2. Tag: Unterwegs auf Fuerteventura


Gegen 9 Uhr legten wir im Hafen von Puerto del Rosario auf Fuerteventura an. Die Nacht war ruhig, es gab keinen starken Wellengang, und trotzdem ging es mir nicht sonderlich gut. Mir war übel – so richtig. Zwar hatte ich gestern Abend schon das ein oder andere getrunken. Aber daran lag es nicht. Ich ärgerte mich … Was war das nun schon wieder?

Bild Trotzdem ging es jetzt erst einmal zum Frühstücken ins French Kiss. Vielleicht würde etwas Stärkung dem ganzen Abhilfe schaffen. Obwohl zahlreiche Tische frei waren, gab es letztendlich doch nur einen Mini-Tisch direkt am Durchgang. Angeblich war alles reserviert. Sah für mich nicht so aus, zumal die Plätze auch in der nächsten halben Stunde nicht belegt wurden. Aber egal. Man arrangierte sich mit dem geringen Platzverhältnis und stellte eben die ein oder andere Deko auf den Boden.

Erst so nach und nach fühlte ich mich etwas besser. Zunächst noch mit dem Gedanken gespielt, den Mietwagen für heute sausen zu lassen und lieber an Bord zu bleiben, entschied ich mich dann aber doch dagegen. Ich war hier, um etwas zu sehen. Nicht, um die ganze Zeit am Schiff zu verbringen. Dann geht’s eben etwas später los … aber ich wollte definitiv raus.

Noch eine kleine Erholungspause eingelegt, packte ich schließlich meinen Rucksack und machte mich gegen 10.30 Uhr langsam auf den Weg zur Mietwagenstation. Diese ist am Hafen von Puerto del Rosario einfach zu finden. Einmal aus dem Schiff raus, in Richtung Stadt, reihen sich kleine Container-Büros der verschiedensten Mietwagenfirmen aneinander. Interessanterweise fand sich nur an einer eine nicht enden wollende Schlange. Ja, genau! Ausgerechnet bei meinem Anbieter Cicar. Alle anderen hatten entweder gar nicht geöffnet oder warteten vergeblich auf ihre Gäste. Was mich allerdings auch nicht wunderte, denn die anderen Verleiher kannte ich nicht und/oder können von Deutschland aus nicht vorreserviert werden. Cicar ist dagegen der führende Anbieter auf den Kanaren und meist auch der einzige.

Bild Mir wurde schnell klar, dass das hier eine ganze Weile dauern würde. Auf 10.30 Uhr hatte ich meinen Wagen bestellt. Naiv zu glauben, ihn gleich in Empfang nehmen zu können. Und so wartete ich eben. Und wartete. Und wartete. Irgendwann kamen die Mitarbeiter von Cicar und erfragten bereits in der Schlange die Daten der Leute ab; in den Händen bereits die vorbereiteten Mietverträge. So brauchte man im Container nur noch den Autoschlüssel abzuholen.

Es wunderte mich nicht, dass sowohl von den Leuten vor als auch hinter mir alle Unterlagen vorhanden waren. Aber genau mein Mietvertrag war nicht zu finden. Also stellte die Dame eine neuen aus. Auch gut. Im Container-Büro angekommen dann die Info: Mein bestellter Opel Corsa ist (noch) nicht da. Angeblich würde dieser aber im selben Augenblick vom Flughafen hierher gefahren werden. Aha. Inzwischen war es kurz nach 11 Uhr. Auf 10.30 Uhr war mein Auto ursprünglich bestellt. Also hatten sie es anderweitig vergeben. Der junge Mann bat mich, ein wenig zu warten … um mir nach fünf Minuten einen Schlüssel in die Hand zu drücken mit den Worten: Ist ein Jeep auch in Ordnung? - Ich dachte, mich verhört zu haben, aber tatsächlich: Statt eines Opel Corsa gab es jetzt eben einen Jeep. Ach herrjeh, was für ein Riesending. Ich wusste nicht, ob ich mich freuen oder doch lieber weinen sollte. Ui ui ui …

Na dann holen wir den Jeep eben mal ab … Nur einige hundert Meter hinter dem Hafengelände befindet sich ein größerer Parkplatz, auf dem nur ein großes Auto zu finden war; nämlich meiner. Gemütlich gemacht und sich eingerichtet, ging es dann aber auch endlich los. Eine gute Stunde später als geplant, dafür aber war ich gesundheitlich wieder deutlich fitter.

