5. Tag: Tunesien
Rundfahrt durch Tunis, Karthago & Sidi Boud Said


Heute erreichten wir Afrika!! Schon irgendwie ein komisches Gefühl, nach so kurzer Zeit auf einem völlig anderen Kontinent zu sein.

Um 8 Uhr Früh legten wir im Hafen von La Goulette an; eine halbe Stunde später ging die Tour durch einen Teil des Landes auch schon los, nachdem uns die tunesischen Beamten noch am Schiff einen Stempel in den Pass und ein Visum in die Hand drückten. Arg freundlich waren sie ja nicht, aber ein kleines Lächeln ließ sie dann doch für kurze Zeit etwas milder dreinblicken.
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Tunesien "trauten" wir uns nicht auf eigene Faust zu erkunden, hatten wir doch im Vorfeld schon viel Negatives gehört, was Diebstahl und sonstige Kriminalität betrifft. Im Nachhinein gesehen muss ich jedoch sagen, dass ich von alledem nichts bestätigen kann. Die Tunesier sind zwar zum Teil sehr aufdringlich (vor allem in den Souks), aber unwohl habe ich mich zu keiner Zeit gefühlt. Und dass man als blonde, junge Frau angestarrt und angesprochen wird, ist in solchen Ländern ganz normal und muss man eben über sich ergehen lassen.

So unternahmen wir mit einer kleinen Gruppe eine "Führung" durch den nördlichen Teil Tunesiens und landeten schon nach kurzer Fahrt durch die Hafenstadt La Goulette in Tunis.

La Goulette bietet schon nicht sonderlich viel, Tunis allerdings auch nicht wirklich. Noch zu Hause wurde uns überall erzählt, wir müssten diese Stadt unbedingt einmal gesehen haben, gäbe es doch so viel zu entdecken.

Wir spazierten durch die Altstadt, lernten einige wenige Sehenswürdigkeiten kennen, u. a. auch die berühmte Mdina, und kamen letztendlich in den Souks von Tunis an. In den frühen Morgenstunden hatten noch nicht viele Läden geöffnet. Doch als uns die Ladenbesitzer erblickten, wurde eben doch ausnahmsweise mal etwas früher an die Arbeit gegangen.

Gut zwei Stunden bummelten wir durch die Souks, die uns sehr an Dubai erinnerten, jedoch weitaus heruntergekommener waren. Leider regnete es gerade in Tunesien, weshalb das Wasser stellenweise auf der Straße stand und wir lernten, dass Überdachung nicht gleich Überdachung heißt. Fast überall lief das Wasser hinein.

Bild Anfangs waren wir natürlich sehr enttäuscht über dieses Wetter; die Tunesier jedoch dankten Gott dafür. Sie warteten bereits seit einem halben Jahr auf Regen! Ein Teil ihres Getreideanbaus war in den letzten Wochen verdorrt und einige ihrer Schafe verdurstet. In Anbetracht dessen freute ich mich schließlich für sie; Regen ist hier eben etwas Besonderes und lebensnotwendig! Und etwas später am Tage wurde es ja auch wieder schön! :-)

Unser Reiseleiter – ein gebürtiger Tunesier – erklärte uns sehr viel Interessantes und Wissenswertes über Tunis und die Souks und wir hörten gespannt zu, während wir immer wieder an netten Geschäften und Häusern vorbei kamen.

Natürlich durfte auch ein Einkauf nicht fehlen, allerdings war es schwierig, etwas wirklich "Brauchbares" zu finden. Von windigen Schuhen über sprechende Kamele bis hin zu endlos kitschigen Taschen gab es hier alles zu kaufen. Letztendlich aber wurden wir beim Schmuck fündig und nach einer kleinen Diskussion mit dem Tunesier erhielten wir die Kette für fünf, anstatt für 35 Euro. ;-) So macht Handeln Spaß (mehr ist das Ding aber auch nicht wert). ;-)

Zum Schluss unseres Rundgangs kamen wir alle wieder zu einem Teppichhändler zurück, der wohl familiär mit dem Reiseleiter verbunden zu sein scheint. Zumindest versuchten sie beide sehr geschickt, uns einen Teppich zu verkaufen (leider erfolglos). Wir durften jedoch noch in den Laden rein und hinauf auf eine keine Aussichtsplattforum, von der aus man über das gesamte alte Tunis blicken konnte. Der Laden an sich war natürlich auch sehr interessant, verbreitete er doch ein richtig orientalisches Flair. :-)

Bild Nachdem wir in Tunis alles gesehen hatten, ging es mit dem Bus weiter zum bekannten Bardo-Nationalmuseum, welches sich im Vorort von Tunis – Le Bardo – befindet. Hier gibt es eine ganze Menge zu bestaunen und würde man sich alles bis ins kleinste Detail ansehen wollen, müsste man schon mind. einen halben Tag hier verbringen. Wir hatten jedoch nicht so viel Zeit und der Reiseleiter selbst führte uns durch die Räume.

