Izmir - Perle der Ägäis

~ Aufenthalt am 17. Oktober 2007 ~


Die "Perle der Ägäis" besuchten wir im Oktober 2007 im Rahmen einer Mittelmeer-Kreuzfahrt mit der Costa Serena (für den kompletten Reisebericht bitte hier klicken).

Wir spazierten ganz gemütlich durch diese typisch türkische Stadt und waren überrascht, wie viel Flair sie doch verbreitet. Vorbei an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Izmirs statteten wir natürlich auch dem Bazar einen Besuch ab und standen plötzlich inmitten von Gewürzen, Textilien und Schmuckwaren. Ein schöner Einstieg für Türkei-Neulinge wie mich! :-)

Heute war ich wieder sehr früh wach, da ich unbedingt das Einlaufen der Costa Serena in den Hafen von Izmir mitverfolgen wollte. Schnell fertig gemacht und das Frühstück in Empfang genommen, setzte ich mich auf den Balkon und sah die Hochhäuser Izmirs in einiger Entfernung an mir vorüberziehen. Die aufgehende Sonne hüllte die Stadt in ein ganz besonders schönes Licht und man merkte richtig, wie Izmir gerade am Aufwachen war. Vereinzelt verfolgten uns ein paar aufgeregte Möwen und ich genoss die wunderbare Stille und die herrliche Aussicht.
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Schon gegen 8 Uhr erreichten wir den Hafen. Nachdem wir unser Frühstück verspeist hatten, packten auch wir unsere Sachen zusammen und gingen eine Stunde später von Bord. Dank vorheriger Internet-Recherchen, meinem West-Türkei-Reiseführer und dem Stadtplan von Costa fanden wir uns schnell zurecht und spazierten einfach mal drauf los.

Um ehrlich zu sein, hatte ich anfangs ziemliche Bedenken, von Bord zu gehen. Die Türkei zählte bis dahin nicht unbedingt zu meinen Wunsch-Reisezielen (Toni dagegen wollte schon lange einmal hierher) und ich war mir nicht sicher, ob mir die Leute hier zusagen würden; außerdem hatte ich im Hinterkopf immer wieder leichte Bedenken wegen eventueller Bombenanschläge. Es mag sich verrückt anhören, aber nicht unbedingt abwegig, ist in der Vergangenheit doch schon einiges vorgefallen. Und obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, nicht daran zu denken, schreckte ich auf den ersten paar Metern immer wieder zusammen, wenn irgendwo irgendetwas raschelte oder jemand zu schnell an mir vorbei ging. Doch all diese Bedenken lösten sich rasch auf und ich merkte schnell, dass Izmir eine Stadt ist wie jede andere auch und ich mich nicht verrückt machen muss.

Von den Türken liebevoll als "schönes Izmir" bezeichnet, liegt die Stadt am Anfang eines breiten, mit Schiffen und Yachten belegten Golfes. Hinter der Uferpromenade erstreckt sich die Stadt in Terrassen an den Abhängen der sie umgebenden Berge. Izmir ist die drittgrößte Stadt mit dem zweitgrößten Hafen der Türkei. Besonders viel Zulauf erhält Izmir während der internationalen Festspiele in den Monaten Juni und Juli und auf der internationalen Messe im August und September.

Bild Mit einem kleinen Abstecher in die engen Gassen der Stadt und vorbei an alten, teilweise schon zerfallenen Häusern, nebendran neue Baugrundstücke, erreichten wir schließlich die Atatürk Caddesi (auch Birinci Kordon genannt), die wunderschöne breite Uferpromenade, welche von Palmen gesäumt wird. Diese Promenade ist der Stolz der Izmirer und ein beliebter Treffpunkt. Sie ist sozusagen eines der Wahrzeichen der Stadt. Während unseres Spaziergangs trafen wir auf einige Fischer, die hier ihr Glück versuchten und erreichten wenige Minuten später das Atatürk Museum, welches wir uns aber nicht ansahen. Es war das ehemalige Wohnhaus Atatürks und beherbergt schöne Möbelstücke, große Kamine und edle Marmorböden. Gleich dahinter konnten wir das schöne Zübbeyde Hanim Monument erkennen.

Einige hundert Meter weiter standen wir schließlich auf dem Republikplatz mit dem Cumhuriyet Monument; ein großes Reiterstandbild Atatürks. Es zeigt Atatürk auf einem Pferd in Richtung des Meeres zeigend. Das im Jahr 1933 errichtete Monument erinnert an die Befreiung der Stadt durch die türkische Armee.