Bild Das erste Ziel des Tages: Betancuria. Knapp 30 Kilometer von Puerto del Rosario entfernt liegt die 1404 gegründete, einstige Hauptstadt von Fuerteventura und gilt als der wohl schönste Ort der Insel. In ein Tal eingeschlossen, mit grünen Pflanzen, historischem Ortskern und einer beeindruckenden Kirche.

Der Weg dorthin ist allerdings ziemlich karg. Links und rechts der Straße gleicht der Anblick einer Mondlandschaft. Hier und da mal ein kleines Häuschen oder eher eine Hütte, kaum Grün zu sehen, Steine und Sand in allen erdenklichen Grau- und Braun-Tönen. Und trotzdem wunderschön und beeindruckend. Eben mal etwas vollkommen anderes.

Daher wirkt Betancuria in der Tat wie eine kleine Oase. Das Auto auf einem kleinen Parkplatz am Ortseingang abgestellt, ging es über Treppen langsam hinauf in den Ort. Kakteen, wohin man sah, Blumen in kräftigen Farben. Dazu der blaue Himmel mit Sonnenschein. Was für ein toller Anblick!

Bild Der Ort begeisterte mich von Anfang an. So sauber und aufgeräumt, so einladend, so gemütlich. Der Spaziergang hier durch machte unglaublich viel Spaß und ich fühlte mich wohl.

Die Iglesia de Santa María Betancuria befindet sich mitten im historischen Ortskern. Sie ist eine der größten und wichtigsten Kirchen Fuerteventuras. 1410 mit dem Bau im Stil der französischen Gotik begonnen, wurde sie 1593 bei einem Piratenangriff in einigen Teilen zerstört. 1691 wurde die nun zu sehende Kirche fertig gestellt und enthält Elemente des Barrock, der Renaissance sowie des Mudejar-Stils.

Bild Unweit der Kirche befindet sich die Casa Santa María, ein Handwerksmuseum (Eintritt: 6 €, Stand: Februar 2020). In diesem Landhaus aus dem 17. Jahrhundert findet man zahlreiche Informationen über die Herstellung der handgefertigten Produkte der Insel, wie z. B. den Ziegenkäse. In einer kleinen Multivisions-Show kann man sich über die Flora und Fauna der Insel informieren. Auf dem weiteren Weg durch die Anlage entdeckt man traditionelle, landwirtschaftliche Gerätschaften, die einen Eindruck darüber vermitteln, wie das Leben auf der Insel vor einigen Jahrzehnten noch ausgesehen hat.

Der Besuch hier hat mir ausgesprochen gut gefallen. Ein toller Einblick in das damalige Landleben, schön zusammengestellt und mit vielen interessanten Gerätschaften. Zwischendurch liefen immer wieder Katzen über den Weg, die hier im wahren Paradies leben. Tausende von Schlupfwinkel und trotzdem immer unter den Menschen, die sicher das ein oder andere Mal Erbarmen mit ihnen haben. Ein gemütlicher Ort, der zwar auch von Gruppen heimgesucht wird (hier kann man die verschiedenen Produkte – Käse, Mojo-Sauce, Schnaps, Likör – probieren), außerhalb dieser aber sehr ruhig und angenehm wirkt.

Im hauseigenen Souvenirshop kann man sich mit zahlreichen Saucen, aber auch mit Lektüre eindecken. Auch ich kaufte mir die ein oder andere Sauce und einen Kaktuslikör. Dass man diesen (sowie alle weiteren Produkte, die auch nur eine Spur von Kaktus enthalten) jedoch nicht ausführen darf, war mir zu dem Zeitpunkt nicht klar … und so ließ ich ihn letztendlich auf der AIDAnova. Die Angst vor einer Strafe am Flughafen München war dann doch zu groß.

Nach diesem äußerst interessanten und schönen Besuch ging der Spaziergang durchs Dorf noch ein wenig weiter. In einem Souvenir-Laden schrie ein Gecko danach, mitgenommen zu werden. Der Laden war grandios. Von oben bis unten vollbepackt mit Ware. Wunderschönes Kunsthandwerk, daneben etwas Kitsch. Der Laden hatte etwas.

Bild Irgendwann meldete sich der Hunger zu Wort. Im Restaurant „La Taverna“ in der Altstadt Platz genommen, gab es überbackenen Ziegenkäse und Serrano-Schinken. Die Gäste wurden von den hauseigenen Katzen jeder einzeln begrüßt, teilweise leisteten sie uns Gesellschaft und erhofften sich natürlich das ein oder andere Essen vom Tisch …

Nach rund zweieinhalb Stunden Aufenthalt hier ging es langsam wieder zurück zum Auto und mit grobem Ziel Puerto del Rosario über die Insel. Immer wieder begeisterte mich der Ausblick und an dem ein oder anderen Aussichtspunkt musste ausgestiegen und fotografiert werden.

