Madeira
Private Inselrundfahrt


~ Aufenthalt am 2. Oktober 2015 ~



Nach 10 Jahren besuchten wir mal wieder im Rahmen einer Westeuropa-Kreuzfahrt (für den kompletten Reisebericht bitte hier klicken) die schöne Blumeninsel im Atlantik, Madeira.

Viel hat sich in einem Jahrzehnt getan. Mit einem privaten Tourguide fuhren wir einige der schönsten Ecken der Insel an.

In großen Schritten näherten wir uns dem Ende dieser unglaublich abwechslungsreichen Reise, doch bevor es soweit war, stand noch ein letzter Hafen auf dem Programm.

Mit Funchal/Madeira verbinden Toni und ich ganz besondere Erinnerungen, denn es war unser allererster Hafen auf unserer allerersten Kreuzfahrt im April 2005. Seitdem sind über 10 Jahre vergangen und auf Madeira hatte sich eine Menge getan.

Bild Gleich von mehreren Seiten wurde mir als individueller Tourguide Manuel Franco de Freitas empfohlen und so trat ich schon kurz nach Buchung der Kreuzfahrt mit ihm in Kontakt. Ein Glück, denn obwohl wir noch rund 1 1/2 Jahre bis zur Reise hatten, war ich nicht die erste, die Interesse bekundete. Fast alle aus unserer Gruppe waren sofort mit dabei, als ich ihnen den Vorschlag einer indivdiuell gestalteten Inselrundfahrt machte und so buchten wir zwei Autos mit Manuel und einem weiteren Fahrer.

Um 7 Uhr erreichten wir Funchal, um 9 Uhr war Beginn der Inselführung. Das Einlaufen in den Hafen von Funchal habe ich versäumt. Ich kam einfach nicht aus den Federn.

Wie immer war unsere Gruppe überpünktlich am verabredeten Treffpunkt. Toll! Das ist nicht selbstverständlich und hat mich jedes Mal aufs Neue gefreut. Gemeinsam gingen wir von Bord und kurz darauf trafen wir auch schon auf Manuel und seinen zweiten Fahrer.

Wir teilten uns auf die schon bereit stehenden Autos auf, das Pärchen, das schon vor uns gebucht hatte, war ebenfalls mit dabei, und nach kurzer Abstimmung, wohin es heute gehen sollte, fuhren wir wenig später los.

Bild Leider war das Wetter nicht mehr ganz so schön wie die letzten Tage. Die Wolken hingen tief, es war bewölkt und demzufolge auch eher trist. Aber wir durften uns nicht beschweren, bisher hatten wir mehr als Glück.

Erstes Ziel der heutigen Rundfahrt war die mit rund 580 Meter zweithöchste Steilklippe der Welt, das Cabo Girão. Hier fand die wohl weitreichendste Veränderung der Insel statt. Vor 10 Jahren führte ein kleiner Weg hierher, man spazierte um einen großen Baum herum und stand auf der Klippe; ohne viel Schnickschnack. Heute ging es eine breite Straße entlang, wir stellten das Auto auf einem großen Parkplatz ab und ein breit ausgebauter Weg, gesäumt von Souvenirläden, führte schließlich zu einer großen Plattform aus Eisen und Glas. Dieser Skywalk gibt den Besuchern die Möglichkeit, direkt über der Klippe zu stehen, unter sich der Blick in die Tiefe.

Wenn man weiß, wie es damals ausgesehen hat, tut es ehrlich gesagt schon ein wenig weh, wie touristisch es hier nun geworden ist. Klar - das Cabo Girão ist eines der Highlights auf der Insel und wird von zahlreichen Touristen besucht. Das romantische Flair hat es durch den Ausbau jedoch leider vollkommen verloren. Eines aber ist gleich geblieben: Der schöne Ausblick über einen Teil der Insel und hinaus aufs Meer.

Bild Doch viel mehr als die Aussicht von hier oben hat mich mal wieder ein junger Hund interessiert (was auch sonst? ;-). Er begleitete uns vom Auto bis zum Aussichtsplattform und war ein richtig frecher Kerl. Er sprang an uns hoch, spielte (wie so viele Hunde) an meinem Handgelenk und setzte den allseits bekannten "Ich bin doch sooo ein armer Hund, bitte gib mir was zu Essen."-Blick auf. Herzerweichend! Glaubt mir: Wären wir nicht mit dem Kreuzfahrtschiff, sondern mit dem Flugzeug hier gewesen, hätte ich alles dafür getan, ihn mit nach Hause zu nehmen. Der kleine Mann wäre ein wunderbarer Partner für Benita gewesen. Nicht nur von der Optik her, sondern auch und vor allem wegen seiner schelmischen Art, die ihrer so unglaublich glich.