Dort angekommen, stand uns gleich ein ganzes Militär-Heer gegenüber, was mich natürlich gleich wieder in Alarmbereitschaft versetzte. Doch alles nicht so wild; es meldete sich wohl nur hoher Besuch an und deshalb die Sicherheitsvorkehrungen. Es war zum Glück nichts passiert.

Bild Wir waren im modernen Izmir angekommen. Rund herum befinden sich tolle Hotels, wie u. a. auch das Hilton Hotel und große Einkaufszentren. Wir spazierten weiter und erreichten das Bankenviertel der Stadt. Hier reiht sich eine Bank an die andere; so viele habe ich noch nie auf einem Fleck gesehen; die Börse mittendrin. Dazwischen konnten wir eine Touristeninformation ausfindig machen, wo ich mir einen etwas ausführlicheren Stadtplan holte und natürlich Informationen über die Stadt.

Über den Cumhuriyet Bulvari kamen wir an vielen modernen Läden vorbei sowie an der Konak-Moschee. Eine kleine, reich mit Fliesen geschmückte Moschee, die sich von der Kulisse von Bankgebäuden wie ein Spielzeug abhebt. Auf dem gleichnamigen Konak-Platz steht außerdem das eigentliche Wahrzeichen der Stadt: Der berühmte Uhrturm. Dieser Uhrturm wurde 1901 zum 25-jährigen Thronjubiläum Abdülhamids II. erreichtet. Solch ein Uhrturm war zur damaligen Zeit sehr beliebt und überall an der Küste zu finden.

Da wir noch keine türkische Lira besaßen, wollten wir schnell etwas Geld wechseln und begaben uns in eine Bank. Dort saßen bestimmt 20 Leute, alle mit einer Nummer, die sie vorher gezogen hatten. Als wir zunächst etwas hilflos herumstanden, kam ein Angestellter auf uns zu und fragte nach dem Wunsch. Er ließ für uns ein Zettelchen heraus und schwups durften wir auch sofort zur Kasse vor. Sorry an die Einheimischen ... aber das war wohl der Touristen-Bonus. ;-)

Bild Nur eine Querstraße von der Konak-Moschee entfernt befindet sich auch schon der Bazar von Izmir. Ein schöner Vorgeschmack auf das, was uns am nächsten Tag in Istanbul erwarten würde und irgendwie ganz anders, als wir es von Dubai her kannten. Wir schlenderten durch die einzelnen Gassen und vorbei an vielen kitschigen, aber auch vielen interessanten Läden. Ich hatte mich eigentlich darauf eingestellt, an jeder Ecke von den Verkäufern angesprochen zu werden und dass mir die Ware regelrecht aufgedrängt werden würde. Aber nichts! Die Izmirer verhielten sich wirklich toll, nur ein einziger war etwas aufdringlicher, doch dem machten wir unseren Standpunkt schnell klar. Hier konnte man tatsächlich in Ruhe durchschlendern, Fotos machen, ohne gleich angesprochen zu werden. Unter diesen Umständen waren wir auch gerne bereit, etwas zu kaufen und machten uns auf die Suche nach einem Jeans-Laden. Der Einkauf war richtig angenehm und sowohl wir als auch die Verkäufer anschließend erfreut über das Geschäft.

Dieser Bazar hier ist ganz auf die Bedürfnisse der Einheimischen zugeschnitten und bewahrt zum Teil auch noch die alte Gliederung (Gassen für Juweliere, Gassen für Schmiede usw.). Außerdem sieht man hier fast nur Einheimische einkaufen. Oft ziehen die Leute alte Wägelchen hinterher, auf denen sie Waren stapeln und sicher nach Hause bringen. Der Bazar bietet einfach alles: von Gemüse, Gewürzen und Fleisch bis hin zu Textil-, Leder- und Haushaltswaren.

Bild Vorbei an der anmutigen Sadirvan Moschee, einer 1636 erbauten Loggienmoschee, gingen wir in Richtung Westen, vorbei an zahlreichen Geschäften mit Brautkleidern und Läden mit Kinderuniformen, zu denen Mützen und Schärpen gehören. Sie sind für das Beschneidungsfest bestimmt. Es war interessant, all diese wunderschönen Braut- und Abendkleider sowie die vielen Uniformen zu bestaunen.

