3. Tag: Auf geht's nach Portugal - Von der spanischen Grenze bis ans Ende der Welt!


Für heute beschlossen wir einen Ausflug nach Portugal. Wir waren schon mächtig gespannt auf ein Land, das wir, abgesehen von der nicht vergleichbaren Insel Madeira, bisher noch kein einziges Mal besucht hatten.

Bild Nach einem ausgiebigen Frühstück setzten wir uns ins Auto und fuhren in Richtung Grenze. Den Grenzübergang zwischen Spanien und Portugal stellt die wirklich tolle und faszinierende Guadina-Brücke dar, die in ihrer Modernität jedoch so gar nicht in das südländische Bild passt. Erst einen Monat nach unserer Reise sollte ich außerdem erfahren, dass die Brücke stark renovierungsbedürftig ist und ab Januar 2009 repariert werden soll. Na toll. Und wir fuhren fast jeden Tag mindestens zwei Mal drüber hinweg. ;-)

Eigentlich wollten wir gar keine soo großen Touren unternehmen, weshalb ich zu Hause nur Ausflugsziele in der näheren Umgebung und im ersten Drittel der Algarve heraus gesucht hatte. Doch zum einen war das Wetter heute nicht so berauschend (sehr bewölkt) und zum anderen die Straßen total frei, weshalb wir uns ziemlich spontan dazu entschlossen, erstmal nirgends auszusteigen und komplett bis zum Ende der Algarve, also zur Südwestspitze Portugals, weiter zu fahren. Ich war natürlich happy darüber, weil genau diese Gegend auch die schönste der Algarve und vor allem die unberührteste sein sollte.

Dass wir in Portugal waren, wurde uns ziemlich schnell bewusst. Der Unterschied zwischen Portugal und Spanien ist schon enorm. Während man in Andalusien nur weite Ebenen vorfindet, erheben sich direkt nach der Grenze schon die ersten Hügel und je weiter man fährt, desto steiler werden die Klippen und desto höher die Landschaft. Leider spürt man aber auch die Armut der Portugiesen an manchen Stellen ziemlich intensiv. Zum einen sind äußerst wenige Autos unterwegs und wenn, dann sind es sehr alte und zum Teil verrostete und verbeulte Fahrzeuge. Neue oder gar teure Autos fahren hier äußerst selten und auch nur in speziellen Gegenden. BildUnd auch in den Städten spiegelt sich die Armut teilweise wider. Die meisten Ortschaften wirken ein wenig herunter gekommen und bieten auch nicht wirkliche Sehenswürdigkeiten. Schuld daran ist das starke Erdbeben von 1755, das zahlreiche alte Bauten Portugals zerstört hat. Die meisten Gebäude sind daher nicht älter als 245 Jahre oder kleine Ruinen. Und nach wie vor wird Portugal von Erdbeben heimgesucht. Fast jede Woche kann man es an den Küsten bis hinauf zu den Azoren spüren. Allerdings nicht mehr so schlimm wie damals … zerstört werden die neuen Gebäude so schnell jedenfalls nicht mehr.

Überraschend ist jedoch, dass die Preise sowohl für Benzin als auch für Essen und Unterkunft in Portugal um einiges teurer sind als in Spanien. Und auch die dortigen Golfplätze, die uns persönlich natürlich sehr interessiert haben und von denen es alle paar Kilometer welche gibt (Portugal ist ein reines Golf-Eldorado!), verlangen oftmals horrende Greenfee-Preise, die wir nie bereit wären zu zahlen. Andererseits haben wir aber auch festgestellt, dass man teilweise handeln könnte, was in kaum einem anderen europäischen Land möglich ist. Es ist also alles in allem doch eine Welt für sich, die sich uns in Portugal bot. Einerseits ein recht armes Land, andererseits aber mit teilweise horrenden Preisen mit Bazar-Feeling. Der arabische Ursprung ist nicht nur in dieser Hinsicht immer und überall zu spüren; auch manche Ortschaften behielten bis heute ihren arabischen Namen.

Bild Wir stellten außerdem fest, dass hier ständig und überall weiter gebaut wird. In erster Linie entstehen zu den ohnehin schon zahlreich vorhandenen Golfplätzen immer noch weitere und dazu leider auch ganze Resorts. Es ist scheinbar nicht mehr nur möglich, allein einen Golfplatz zu bauen, es müssen immer noch eine Menge an Appartements und Ferienhäuser hinzu gebaut werden. Häuser, die jahrelang frei stehen, weil es einfach nicht so viele Abnehmer dafür gibt. Wir überlegten uns ernsthaft, ob es eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die portugiesischen Arbeiter ist oder ob sie in der Tat glauben, das alles im Laufe der Jahre füllen zu können? So gern wir selber Golf spielen, aber das fanden wir beide extrem übertrieben, da es eben auch einfach die Landschaft zerstört. Und alles, was zu viel ist, wird irgendwann einmal langweilig …

Jedenfalls fuhren wir entlang der Küste zunächst über die Autobahn, die wir bei Lagos dann verließen und den weiteren Weg über die Landstraße zurück legten. Über Budens, Figueira und Vila do Bispo ging es auf direktem Wege nach Sagres. Der Ort diente früher als Ausgangspunkt zahlreicher Seereisen.

