9. Tag: Barcelona
Auf den Spuren von Antoni Gaudí


Gegen 10 Uhr Früh kamen wir endlich im Hafen von Barcelona an. Nachdem wir nachts aufgrund des heftigen Unwetters immer nur für kurze Zeit die Augen zumachen konnten, waren wir dementsprechend müde. Doch das war mir egal. Jetzt wollte ich erst einmal frühstücken und dann nichts wie vom Schiff runter. Ich brauchte endlich wieder festen Boden unter den Füßen und vor allem frische Luft nach dieser so stürmischen Nacht!!!

Bild Wir zogen uns rasch an und nahmen Müsli, leckeren O-Saft und ein paar Croissants zu uns. Gegen 11 Uhr machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Das Wetter war wechselhaft. Sehr frisch und bewölkt.

Eigentlich wollten wir die Stadt zu Fuß erkunden, doch Mitreisende hatten uns schon erzählt, dass sie wohl sehr groß und das wenigste wirklich zu Fuß erreichbar wäre. Da direkt am Hafen die Sightseeing-Busse standen, entschieden wir uns, einen von ihnen zu nehmen und kauften uns das Ticket für 17 € (Stand: November 2005). Wir stiegen ein und kurze Zeit später ging die Fahrt dann auch schon los.

Wir fuhren vorbei am Hafen, dem bekannten Kolumbus-Denkmal und hinein ins Zentrum. Ich war überwältigt: So eine große Stadt. Zwar besitzt sie meiner Meinung nach nicht so viel spanisches Flair wie all die anderen spanischen Städte, die wir bisher besucht hatten, aber sie ist etwas besonderes, etwas einzigartiges, was mir schon auf dem ersten Blick bewusst wurde.

An der Placa Catalunya angekommen, stiegen wir aus. Hier wollte ich ein wenig die Gegend erkunden. Toni wurde immer stiller und stiller und ich fragte mich schon, was los wäre mit ihm, als er schließlich meinte, ihm ginge es nicht gut. Er sah wirklich schlecht aus und es fehlte ihm wohl eine gehörige Portion Schlaf. So entschieden wir uns, den Tag getrennt zu verbringen. Er fuhr zurück zum Schiff und ich ging allein auf Sightseeing-Tour. Schade, denn alleine ist so etwas natürlich eher langweilig. Aber was hilft's? Auf Barcelona hatte ich mich am allermeisten gefreut, zudem wollte ich alles, nur nicht gleich wieder zurück aufs Schiff. Ich spazierte also ein wenig am Platz herum, schoss ein paar Fotos und setzte mich wieder in den Bus, um zur nächsten interessanten Haltestelle weiterzufahren.

Anhand meines Reiseführers hatte ich mir Zuhause schon ein paar Sachen herausgesucht, die ich unbedingt sehen wollte. Dass man die gesamte Stadt nicht an einem Tag schafft, war mir von vorne herein klar. Von daher konzentrierte ich mich fürs erste lieber auf die Besonderheiten und steuerte alles an, was mit Antonio Gaudí zu tun hatte. ;-)

Bild Mein nächster Stopp war somit bereits die Casa Milà / La Pedrera im Stadtteil Eixample. Das riesige Eckhaus besteht aus eigentlich zwei Häusern und zwei Innenhöfen und ist das letzte und berühmteste der von Gaudí entworfenen Mietshäuser. Die Zweitbezeichnung La Pedrera heißt übersetzt Steinbruch, was die Form dieses Hauses perfekt wiedergibt: Die wellenartig bewegte Kalksteinfassade erinnert an eine Felswand, an die sich die schmiedeeisernen Balkone wie Pflanzenpolster klammern.

