Athen

~ Aufenthalt am 13. Oktober 2016 ~



Die Hauptstadt Griechenlands besuchten wir im Rahmen einer Kreuzfahrt ins östliche Mittelmeer mit der Celebrity Reflection (für den kompletten Reisebericht bitte hier klicken).

Der erste Eindruck überrumpelte mich ziemlich. Es war laut, hektisch, Autos und Roller, wohin man sah. Erst einmal kurz sammeln und vor allem aufpassen, nicht überfahren zu werden.

Der Sýntagma-Platz ist Athens "Verfassungsplatz", umgeben von Luxus-Hotels, Zweckbauten jüngerer Jahre und Fast-Food-Restaurants. An der Ostseite steht das Parlamentsgebäude, welches 1842 für den ersten neugriechischen König (König Otto I. aus Bayern) erbaut, jedoch seit Beginn des 20. Jahrhunderts nicht mehr als Königspalast genutzt wird. Seit 1935 dient es als Sitz des knapp 300-köpfigen Parlaments.

Das unterhalb zu sehende Grabmal des Unbekannten Soldaten wird von den Evzonen bewacht, Soldaten eines Ehrenregiments, die noch immer die traditionelle Uniform aus dem 19. Jahrhundert tragen, mit Schnabelschuhen, Schürzen aus Seidenstreifen und besticktem Wams. Gerade noch rechtzeitig erreichten wir die Wachablösung und mussten schmunzeln. Dass Männer sich für so etwas begeistern können, will mir nicht so recht in den Kopf.

Bild Am Sýntagma Platz vorbei, spazierten wir die Ermou-Straße entlang und erreichten nach einiger Zeit die Kapnikaréa-Kirche, eine mittelbyzantinische Kreuzkuppelkirche aus dem 11. Jahrhundert. Sie wurde auf den Grundmauern eines antiken Tempels errichtet. 1834 war der Abriss der Kirche vorgesehen, König Otto entschied sich aber um und so wurde die Straße eben drum herum gebaut.

Über den Platz Kapnikaréa hinweg, durchstreiften wir die Einkaufsmeile Athens und gelangten zum Platz Monastiráki, einer der beliebtesten Einkaufsbezirke der Stadt. In den schmalen Gassen, die von dem sehr groß angelegten Platz in alle Richtungen ausstrahlen, reihen sich teure Boutiquen sowie Antik- und Kunstläden aneinander. Marken wie Boss, Kenzo oder Lacoste sind hier ebenso vertreten wie kleine, private Maßschneider.

Besonders schön anzusehen ist außerdem die Pantanassa-Kirche aus dem 17. Jahrhundert, mit einem reich verzierten Gewölbe im Inneren. Am südlichen Ende steht die Tzistarakis-Moschee aus dem 18. Jahrhundert, in der heute ein Museum für griechische Volkskunst zu finden ist.

Bevor es mit unserer Sightseeingtour weiter ging, beschlossen wir, im Hard Rock eine kleine Mittagspause einzulegen. Es befindet sich in Richtung der Akropolis, an der Ecke Adrianou/Areos, etwas versteckt in einer Seitenstraße. Wie nicht anders zu erwarten, war der Service hier wieder ausgesprochen freundlich. Zwischen den Ausstellungsstücken von Rihanna, Michael Jackson, Kiss und vielen mehr Platz genommen, bestellten wir einen leckeren Burger und Tacos und hatten mit der Menge ganz schön zu kämpfen. Kleine Portionen scheinen hier ein Fremdwort zu sein. Zum Glück war mein Hunger groß genug - und alles ausgesprochen lecker!

Bild Noch den üblichen Shirt-Kauf vollzogen, machten wir uns langsam wieder auf den Weg. Es gab noch so zu viel zu entdecken.

Entlang der Areos erreichten wir die Römische Agora, Athens alter Markplatz, der im 1. Jahrhundert v. Chr. als kommerzielles Zentrum Athens erbaut wurde. Auf der 112 auf 96 Meter großen Freifläche standen einst ionische Säulen und Kolonnaden mit Läden. Heute sind nur noch wenige Säulen zu sehen, dafür mehr Steine und der gut erhaltene Turm der Winde, das interessanteste und best erhaltendste Gebäude. Der achteckige Turm wurde um 48 v. Chr erbaut und ist etwa 12 Meter hoch.

Durch eine Gassen hindurch, spazierten wir die Straße Theroias entlang und erreichten nach einiger Zeit den Areopag, ein 115 Meter hoher Felsen, nordwestlich der Akropolis gelegen. In der Antike tagte hier der Oberste Athener Rat und fällte seine Urteile. Heute ist es ein fantastischer Aussichtspunkt auf die Akropolis und über die Stadt.

Bild Über eine Treppe gelangten wir auf den Felsen, oben ist etwas Vorsicht geboten, denn es gibt keinen richtigen Weg. Das Gestein ist durch die vielen Besucher ziemlich ausgewaschen und somit stellenweise rutschig.

Wir genossen den unverbauten Blick auf die Akropolis, noch beeindruckender war allerdings die Aussicht auf Athen. Unter uns eröffnete sich ein Meer an Häusern, zwischendrin kleinere Parkanlagen. Einfach nur: Whow!

