Das Dorf der Trulli-Häuser - Alberobello - besuchten wir im Mai 2009 im Rahmen einer Mittelmeer-Kreuzfahrt mit der Costa Luminosa (für den kompletten Reisebericht bitte hier klicken).
Da sich das Städtchen ein gutes Stück von Bari entfernt befindet, nahmen wir an einem geführten Ausflug der Reederei teil, marschierten schließlich aber doch allein durch die Stadt. Es war ein interessanter Ausflug mit interessanten Häusern und mal etwas völlig anderes.
Erst gegen die Mittagszeit sollten wir heute Bari, die Hauptstadt Apuliens, erreichen, von wo aus unser Ausflug nach Alberobello startete. Die Zeit bis dahin verbrachten wir ganz gemütlich auf dem Schiff mit Ausschlafen, Seenotrettungsübung und einfach in den Tag hinein leben.
Gegen 12.45 Uhr war schließlich auch schon Treffpunkt für den gebuchten Ausflug "Alberobello" und wir marschierten in die Grand Bar Elettra. Leider verzögerte sich die Freigabe des Schiffes ein wenig und anstatt um 13 Uhr kamen wir erst gegen halb 14 Uhr von Bord.
Während der knapp einstündigen Fahrt nach Alberobello, vorbei an den Landschaften Apuliens, erklärte uns der Reiseleiter einiges interessantes über diese Region, die Leute und auch über die Trulli-Häuser, die wir uns heute ansehen wollten. Leider fing es zwischendurch ganz schön zu Regnen an. Susis und meine Laune war kurze Zeit nicht die beste. Ohne etwas zu sagen, dachte wohl jeder das gleiche: Das kann ja heiter werden.
Doch mit zunehmender Zeit wurde es auch zunehmend besser. Endlich in Alberobello angekommen (einem eigentlich sehr ausgestorbenen Ort, würden nicht immer wieder Touristen hierher kommen), kam sogar ein ganz klein wenig die Sonne hervor und innerhalb weniger Minuten wurde es richtig heiß.
Vom Parkplatz bis in die Stadt waren es etwa 10 Minuten Fußweg. Der Reiseleiter war nicht zu bremsen und lief uns fast davon. Etwas eigenartig. An den ersten Trulli-Häusern angekommen, erklärte er uns schließlich, dass wir jetzt nur noch etwa 15 Minuten Zeit hätten, um uns das Dorf anzusehen, anschließend wäre ein Platz im daneben liegenden Restaurant reserviert, in welchem wir apulische Köstlichkeiten probieren könnten. Aha - wir waren also nur hierher gekommen, um etwas zu essen? Und die Trulli-Häuser? Hat man eins gesehen, hat man alle gesehen? ;-) Susi und ich waren uns schnell einig, dass wir definitiv nicht zum Essen mitgehen und uns lieber die Stadt ansehen werden. Der Reiseleiter war zwar über unsere Abmeldung nicht begeistert, allerdings schlossen sich unserer Meinung schnell noch ein paar weitere an. ;-)
Wir ließen den Rest der Gruppe also zum Essen gehen (denn: auf dem Schiff gibt's ja nichts) und spazierten ganz gemütlich durch Alberobello. Ganz ehrlich: Mir war es so fast lieber. Das wichtigste hatte uns der Reiseleiter schon erzählt und ich schaute mir das ganze eh lieber in Ruhe und ohne tausend andere Leute an. So konnte man auch gut und ungestört fotografieren.
Alberobello ist eine winzige, noch fast ursprüngliche Stadt mitten in Apulien. Sie ist geprägt durch ihre Trulli-Häuser (Kegelbauten), die von den Hirten aus dieser Gegend errichtet, jedoch nicht als richtige Häuser angesehen wurden und somit steuerfrei waren. Da sich in Alberobello ganze Stadtteile dieser Häuser befinden, wurde sie schließlich auch zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. Trotz der Touristen, finde ich, hat sich das Städtchen viel Charme bewahrt.
Aber auch schon während unserer Fahrt nach Alberobello konnten wir hier und da die Trulli-Häuser sehen. Es sind runde, selten auch viereckige weiß gestrichene Bauten mit sehr charakteristischen Kegeldächern aus Kalksteinplatten, die ohne Mörtel aufeinander geschichtet sind. Auch heutzutage wird noch in diesen Häusern gewohnt, allerdings konnte man auf dem Land gut sehen, dass daneben oftmals noch richtige Häuser oder zumindest Anbauten gemacht wurden, um alles ein wenig größer zu gestalten. In Alberobello selbst sind in diesen Häuschen inzwischen größtenteils Restaurants und Souvenirläden untergebracht.
Entstanden sind die Häuser bzw. diese Bauart durch Girolamo II, Herzog von Acquaviva. Da Ende des 13. Jahrhunderts durch den Kaiser verboten wurde, neue Ortschaften ohne Erlaubnis zu gründen und es mit Erlaubnis einiges gekostet hätte, beschloss Herzog Girolamo II, alle Gebäude im Stil der Trulli-Häuser zu errichten, da man diese Häuser ganz einfach und schnell wieder demontieren und an anderer Stelle aufbauen könnte. Somit entstand nie eine richtige Ortschaft.
Die hohen Kegeldächer dienten als Vorratsspeicher für das Getreide der Bauern. Unter dem Kegel war der Wohnraum der Menschen oder auch Stall für ihr Vieh. Hier lebten Mensch und Tier zusammen. Kam Nachwuchs, wurde ein weiteres Trullo gebaut. Je mehr Kegeldächer, desto größer und wohlhabender galt damals die Familie.
Susi und ich schlenderten ganz gemütlich durch die vielen Gassen und kamen an wirklich tollen Trulli-Häusern vorbei. Manche sahen etwas heruntergekommener aus, andere dafür strahlten uns in frischem Weiß entgegen. Hier wird tatsächlich noch in welchen gewohnt, immer wieder hörte man einen Fernseher laufen oder sah man Menschen aus den Häusern kommen. Die Türen zu den Häusern sind meist offen, aber durch einen Vorhang geschützt, damit nicht jeder hinein sehen kann.
Richtig nett fand ich es, als wir so allein und verlassen durch einen dieser Stadtteile spazierten und plötzlich einige Fiat 500 (das alte Modell!) uns entgegen kamen. In allen erdenklichen Farben fuhren sie an uns vorbei; es passte irgendwie so richtig zu diesen Häusern und der doch etwas klein geratenen Stadt.
Immer wieder kamen wir an solchen Häusern vorbei, bis wir schließlich den Stadtkern erreichten. Die Geschäfte sahen alle ziemlich alt aus, viel Leben scheint hier nicht zu sein. Von einer Anhöhe einer kleineren Kirche hatten wir einen schönen Ausblick auf die gegenüberliegende Seite der Stadt und somit auf ein noch größeres Meer an Trulli-Häusern. Vorbei an der Basilika Minore Die Santi Medici gelangten wir schließlich in diesen Stadtteil und spazierten enge Gassen hinauf. Hier sammeln sich die Souvenir- und Kunstläden, auch war heute ganz schön viel los. Von einer Aussichtsterrasse aus hatten wir einen tollen Ausblick über die Stadt und konnten anschließend noch das Innere eines solchen Trullo besichtigen.
Alles gesehen, war es schließlich auch schon wieder Zeit, in Richtung Parkplatz zu laufen. Mit dem Bus ging es wieder etwa eine Stunde zurück nach Bari. Während der Fahrt fielen uns beiden die Augen zu, es war doch ein anstrengender Ausflug gewesen und wir hatten viele Eindrücke gewonnen.
Fotoalbum Alberobello