Ich stellte mich in der riesigen Schlange vor dem Haus an, um an die Eintrittskarte zu kommen. Zum Glück ging's relativ schnell und nach fünf Minuten war ich im Inneren. Mit einem Aufzug wird man in den 7. Stock gebracht, in dem sich eine süße – aus den 50er Jahren eingerichtete – Wohnung befindet mit Kinder- und Wohnzimmer, Küche, Bad, und vieles mehr. Auf einem kleinen Rundgang wird man anhand eines Audiogeräts über die Räume und ihre Einrichtungen informiert. Eine Treppe führt hinauf ins Dachgeschoss des Hauses, in dem sich eine kleine Ausstellung Gaudís befindet. Hier sind einige Häuser im Kleinformat nachgebaut und auch Zeichnungen sind zu sehen. Das interessierte mich nicht so sehr, so dass ich mich gleich direkt hinauf auf's Dach begab, was von den Spaniern auch "Skulpturengarten" genannt wird. Ich war begeistert: Die Fotos aus dem Internet haben nicht zu viel versprochen, die Gestaltung des Daches ist wunderschön. Mir leuchteten viele verschiedene Gesichter entgegen, das gesamte Dach ist wellig, Spiegel stehen an verschiedenen Ecken und von hier aus hat meinen tollen Blick auf die Sagrada Familia sowie über die Dächer Barcelonas. Hier hielt ich mich ziemlich lange auf, ich wollte die Aussicht einfach genießen und begab mich erst wieder eine gute dreiviertel Stunde später auf den Weg nach unten.

Bild Ein paar Busstationen weiter erreichte ich schließlich die berühmte Sagrada Familia – das Lebenswerk Gaudís. Als ich vor ihr stand, war ich richtig happy, dass ein weiterer "Traum" in Erfüllung gegangen ist, denn diese Kirche wollte ich schon lange mal in Original sehen. Ich konnte sie mir nie so recht vorstellen. Und natürlich gingen meine Vorstellungen darüber auch weit an der Wirklichkeit vorbei, denn so imposant hatte ich sie mir tatsächlich nicht vorgestellt.

Dank mehrerer Kartenschalter war ich auch hier wieder relativ schnell drin und spazierte erst einmal um einen Teil der Kirche herum. Beeindruckt haben mich die vielen tollen Figuren, die überall irgendwo in die Fassade eingearbeitet sind. Ich bin mir sicher, dass ich – trotz intensiver Betrachtung – immer noch nicht alle gesehen habe. ;-) Es sind einfach so viele. Im Inneren angelangt, wähnt man sich plötzlich inmitten einer ganz normalen Baustelle. ;-) Baulärm rauscht einem entgegen, überall liegen Platten, Leisten, etc. Nur ein winziger Teil dieser Kathedrale ist wirklich fertig und sieht trotzdem noch irgendwie "fad" aus. Die Säulen sind fast alle total unterschiedlich, was ja auch der Sinn an dieser Kirche ist.

Seine letzten 12 Lebensjahre widmete Antoni Gaudí ausschließlich der Architektur dieses Bauwerks, gegen Ende zog er sogar auf der Baustelle hier ein. Schon von vorne herein setzte er eine Bauzeit von gut 200 Jahren an; der Bau sollte ausschließlich von Spendengeldern finanziert werden. Sein weiteres Bestreben war zudem, dass jede Generation seine ganz eigenen Stile mit einbringen sollte und die Kirche am Schluss von innen nach außen eine einzigartige Farbkomposition darstellen sollte.

Ich wanderte ein wenig herum, warf einen kurzen Blick in die Baustelle und wollte eigentlich auch noch zur Turmfamilie hinauf, aber am Aufzug standen so viele Leute, dass es gut eineinhalb bis zwei Stunden gedauert hätte und dazu hatte ich einfach nicht die Zeit und auch nicht die Lust.

Bild Nachdem ich mich im Shop ein wenig umgesehen hatte, verließ ich nach einiger Zeit wieder das Gelände und schlenderte außen noch einmal komplett um die Kirche herum. Schon faszinierend, dass sie von jeder Seite eine ganz andere Ansicht bietet.

Wehmütig stieg ich wieder in den Bus und sah noch mal zurück. Die Sagrada Familia ist unbestritten ein sehr interessantes und außergewöhnliches Gebäude!

Um meinen Streifzug durch die Welt Gaudís weiterzuführen, stieg ich an der Haltestelle des Park Güell erneut aus. Bis dorthin hatte ich die Möglichkeit, einige andere interessante Gebäude und Stadtteile zu bestaunen.

Zum Parc Güell waren es noch ein paar Meter zu laufen und ich kam an vielen niedlichen kleinen Läden vorbei, die besonderes Kunsthandwerk, aber auch viel Kitsch, verkauften. Nach wenigen Minuten angekommen, leuchtete er mir in unendlich vielen Farben entgegen. Bunter hätte man ihn wohl kaum mehr gestalten können.