Vorbei an zahlreichen Bananenplantagen erreichten wir das Fischerdorf Câmara de Lobos. Hier spazierten wir eine knappe Stunde hindurch und tauchten ein in eine Welt, in der sich die Uhren langsamer zu drehen scheinen als anderswo. Hier und dort eine Gruppe Männer beim Kartenspielen, die Frauen beim Wäsche aufhängen, zahlreiche streunende Katzen und Hunde. Stress und Hektik scheint es hier nicht zu geben. Noch heute leben hier viele Fischerfamilien, jeweils morgens und abends kann man sie bei ihrer Arbeit beobachten. Ihre bunt bemalten und klassischen Fischerboote stachen mir besonders ins Auge.

Natürlich durfte auch der Besuch der Markthalle nicht fehlen. Hier schlendere ich immer gerne durch. Auch wenn man bei Kreuzfahrten nichts kaufen und mitnehmen kann; allein das Betrachten der Auslagen macht mir einfach Spaß. Und ein paar Bananen mussten dann doch noch mit. Wenn man schon einmal die Möglichkeit hat, frische Bananen aus dem Ort zu probieren ...

Bild Empfindlich darf man hier allerdings nicht sein. Streunende Hunde liefen unter den Ständen hindurch, an der ein oder anderen Mauer wurde fröhlich markiert. Tja, in Portugal wird das eben alles noch ein wenig entspannter gesehen.

Fast jeder von uns hatte sich auf dem Markt eine Kleinigkeit gekauft, so nach und nach trudelten alle wieder am Parkplatz ein und unsere Tour konnte weiter gehen. Diese Inselrundfahrt war in der Tat eine der entspanntesten, die ich je erlebt habe. Manuel drängte uns zu keiner Zeit. Er überließ es uns, wie lange wir wo bleiben wollten und wenn es einmal länger dauerte, wartete er geduldig am Auto. Wir hatten immer sehr viel Zeit an den einzelnen Punkten und sahen zwar sicher nicht so viel wie andere, die über die Insel hetzten, dafür aber alles intensiver.

Bild Eine knappe halbe Stunde gefahren, erreichten wir den Aussichtspunkt Pico dos Barcelos in der Gemeinde Santo Anónio auf ca. 355 Meter Höhe. Von hier aus hat man einen wirklich tollen Blick auf die Bucht von Funchal und die Inseln Desertas. Etwas unterhalb der Plattform findet man kleine Stände mit regionalen Handelsprodukten. Schöne Dinge, allerdings nichts, was man unbedingt brauchen würde.

Das landschaftliche Highlight des heutigen Tages war sicherlich das Curral das Freiras, das "Nonnental". Das kleine Dorf, das zwischen riesigen, fast senkrecht stehenden Berghängen inmitten der Insel zu finden ist, war 1566 Zufluchtsort zahlreicher Nonnen. Sie liefen vor den Piraten davon und versuchten, das Klostervermörgen zu retten. Noch heute ist das Dorf mehr oder weniger von der Außenwelt abgeschnitten. Die Bewohner leben hauptsächlich vom eigenen Anbau. Vom Aussichtspunkt Eira do Serrado auf 1.053 Meter hatten wir einen herrlichen Blick auf das Tal und waren ganz erschlagen von der Schönheit der Bergkulisse. Doch bei all der Ruhe und Besinnlichkeit an diesem Ort; länger als eine Woche würde ich es hier definitiv nicht aushalten. Respekt an die Bewohner, die hier ihr ganzes Leben verbringen.

Bild Der ein oder andere aus der Gruppe verspürte langsam Hunger und so fragten wir Manuel nach einem typisch madeirischen Lokal. Das Restaurant am Eira so Serrado sollte zwar den für Madeira so bekannten und angeblich auch nur auf der Insel verfügbaren Degenfisch anbieten, das Ambiente allerdings sprach uns so gar nicht an, weshalb Manuel mit uns noch ein Stückchen weiter fuhr und wir schließlich irgendwo im Nirgendwo an einer Bergstraße Halt machten. Ganz ehrlich: Uns wäre das Lokal gar nicht aufgefallen und selbst wenn. Ich glaube, wir hätten hier keinen Stopp eingelegt. Demzufolge waren wir alle sehr gespannt, was uns jetzt erwarten würde.

Doch mit dem Restaurant Parada dos Eucaliptos oberhalb von Funchal hatte Manuel wirlich ins Schwarze getroffen. Vor dem Lokal gibt es einen Ofen, in dem gleich mit unserer Ankunft frisches Knoblauchbrot (Bolo de caco) gebacken wurde. Im Inneren war alles mit dunkelbraunem Holz ausgestattet, die Lichtverhältnisse eher dunkel und die Tische karg. Aber trotzdem irgendwie gemütlich.

Bild Eine nette Idee: Die Visitenkarten-Wand. Eine Wand, an der schon gut 100 Karten hingen. Jeder, der eine Visitenkarte hat, kann sie hier anpinnen. Natürlich findet man dort jetzt auch eine Karte von Schiffs-Feeling. :-)

Die Dame des Hauses war im ersten Moment sichtlich überfordert. Auf einen Schlag standen da plötzlich zwölf Leute vor ihr, die alle gleichzeitig etwas zu Essen haben wollten. Doch wir hatten Zeit, nur kein Stress. Letzten Endes machten wir es ihr ohnehin relativ leicht: Wir alle entschieden uns für die örtliche Spezialität: Espetadas, Filet vom Rindfleisch, gegrillt und auf großen Metallspießen serviert. Dabei sind die Tische mit Ständer ausgestattet, an die man die Spieße hängen kann. Darunter wird ein Teller platziert, auf den das überschüssige Fett und Blut abläuft.