Schon von Weitem zu sehen und ziemlich beeindruckend, ist der Aussichtspunkt „Mirador de Guise y Ayose“. Hier stehen zwei 4,5 Meter hohe Bronze-Statuen, die ehemalige Könige darstellen. Ebenso hat man von hier aus einen weitreichenden Blick über das karge Fuerteventura und kann bei gutem Wetter bis zum Meer und auf die Westküste der Insel blicken. Dreht man sich um und schaut auf die gegenüberliegende Seite, erlebt man die Insel so grün wie an keiner anderen Stelle der Insel.

Hatte ich nach meinem ersten Besuch der Insel 2005 gedacht, Fuerteventura wäre langweilig und hätte nichts zu bieten, musste ich diese Aussage heute revidieren. Zwar kann ich mir nach wie vor keinen längeren Urlaub hier vorstellen, doch die Insel hat durchaus ihre Reize und bietet viele schöne Aussichtspunkte und sogar die ein oder andere grüne Oase.

Bild Gegen 16.30 Uhr langsam wieder am Hafen von Puerto del Rosario angekommen und das Auto abgestellt, ging es nun noch ein Stückchen in die Stadt hinein. Der Jeep hat im Übrigen gute Dienste geleistet. Ein tolles Auto, welches man auf Fuerteventura auch gut fahren kann. Die Straßen sind breit, teilweise aus Schotter, wozu so ein Jeep natürlich bestens geeignet ist, auch für die steilen Bergfahrten. Ein Parkplatz war ebenfalls immer schnell gefunden. Also alles in allem war das kostenfreie Upgrade heute mehr als perfekt.

Puerto del Rosario hatte ich mir 2005 näher angesehen, konnte mich aber nicht mehr wirklich daran erinnern. Heute ging es aber nur noch entlang der Strandpromenade. Ich war müde und auch die Kopfschmerzen meldeten sich langsam wieder.

Ein paar Schritte die Promenade entlang gelaufen, hatte man einen herrlichen Blick auf die AIDAnova. Klar, dass ein Foto sein musste. Nach einer kleinen Erfrischung in einer der angrenzenden Bars ging es schließlich langsam wieder zurück zum Schiff. Den Autoschlüssel musste man nur noch in die Key-Box von Cicar werfen. Angesehen hat sich das Auto niemand mehr.

Eine kurze Pause auf der Kabine eingelegt, ging es gegen 19.30 Uhr wieder aufs Außendeck. Wir verabschiedeten uns von Fuerteventura und fuhren unserem nächsten Ziel entgegen: Lanzarote.

Bild Doch jetzt gab es erst einmal an der Pool-Bar einen schnellen Drink. Es war kälter als gedacht, so dass es dann auch ziemlich rasch wieder nach drinnen ging.

Heute hatte ich auf 20 Uhr im Restaurant Casa Nova auf der AIDAnova reserviert. Dort angekommen, war der Restaurantleiter sichtlich angespannt. Obwohl nahezu ¾ des Lokals frei war, schickte er alle, die keine Reservierung hatten, weg und teilte klar mit, dass auch für den Rest der Reise keine Möglichkeit mehr bestünde. Ich war überrascht. Denn auch während des Aufenthalts hier in den nächsten rund eineinhalb Stunden war kaum ein Gast zu sehen. Auch ich saß im Biergarten und nicht im Lokal. Drinnen war aber auch nicht wesentlich mehr los. Irgendwie hatte man schon den Eindruck, dass man hier u. U. nur gegen Trinkgeld kurzfristig einen Tisch bekommen würde.

Ich bestellte mir auch heute wieder ein 3-Gänge-Menü, war aber deutlich zu viel war. Ich hatte die Portionen unterschätzt. Lecker war es aber.

Im Anschluss folgte der übliche Spaziergang über Schiff, mal hier und mal dort hinein schauen und hier und dort mal etwas trinken.

Im Brauhaus war die Hölle los, daher ging es weiter in den Beach Club. Kurz vor 22 Uhr begann die Laser-Show „Got a Feeling“, im Anschluss startete die White Party mit der Live-Band Fireworks & DJ Alex van P. Tolle Musik, gute Sänger und eine super Stimmung. Hier gefiel es mir.

Zum Abschluss noch einen Cocktail an einer der Bars getrunken, ging es gegen Mitternacht langsam ins Bett.

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Fotoalbum Fuerteventura


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