Eine hohe Mauer mit sieben Türmen umgibt den Park, der Haupteingang wird von zwei ovalen Pavillons gerahmt. Die beiden Häuschen sehen frisch einem Märchenpark entsprungen aus und bilden zum einen das Verwaltungs- und zum anderen das Pförtnerhaus. Die riesige Treppenanlage ist unerteilt von Pflanzenbecken und Brunnen, aus der Mitte reckt sich eine riesige gesprenkelte Echse dem Besucher entgegen; ein beliebtes Fotomotiv wie es scheint. Ich spazierte über die Treppe hinweg und gelangte in eine große Säulenhalle, die eigentlich als Markthalle geplant war. Hier saßen ein paar Straßenmusikanten und gaben ihre Stücke zum Besten. Ich schlenderte den Weg nach oben, denn auf dem Dach dieser Säulenhalle befindet sich ein riesiger Platz, der von einer ewig langen Schlangenbank umrundet wird. Auch die strahlt in ihren bunten Farben entgegen: Sie besteht aus unzähligen kleinen zerbrochenen Kachelstücken und Glassplitter. Von hier aus hatte man wieder einen weitragenden Blick über die Stadt bis hin zum Meer und erneut auf die Sagrada Familia, die von hier aus ziemlich klein wirkte. Mein Spaziergang führte mich weiter einen kleinen Waldweg entlang, ich kam an vielen schönen Blumen vorbei und spazierte schließlich wieder zurück zur Bushaltestelle. Auf dem Weg kehrte ich in den ein oder anderen Laden ein, aber die Preise hier sind wirklich heftig, so dass ich mich dagegen entschied, eine Kleinigkeit mit zu nehmen.

Nun war es schon ziemlich spät geworden und ich war sozusagen am anderen Ende der Stadt. Ich stieg wieder in den Bus und fuhr ein ziemlich weites Stück wieder zurück zum Hafen, mit einmal Umsteigen. Auf dem Weg dorthin hätte es noch viele, viele Plätze gegeben, die mich interessiert hätten, aber die Zeit fehlte einfach.

Bild Vorbei an vielen weiteren Parks und Gartenanlagen, dem Poble Espanyol, der Placa d’Espanya mit dem Museu Nacional d'Art de Catalunya, dem Olympiagelände sowie Fußballstadion Camp Nou, ein Teilstück über den Montujuíc, erreichte ich nach einer guten halben Stunde wieder den Hafen. Besonders schön empfand ich die Placa d'Espanya, die sehr imposant und großzügig wirkte, allerdings auch sehr geschäftig und aufgrund des großen Kreisels sehr chaotisch. Vor allem nachts muss das hier sehr schön wirken.

Nun wurde es langsam finster. Ich entschied mich, mir die Kolumbus-Statue noch einmal genauer anzusehen und evtl. auch nach oben zu fahren. Leider war sie geschlossen, was ich sehr schade fand. Vielleicht hätte man von hier oben die AIDA in einer besonderen Ansicht erlebt. Nichts desto trotz ging ich einmal um das Denkmal herum und spazierte schließlich ein wenig die Rambla hoch. Immerhin ist es eine der bekanntesten Straßen der Welt! Im Führer hatte ich etwas von einem Wachsfigurenkabinett gelesen, welches sich hier befinden sollte. Aber die Rambla ist lang und ich war mir fast sicher, dass sie sich am anderen Ende davon befinden würde. Aber weit gefehlt. Ausnahmsweise stand das Glück mal auf meiner Seite und schon noch wenigen Minuten erblickte ich es in einem Hinterhof. Natürlich zögerte ich nicht lange und ging hinein.

Hier war ich nun völlig alleine, kein weiterer Gast weit und breit. Auf drei Stockwerken waren Fantasy- und Märchenfiguren, Schauspieler, Maler und Dichter, Sänger und Sängerinnen, Politiker und vieles mehr dargestellt. Gut – die Ähnlichkeit war meistens nicht wirklich soo genau wiedergegeben, was mich aber wenig störte. Ich war einfach nur fasziniert, wie toll die Figuren gemacht waren und vor allem auch, dass man so nah an sie ran durfte. Direkt vor so einer Figur zu stehen hat schon was. Die verschiedenen Abteilungen wurden außerdem immer entsprechend musikalisch untermalt, sobald man den Raum betrat. So erklang Klaviermusik bei den "älteren Herrschaften", die Krieg-der-Sterne-Melodie bei R2D2 und seine Kumpanen usw.