Der erste Teil der Ausstellung war für mich nicht sonderlich interessant, zeigte er nur verschiedene Gegenstände, die in den letzten Jahren aus der Gegend um Tunis gefunden und ausgegraben wurden, alles aus der Zeit der Phönizier, Römer, Christen und Araber. Darunter befanden sich sog. Totenmasken und kleine Figürchen, teilweise nur stecknadelgroß.

Begeistert jedoch war ich vom Islamischen Museum, untergebracht im ehemaligen Hussein-Palast. Hier sind die Säle dem hochmittelalterlichen islamischen Tunesien gewidmet und beherbergen Keramik, Schmuckstücke, Münzen und Koranschriften vergangener Zeiten. Teile der Säle sehen der spanischen Alhambra ähnlich, auch die Verzierungen an den Decken und Wänden erinnern doch sehr daran. Neben all diesen Sachen besitzt das Museum aber auch noch die größte Sammlung römischer Mosaiken, für welche es in erster Linie auch bekannt ist, und die auch unseren Reiseleiter sehr zu faszinieren schienen. Jedes zweite Mosaik-Bildnis wurde uns genauer erklärt, wo es gefunden und wie es erstellt wurde und was das Bild ausdrücken möchte. Nach dem zehnten Bild allerdings wurden wir langsam müde, die Luft trocken, und wir setzten uns ein wenig ans Fenster, um frische Luft zu schnappen. Das elfte und zwölfte Bild müssen wir ja nun wirklich nicht mehr genauestens benennen können! ;-)

Nach gut eineinhalb Stunden hatten wir das Wichtigste hier gesehen, spazierten noch ein wenig durch die Räume und begaben uns wieder zum Bus, um die Weiterfahrt anzutreten.

Bild Eine knappe halbe Stunde dauerte die Fahrt, bis wir in der Nähe von Karthago schließlich ein Restaurant ansteuerten. Das Mittagessen stand an und wir alle wurden in einen kleinen Saal geführt. Nun begann die "Schlacht um den Platz und das Büffet" und in diesem Moment wurde mir wieder so richtig bewusst, wie typisch deutsch das doch alles ist. :-(

Nachdem Toni und ich uns in Ruhe (!) einen Platz gesucht hatten, stellten auch wir uns am Büffet an und häuften uns die Teller mit leckerem Salat, Hühnchenfleisch und Reis. Gut gestärkt und ein klein wenig erholt vom doch etwas anstrengenden Vormittag ging es nach einer guten Stunde wieder weiter und wir besuchten das etwa 1 km nordwestlich des Byrsa-Hügels gelegene Amphitheater.

Im 2. Jahrhundert erbaut, boten seine fünf Stockwerke fast 50.000 Zuschauern Platz. Zur Inszenierung von Seeschlachten konnte seine Arena unter Wasser gesetzt werden. Leider ist außer mächtigen Fundamenten und einigen unterirdischen Zwingern sowie Verliesen nichts erhalten geblieben, was es uns ziemlich schwer machte, uns das ganze richtig vorzustellen.

Hier hielten wir uns auch nicht lange auf und fuhren nach kurzen Erläuterungen des Reiseleiters weiter zum Villenviertel Karthagos. Das beeindruckte mich total. Niemals hätte ich gedacht, dass man so viele prunkvolle Bauten in Tunesien finden würde! Manchen sahen noch sehr neu aus, manche auch unbewohnt. Der Ort an sich wie ausgestorben. Wo sich die Besitzer nur alle herum treiben?

Bild Wenige Minuten später stoppten wir vor den Toren der Antoninus-Pius-Thermen. Von außen sah man nicht viel, doch sollten wir bald überrascht werden. Wie auch schon im Bardo-Museum mussten wir auch hier wieder eine sog. "Fotogebühr" in Höhe von 1 Euro bezahlen, erst dann durfte man die Kamera zücken. Eine merkwürdige Regelung.

Nur wenige Schritte durch den Park spaziert, fingen meine Augen zu strahlen an. So ein wunderschöner Park. Wie auf Bestellung kam nun die Sonne heraus, der Himmel wurde blau und die Überreste der Thermen strahlten uns entgegen.