Bild Etwa sechs Kilometer waren es von hier aus noch zum Cabo de São Vicente, der mit dem Ponta de Sagres gemeinsam die Südwestspitze des europäischen Festlandes bildet. Fast 70 m hohe Steilküsten mit karger und baumloser Vegetation findet man hier vor.

Wir stellten unser Auto direkt am Leuchtturm ab und spazierten zu den Klippen vor. Uns bot sich ein atemberaubender Blick über das Meer und die Steilklippen, was uns sehr an Irland erinnerte. Das Wetter war immer noch sehr bewölkt und windig, aber eigenartigerweise machte mir das dieses Mal gar nichts aus. Im Gegenteil. Zu diesem Landschaftsmotiv "passte" das irgendwie.

Den Leuchtturm konnten wir leider nicht besichtigen, da er nur selten für Besucher geöffnet hat. Dessen Lichtkegel reicht knapp 60 km über den Atlantik und gilt als der lichtstärkste Europas. Ein kleiner Hund schielte ganz frech aus der Tür hervor, machte aber weiter keine Anstalten. Touristen ist er hier wohl schon gewöhnt, jedoch war heute relativ wenig los. Im Sommer muss es von Busgruppen hier nur so wimmeln.

Hier gefiel es uns richtig gut und wir hätten uns noch ewig aufhalten können - aber irgendwann hat man dann eben doch alles gesehen. Jedenfalls sollte dies der schönste Fleck währen unserer gesamten Algarve-Erkundung bleiben.

Wir sprangen wieder ins Auto und fuhren die Straße nach Sagres wieder zurück, hielten aber bereits nach fünf Minuten schon wieder an. An der Straßenseite und direkt über der Klippe entdeckten wir das kleine und verlassene Fort Fortaleza de Beliche. Viel gab es nicht preis, leider konnten wir auch nicht in das Innere, da das Tor verschlossen war. Aber auch von hier bot sich uns ein atemberaubender Ausblick auf die reizvolle Landschaft. Auch dieses Fort fiel dem verheerenden Erdbeben von 1755 zum Opfer und lag über 200 Jahre in Trümmern.
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Wieder im Auto, fuhren wir an einem weiteren Aussichtspunkt vorbei direkt zum Fort Fortalezza de Sagres. Hier standen einige Autos auf dem riesigen Parkplatz - es musste also etwas zu sehen geben. ;-) Das Fort befindet sich auf einer etwa ein Kilometer langen und ca. 300 m breiten Landzunge mit steil abfallenden Klippen, an denen sich die Angler entlang hangeln. Es ist ein Nationaldenkmal von überragender Bedeutung.

Wir zahlten den Eintritt von 1,50 € (Stand: Oktober 2008) pro Person (ich hätte es fast übersehen, das Kassenhäuschen lag ziemlich versteckt) und schlenderten in die Anlage hinein. Viel gab es hier nicht mehr zu sehen und man musste seiner Phantasie freien Lauf lassen. Innerhalb der Anlage liegt ein freigelegter Steinkreis, in 42 Felder unterteilt und mit einem Durchmesser von etwa 43 m. Er wird als Windrose (Rosa dos Ventos) bezeichnet, könnte allerdings auch dem Zweck einer Sonnenuhr gedient haben.

Wir spazierten daran vorbei und entdeckten neben dem Eingangstor mit dem Wappen von Heinrich dem Seefahrer die kleine Kapelle Nossa Senhora da Graca aus dem 16. Jahrhundert, die im Inneren jedoch sehr schlicht ist. Einige Meter davor steht ein Gedenkstein für Heinrich den Seefahrer.

Weiter konnten wir alte Pferdeställe erkennen, in denen es eine kleine, aber uninteressante, Ausstellung zu sehen gibt, außerdem ein verlassenes Häuschen. Die Touristen verliefen sich hier relativ schnell, die meisten auf dem drei Kilometer langen Weg entlang der Steilküste um das Felsplateau.Bild

Auch wir schlenderten hier ein wenig entlang und staunten über die Angler, die sich hier über die Felsklippen hangelten, nur, um einen besonders guten Fang zu machen. Sicher eine jahrelange Übung, aber doch immer wieder aufs Neue gefährlich.