Bild Ein mulmiges Gefühl hatte ich schließlich, als ich mich ganz allein in einen engen und fürchterlich alten Aufzug begeben musste. Weit und breit keine Person. Aber was will man machen? Treppen gab es keine! Ich hoffte wirklich nur, wieder heil da raus zu kommen. Er quietschte und knurrte und rumpelte sich schließlich auf der letzten Etage ein. Ich stieg aus und stand auf einmal im Dunklen, leise Geräusche waren zu vernehmen. Schließlich stieg ich über eine kleine Hängebrücke und landete in der Horrorkammer. Aber so schlimm war sie nicht ... ich hatte mir schlimmeres vorgestellt.

Nach einer guten dreiviertel Stunde und langem Staunen und vielen Fotografien (ich glaube, ich habe fast jede einzelne Figur fotografiert), landete ich im Shop des Museums. Ich erschrak, als ich sah, dass hier alle Räume videoüberwacht wurden. Der Herr hier muss sich wohl mehrmals über mich amüsiert haben, als ich mal wieder zusammengeschreckt bin.

Dieser Besuch hier hat sich wirklich absolut gelohnt und ich bin froh, trotz der schlechten Bewertungen aus dem Internet, hinein gegangen zu sein. Ich kann es nur jedem Barcelona-Besucher empfehlen.

Nun war es inzwischen stockdunkel geworden und ich entschloss mich, wieder auf's Schiff zu gehen. In einer Stunde würde es sowieso auslaufen, von daher wollte ich nicht unbedingt die letzte sein. Ein letzter Blick auf Barcelona, mit dem Gedanken, vielleicht schon bald wieder hier zu sein, begab ich mich auf die Kabine und machte mich auf die Suche nach Toni.

Jetzt brauchte ich erst einmal etwas Ruhe und Erholung, meine Füße taten weh und ich war todmüde. Eine Stunde später allerdings trafen wir uns alle wieder an der Rezeption, der letzte Abend stand an. Ein besonderer Abend, denn heute war das Captains Dinner angesagt. Heute gab es besondere Spezialitäten wie Lachs, Hummer und vieles mehr. Wir spazierten in unser Stamm-Restaurant und staunten über die toll hergerichteten Auslagen mit Eisskulpturen, schön geschnitzten Melonen, riesigen Creme-Haufen und schön dekorierten Tischen.

Nun war unser letztes gemeinsames Abendessen hier an Bord angebrochen. Erfreulicherweise hatten sich alle noch einmal eingefunden und wir konnten uns alle noch einmal über die vergangene Woche austauschen.

Bild Das Essen genossen, endlich auch einmal Hummer probiert und für gut befunden, machten wir uns danach auf dem Weg zum Aktiv-Bingo. ;-) Dieses Spiel ist eindeutig nicht meins, aber was macht man nicht alles bei "Gruppenzwang"? ;-) Ich war auch nur als Zuschauer dabei; auf die Spielchen hatte ich wenig Lust. Um 21.30 Uhr hieß es dann wieder: Auf zum Theater. Heute fand hier eine kleine Laser-Show statt, die im Inneren etwas interessanter wirkte als auf dem Pooldeck. Im Anschluss daran richtete der Kapitän noch ein paar Worte an uns, die Clubmanagerin Ulli stellte einen Teil der Crew nochmals vor, außerdem wurde über den Büffet-Verzehr der letzten Tage gesprochen, was sehr interessant war, da man mal vor Augen geführt bekam, wie viele Tonnen an Fleisch, Fisch, Gemüse und Obst eigentlich so verarbeitet wurden. Am Ende der Vorstellung stießen wir alle noch einmal an und begaben uns schließlich auf die Kabine. Wir alle waren wie gerädert und außerdem musste ein Teil von uns morgen früh raus.

Wir packten die restlichen Sachen in die Koffer, verstauten auch die vielen Mitbringsel und gingen ins Bett. Zum Glück war die Nacht heute relativ ruhig und wir konnten gut schlafen.

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