Die gewaltige Ruinenanlage nimmt eine Fläche von annähernd 18.000 qm ein; damit waren die zwischen 146 und 162 n. Chr. erbauten Thermen die größten außerhalb Roms. 389 wurden sie umfassend restauriert, fielen jedoch infolge baulicher Mängel in den darauf folgenden Jahren wieder in sich zusammen und wurden schließlich als Steinbruch genutzt.

Der angrenzende Archäologische Park wurde 1953 hinter den Thermen angelegt. Sein rechtwinkliges Wegenetz folgt den Straßen des einst hier gelegenen römischen Villenviertels. Sein Besuch vermittelt einen kleinen Überblick über die gesamte Stadtgeschichte Karthagos.

Wir schlenderten einige Zeit in dieser Anlage herum, starrten minutenlang aufs Meer und genossen den Augenblick der Ruhe, bis es schließlich weiter ging zur nächsten und letzten Anlaufstelle des heutigen Tages: Sidi Boud Said.

Nur rund 16 km von Tunis entfernt liegt das idyllische und wunderschöne Dörfchen. Ich muss gestehen, dass ich mich im Vorfeld nicht wirklich darüber informiert habe und war demnach umso mehr überrascht, als ich diesen tollen Ort erblickte.

Bild Zunächst schlenderten wir noch ein Stückchen mit der Gruppe gemeinsam durch den Ort, seilten uns dann aber ab, um auch mal in die abgelegeneren Gassen zu blicken und dem Dorftrubel zu entkommen. Richtig voll ist es nämlich unmittelbar am Parkplatz und wenige Meter dahinter, wo sich die Marktstände aneinander reihen. Doch sobald man ein paar Schritte weiter geht, steht man auf einmal völlig allein in einer Seitenstraße und kann die Ruhe und das unbeschreibliche Flair dieses Dörfchens so richtig genießen.

Während des Spaziergangs kreisten meine Gedanken: Diese Häuserfassaden – irgendwoher kenn' ich das. Ah ja, genau, es erinnerte mich an Santorin! Dieses Städtchen ist genauso aufgebaut wie die Dörfer auf Santorin: weiße Häuser mit blauen Fenstern und Türen; umrankt von bunten Blumen und umgeben von engen Gassen. Ein Traum. Hier wirkte auch alles so sauber und aufgeräumt; ganz anders zu Tunis, wo alles so dreckig war.

Von einem kleinen Aussichtspunkt konnten wir unser Schiff erkennen. La Goulette scheint also nicht mehr weit entfernt zu sein.

Wir schlenderten noch gemütlich ein paar Straßen entlang, trafen auf viele hungrige Katzen, und sogar eine gelbe (!) Tür (wie gibt's denn das? Boykottiert der Bewohner das Stadtbild?) und machten uns nach einer guten halben Stunde wieder auf den Weg zum Bus. Natürlich nicht, ohne an ein paar Marktständen nach Schmuck gesehen zu haben. Doch hier gibt es einen kleinen Unterschied. Im Gegensatz zu den Souks in Tunis interessierte es die Verkäufer hier überhaupt nicht, dass ich etwas kaufen wollte, sie reagierten gar nicht darauf, weshalb ich es dann auch einfach ließ. ;-)

Nach einer kurzen Fahrt von 20 Minuten waren wir gegen 17.30 Uhr wieder am Hafen. Noch schnell ein paar Außenaufnahmen vom Schiff gemacht, begaben wir uns schließlich hundemüde auf unsere Kabine. Das war ein anstrengender Tag! Doch es hat sich gelohnt, immerhin haben wir eine ganze Menge gesehen und freuten uns über die neu gewonnen Eindrücke. :-)

Tunesien ist ohne Zweifel ein sehr interessantes Land, doch sollte man sich vor einer längeren Reise dorthin erst einmal mit der Kultur und Geschichte des Landes näher beschäftigen, um die verschiedenen Ausgrabungsstätten und Sehenswürdigkeiten auch wirklich verstehen zu können.

Nach einer kurzen Verschnaufpause trafen wir uns mit unseren Leuten wieder zum Abendessen. Es gab viel zu erzählen.

Im Theater erwartete uns eine recht nette Show: D.I.S.C.O. Schon am Vortag mussten wir aus 50 verschiedenen Discotiteln vergangener Zeit unseren Lieblingstitel wählen. In der Show wurden dann fünf Titel gezogen. Innerhalb einer Minute musste sich das gesamte Animations-Team entsprechend einkleiden und den Titel schließlich vortragen. Hier wurde richtig tolle Stimmung verbreitet und das Team hatte seine Aufgabe perfekt gemeistert! Auch unser Wunschtitel wurde zum Schluss noch gezogen und wir durften einen AIDA-Sekt mit nach Hause nehmen! :-)

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