Bei unserem Blick hinüber auf den Cabo de São Vicente sahen wir, dass das Wetter inzwischen etwas übler wurde und es dort wohl gerade heftig schüttete. Dadurch, dass auch der Wind sehr stark ging, war klar, dass das Unwetter wohl gleich hier sein würde, also machten wir uns auf schnellstem Wege zurück zum Auto. Das war noch ein schönes Stück zu gehen. Und tatsächlich … Kaum die Tür aufgemacht und ins Auto gesetzt, fing es zu Regnen an. Noch mal Glück gehabt!

Der Schauer verzog sich relativ schnell, es war auch gar nicht so schlimm, wie anfangs vermutet. Das meiste war wohl schon über dem Meer herunter gekommen. Wir fuhren also wieder entlang der Küste in Richtung Sagres zurück, blieben dort aber nicht weiter stehen, da es nicht wirklich was zu sehen gab.

Nähe Vila do Bispo, einem sehr ursprünglich gebliebenen Ort inmitten der Natur, machten wir an einem der zahlreichen Golfplätze Halt. Da es erneut zu Regnen begann, entschlossen wir uns zu einem kurzen Kaffee im Clubhaus. Informationen geholt und in den Wintergarten gesetzt, staunten wir über den hügeligen und strategisch gut geplanten Platz. Whow! Den würden wir gerne spielen. Allerdings war er zu weit weg von unserem Hotel. Schade.

Noch ein paar weitere Golfplätze besichtigt, ging es schließlich in Richtung Lagos weiter und von dort direkt zur Ponta da Piedade, einer wunderschönen Steilküste mit winzigen Sandbuchten, gurgelnden Grotten und rötlichen Felstoren. Nicht umsonst wird die Gegend hier "Skulpturengarten" genannt.

Wir fuhren die 2 Kilometer verlassene Landstraße südlich von Lagos entlang und erreichten wenige Minuten später einen Leuchtturm. Doch die in meinem Reiseführer so wunderschön abgebildeten Felsen konnten wir nicht gleich erkennen und fragten uns schon, ob wir vielleicht doch falsch gefahren sind? Doch ein paar Schritte weiter waren sie dann doch da und wunderschön anzusehen. Herrliche Felsenspitzen mitten im Meer, zahlreiche Möwen, die entweder auf den Felsen saßen oder darüber hinweg schwirrten. Hier hätten wir blauen Himmel gut gebrauchen können, denn so sah es schon ein wenig trist aus. Aber hilft alles nichts. Gefallen hat es uns trotzdem. Und dass die Ponta da Piedade zu den schönsten Küstenabschnitten der Algarve gehören soll, kann ich nur bestätigen.

Vom Leuchtturm aus führen 200 Stufen zum Meer hinunter, von wo aus man einige Grotten besichtigen kann. Im Sommer werden entsprechende Touren angeboten. Überhaupt soll es im Sommer hier mächtig zugehen und die Leute wie Sardinen an den Stränden liegen. Ich konnte mir das gar nicht richtig vorstellen und war froh, außerhalb der Hauptsaison hier gewesen zu sein.

Bild Inzwischen war es schon später Nachmittag geworden und wir immer noch im letzten Drittel der Algarve unterwegs (von Spanien aus gesehen). Der Weg zurück war noch weit und langsam fing es zu dämmern an, weshalb wir beschlossen, zurück zum Hotel zu fahren und die restliche Algarve die nächsten Tage zu erkunden.

Zuvor wollten wir allerdings Lagos noch einen Besuch abstatten. Der Ort wird in vielen Reiseführern als einer der schönsten in der gesamten Gegend bezeichnet. Das konnten wir jedoch nicht bestätigen. Wir kurvten eine gute Viertelstunde durch den gesamten Ort, fanden keinerlei Parkmöglichkeiten (nicht mal am Rand gab es welche), blieben dann fast in einer der zahlreichen Gassen stecken (also wenn man nicht mal mit einem Corsa durchkommt …) und drehten völlig entnervt wieder um. Der einzige Platz, der überall abgebildet war, sah zwar schön aus, war aber nichts außergewöhnliches, eher touristisch. Ich glaube, hier haben wir nichts verpasst.

Nie hätten wir gedacht, dass wir uns so lange hier in dieser Gegend aufhalten würden, doch die Zeit verging wie im Fluge. Die Landschaft hat uns aber auch mächtig beeindruckt und wir waren richtig froh über unseren Entschluss, ganz ans Ende der Algarve gefahren zu sein.

Über die fast leere Autobahn düsten wir also in Richtung Spanien zurück, doch die Strecke kam uns inzwischen endlos lange vor. Gegen 18 Uhr erreichten wir schließlich wieder unser Hotel und waren richtig geschafft vom heutigen Tag.

Auf 20 Uhr ging es wieder zum Abendessen und auch heute genossen wir sehr leckere Speisen, bevor wir es uns gegen halb 22 Uhr schließlich wieder in der Bar gemütlich machten und der Live-Musik lauschten.

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