Dazu bestellten wir selbst gemachte Pommes sowie einen einfachen, aber äußerst leckeren, Tomatensalat. So nach und nach trudelten die über dem offenen Feuer gegrillten Fleischspieße bei uns ein und uns lief das Wasser im Munde zusammen. Mit Lorbeer und Salz gewürzt war es nicht überwürzt und hatte "Medium" gegrillt einen hervorragenden Geschmack. Jeder einzelne von uns war hin und weg. Wir hatten mit allem gerechnet, aber definitiv nicht mit diesem fantastischen Essen. Selbst die größten Skeptiker unter uns waren begeistert.

Zum Abschluss unseres Besuch musste natürlich noch die flüssige Spezialität Madeiras getestet werden: Poncha. Ein Mixgetränk aus Zitrone, Honig und Zuckerrohrschnaps.

Bild Die Dame kam mit einer großen Karaffe zu uns an den Tisch, dazu das 'caralhinho', das "Pimmelchen" ;-), der Quirl, mit dem man alle Zutaten kräftig miteinander verrührt. Das Umrühren ist unglaublich wichtig, denn sonst schmeckt man den Alkohol zu sehr und die Dame rührte und rührte und rührte ... Bis alle ihren Poncha vor sich hatten, setzte sich der Alkohol in den ersten Gläsern jedoch schon wieder und dazu gehörte wohl auch meins. Der erste Schluck war ... heftig! Whow! Was ist denn das? Das Zeug brannte bis in die Kniekehlen. Doch je mehr man davon trank, desto besser wurde es ... das übliche Phänomen eben. Mehr als ein Glas war für mich allerdings nicht drin ... ich fühlte mich wie auf Wolke 7. Das Zeug ist gut, verdammt gut ... besonders viel sollte man sich danach allerdings erst einmal nicht mehr vornehmen.

Der Besuch hier hat sich wirklich mehr als gelohnt. Und wieder einmal waren wir überrascht, als uns die Rechnung vorgelegt wurde. Mit allen Getränken, dem hochwertigen Rindfleisch und dem Poncha zahlten wir gerade mal 15, € pro Person, inklusive Trinkeld! Kaum zu glauben? Stimmt! Wir haben mehrmals gerechnet, kamen aber immer auf die gleiche Summe.

Der ein oder andere wird sich jetzt vielleicht fragen: Wieso geht man während einer Inselrundfahrt so ausgiebig Essen, wo es doch an Bord genügend zu Essen gibt und sogar im Reisepreis enthalten ist? Naja, das hat einen ganz einfachen Grund: Wir lieben es, landestypisch zu speisen und besondere Spezialitäten kennen zu lernen. Auch das gehört für uns zu einem gelungenen Urlaub dazu.

Alle wieder in die Autos verfrachtet, steuerten wir unser letztes Ziel für heute an: Funchal. Ich wollte mir gerne mal die Stadt ansehen, leider hatten wir dafür aber nicht mehr ganz so viel Zeit wie ursprünglich eingeplant. Der Tag war rasend schnell vergangen.

Bild Manuel parkte im Zentrum der Stadt, im historischen Kern Santa Maria, direkt vor dem Mercado dos Lavradores und ließ uns nach kurzen Erklärungen auf eigene Faust hindurch schlendern.

Der Markt wurde in den 1930er Jahren in einer Kombination aus Art Déco und Modernismus erbaut. Hier findet man das Beste vom Besten, was die Insel zu bieten hat. Auf zwei Etagen gibt es exotisches Obst und Gemüse, bunte Pflanzen und natürlich auch Fisch- und Fleisch-Stände. Für den Fisch waren wir jetzt am Nachmittag definitiv zu spät dran. Die meisten Auslagen waren schon leer, nur ein, zwei Stände hatten noch den ein oder anderen Degenfisch.

Viele der Verkäuferinnen tragen noch heute die typische Madeira-Tracht, was den Besuch hier natürlich noch authentischer macht.

Bild Erst vor wenigen Tagen hatten wir uns mit jemandem aus der Gruppe über Bananenstauden unterhalten. Nachdem sie bei ihm zu Hause wunderbar wachsen, beschlossen wir, uns doch einfach auch mal so eine Staude aus Madeira mitzunehmen. In den Blumenläden wurden sie in allen Größen verkauft. Ein Versuch ist es auf jeden Fall wert. Mal sehen, was daraus wird.

Da wir noch ein paar Minuten Zeit hatten, bis wir wieder am Treffpunkt sein mussten, liefen Toni und ich noch schnell zur Promenade vor, denn die Celebrity Eclipse, die heute mit uns im Hafen von Funchal stand, verabschiedete sich gerade.

Wieder zurück am Auto, brachte uns Manuel schließlich wieder zum Hafen.

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Fotoalbum Madeira 2015