisch überraschen. Ich traf es nicht schlecht, denn heute stand die Meat Academy am Programm.

Das Kochstudio besteht aus zwei Bereichen: Auf der rechten Seite befindet sich die große Küche mit mehreren Arbeitsflächen, so dass jeder Gast ausreichend Platz hat. Dazu natürlich die Backöfen und weitere Küchengeräte. Auf der linken Seite dann der Essbereich mit langgezogenen Tischen. Alles sehr modern und einladend gestaltet, tolles Design. Hier gefiel es mir.

Bild Zur Begrüßung erhielten alle Teilnehmer ein Gläschen Sekt (insgesamt waren wir acht Personen), von einem kleinen Büffet konnte man sich weitere Getränke sowie kleine Häppchen für den ersten Hunger nehmen. Ich fragte mich jetzt schon, wer das alles essen soll …!!!

Schließlich stellte sich André uns vor, der Koch aus Leipzig, der seit einigen Jahren für AIDA arbeitet und uns heute durch den Abend führen sollte. Man merkte schnell, dass er sichtlich Freude an seinem Beruf hat, er strahlte übers ganze Gesicht, während er uns die verschiedenen Fleischsorten erklärte und den groben Ablaufplan des heutigen Menüplanes erklärte.

Neben verschiedenen Fleischsorten – Lamm, Rind, Schwein, etc. - gab es zudem noch selbstgemachtes Ketchup, selbstgemachte Barbecue-Sauce, dazu Maisbrot, Ochsenschwanzsuppe, Salate, Cheesecake, Vanilleeis und vieles mehr. Für wie viele Personen sollten wir hier heute nochmal kochen? Hoffentlich würde ich so nach und nach noch etwas mehr Hunger bekommen …

Bild Damit jeder überall etwas mitmischen kann, wurden die Aufgaben sehr grob verteilt. Die Mitarbeiter von André erklärten uns hier und dort die Rezepte, standen beratend zur Seite und waren um keinen Witz verlegen. Immer wieder konnte man seine „Station“ verlassen, um auch mal den anderen über die Schulter zu schauen. Alles in allem ein sehr entspannter und gemütlicher sowie lustiger Abend. Die Zeit verging wie im Fluge und die Erläuterungen waren mehr als interessant.

Knapp drei Stunden später war es dann endlich soweit: Alle Speisen wurden nach und nach serviert. Bei dem ein oder anderen lehnte ich ab, denn jeden einzelnen Gang hätte ich niemals geschafft. Während des Essens lernten sich alle Teilnehmer untereinander etwas näher kennen, es war eine entspannte Atmosphäre und ein wirklich toller Abend, der so langsam gegen Mitternacht zu Ende ging. Was für ein langer Tag. Aber der Kochkurs hat sich wahrlich gelohnt. Obwohl ich jetzt nicht ganz so leidenschaftlich gerne koche, hat es mir sehr viel Spaß gemacht. Es war einfach mal was anderes, man hat einiges gelernt, was man sicher auch zu Hause wieder anwenden kann.

Den Abend bei der Schlagerparty im Beach Club ausklingen lassen, ging es schließlich hundemüde ins Bett. Was für ein abwechslungsreicher und interessanter Tag.

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Fotoalbum Lanzarote


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