Nach so viel Lauferei wurden wir langsam hungrig und wir machten uns auf die Suche nach einem schönen Lokal. Ganz in der Nähe des Bankenviertels wurden wir fündig und machten es uns bequem. Anfangs noch allein dort gesessen, strömten Punkt 12 Uhr Horden von Geschäftsleuten in das Restaurant; es muss also gut sein. :-) Wir bestellten beide typisch türkisches Essen und waren gespannt, wie es uns schmecken würde. Trotz der ausführlichen Erklärung des Kellners war mir nicht ganz klar, was ich da eigentlich bestellt hatte. Doch es war himmlisch! So gut habe ich schon lange nicht mehr gegessen, zudem wurde der gesamte Tisch mit Gewürzen, Soßen und Fladenbrot zugepflastert. Danach waren wir wirklich pappsatt. Das erinnerte uns an Dubai, wo wir auch immer zig Dinge zusätzlich zu unserem Bestellten hinzu bekamen. Hier saßen wir eine Weile, ließen es uns richtig schmecken und unterhielten uns nett mit dem Kellner. Das Eis zu den Türken war gebrochen! :-)

Da ich unbedingt noch den Kültür-Park besuchen wollte, machten wir uns langsam wieder auf den Weg und fragten unseren Kellner nach der richtigen Richtung. Ewig herumgerirrt und doch nicht gefunden, oft in Sackgassen gelandet, erreichten wir nach einiger Zeit dann aber doch endlich den Eingang dazu. Der Kültür-Park ist die größte Grünanlage der Stadt und gleichzeitig das Gelände, auf dem alljährlich die internationale Industrie- und Handelsmesse stattfindet. Diese Anlage umfasst zahlreiche Lokale, Clubs und sogar einen kleinen Zoo. Eigentlich wollte ich ihn mir auch von innen ansehen, doch er kostet nicht unerheblich Eintritt und das hätte sich für die Zeit, die wir noch hatten, nicht mehr gelohnt. So ließen wir dies einfach sein und gingen zurück in Richtung Hafengelände.

Bild Vorbei am Lozan Meydani-Platz und entlang kleiner Gassen erreichten wir die Fußgängerzone im Stadtteil Alsancak und anschließend wieder den Cumhuriyet Meydani. Dort standen einige Pferdedroschken, mit denen man auch eine Stadtbesichtigung machen kann.

Wir schlenderten wieder die Atatürk Caddesi bzw. ein Stück den Cumhuriyet Bulvari entlang und kehrten in einem kleinen Café auf einen türkischen Tee ein. Überall hatten wir die Einheimischen heute diesen Tee trinken sehen und waren neugierig, wie er denn so schmeckt. Lustigerweise trank jeder Gast hier diesen Tee; ob es hier überhaupt etwas anderes gibt? Es stellte sich heraus, dass es ein ganz normaler schwarzer Tee ist. Egal; es war auf jeden Fall ein schöner Abschluss unseres Aufenthalts hier.

Entlang der Atatürk Caddesi erreichten wir einen kleinen Park, direkt am Ufer des Golfes. Von hier aus konnten wir die Costa Serena wunderschön sehen. Ebenfalls aufgefallen waren uns die hier aufgestellten Brückenpfeiler aus Beton, die sich inmitten des Parks befinden. Bei näherer Betrachtung allerdings stellten wir fest, dass diese Brücke bzw. Umgehungsstraße wohl niemals fertig werden wird. Die restlichen Brückenpfeiler wurden zwischen die Hochhäuser gebaut; genau so, dass man keinerlei Verbindung herstellen kann, ohne nicht einige Häuser abreißen zu müssen. Wir sind sehr gespannt, ob dies noch passiert oder ob es ein Bau ins Blaue war. ;-)

Wieder am Schiff angekommen, waren wir glücklich über diesen wirklich schönen Tag. Alle meine Vorurteile über die Türkei waren wie weggewischt; ich hatte mich sogar ein ganz klein wenig in dieses Land verliebt, da die Leute hier wirklich ausnahmslos nett und freundlich waren und man auch hier wieder das mir so lieb gewordene arabische Flair spürte. Auch hat Izmir mehr zu bieten, als ich anfangs dachte. Ursprünglich hatte ich mir darunter einen sehr touristischen Ort vorgestellt; doch mit Tourismus hat die Stadt wenig zu tun. Im Gegenteil; sie ist noch sehr ursprünglich.

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Fotoalbum Izmir