Von hier aus waren es schließlich nur noch ein paar Schritte zur Akropolis, die wir uns jetzt genauer ansehen wollten. Den stolzen Preis von 20,- € pro Person (Stand: Oktober 2016) bezahlt, ging es durch einen schön mit Bäumen angelegten Park zur Anlage.

Bild(Hinweis: In vielen Foren wird darüber berichtet, dass Taschen und Rucksäcke nicht in die Akropolis mit hinein genommen werden dürfen. Während unseres Besuchs war dies nicht der Fall. Lediglich Rollkoffer mussten draußen bleiben!)

Das 156 Meter hohe Kalksteinplateau der Akropolis ist der historische Kern der Stadt und mit den drei Tempeln und dem Torbau der Propyläen eines der bekanntesten Bauwerke der griechischen Antike. Wir betraten es auf der Westseite (einziger Eingang) über eine breite Freitreppe und erreichten an deren Ende den monumentalen Torbau der Propyläen. Er sollte seinen Besuchen von vorne herein die Macht Athens verdeutlichen. Und tatsächlich: Schon jetzt war ich tief beeindruckt von den riesigen Säulen und starken Mauern.

Bild Der in unmittelbarer Nähe stehende Nike-Tempel ist der kleinste von allen und wurde erst im vergangenen Jahrzehnt originalgetreu wieder aufgebaut.

Etwas unterhalb entdeckten wir das Theater Odeon des Herodes Atticus aus dem Jahre 161 n. Chr. Es ist mit seinem 28 m hohem Bühnengebäude so gut erhalten, dass hier im Sommer Theatervorstellungen und Konzerte gegeben werden können. Auf den 32 Rängen finden rund 5.000 Zuschauer Platz.

Immer wieder staunten wir während des Weges über die zahlreichen Steine und Marmorplatten, die hier - wie es schien - nach System aufgereiht lagen. Was für Werte und Schätze sich hier befanden!

Der wohl prächtigste Tempel der Akropolis ist der Parthenon, der aber ausgerechnet während unseres Besuch an der vorderen Front komplett eingerüstet war. Er schützte einst die 12 m hohe Statue der Stadtgöttin Athena aus Gold und Elfenbein, die heute jedoch nicht mehr zu sehen ist.

Der Bau dieses Parthenons war für damalige Verhältnisse etwas sehr außergewöhnliches, denn die Architekten legten viel Wert auf die Harmonie der Proportionen und ließen daher jeden einzelnen Stein individuell und auf den Millimeter genau ausarbeiten.

Bild An der die Akropolis umgebenden Mauer legten wir eine kleine Pause ein und genossen wieder einmal den weitreichenden Blick über Athen. Die Sicht war so grandios, dass wir sogar unsere Celebrity Reflection im Hafen von Piräus erkennen konnten.

Direkt unter uns blickten wir auf das Dionysos-Theater, das als Geburtsstätte des europäischen Theaters gilt. Bis 330 v. Chr. nur mit Holzbänken ausgestattet, wurde es schließlich bei einem Umbau um steinerne Sitzreihen erneuert.

Bild An der nordöstlichen Seite der Akropolis befindet sich eine tolle Aussichtsbastion mit einer riesigen griechischen Flagge. Unser Blick fiel auf den Tempel des Zeus, direkt dahinter steht das historische Olympiastadion. In der römischen Zeit fanden dort sowohl sportliche Wettkämpfe als auch Gladiatorenkämpfe statt.

Wir spazierten erneut am Parthenon vorbei, der zumindest seitlich nicht eingerüstet war, und erreichten nach einiger Zeit das mehreren Göttern geweihte Erechteion, das mir vor allem aufgrund der Statuen junger Mädchen, die das Dach der Vorhalle tragen, besonders gut gefallen hat. Allerdings handelt es sich hier leider nicht um die Originale, denn diese sind im Akropolis-Museum und im Britischen Museum in London zu finden. Das Erechteion ist eher ein kleiner Palast als ein Tempel und besteht aus mehreren miteinander verbundenen Räumen.

Der Rundgang hier auf der Akropolis hat mir ausgesprochen gut gefallen. Obwohl sehr vieles eingerüstet ist und die Anlage genau genommen ein einziger Steinhaufen, konnte man sich das damalige Leben hier doch ganz gut vorstellen. Wie prächtig muss es hier in Hochzeiten ausgesehen haben.

1975 wurde mit der Sanierung und teilweisen Rekonstruierung der Akropolis begonnen, die Fertigstellung ist bis 2020 geplant. All die noch herumliegenden Steine und Platten lassen daran allerdings eher zweifeln.

Hoch erfreut darüber, ein so wichtiges Bauwerk der Welt endlich mal mit eigenen Augen gesehen zu haben, verabschiedeten wir uns langsam wieder von der Akropolis und spazierten gemütlich in das idyllische Viertel Anafiotika.

Bild 1841 wurde es von Bauhanderwerkern der Kykladeninsel Anafi erbaut, weshalb es auch nicht verwundert, dass es hier stellenweise aussieht wie auf Santorin oder Mykonos.

Weiter ging es ein Stück durch die Plaka, ein großzügiges Tavernenviertel, umgeben von Häusern mit Grundmauern aus der Antike, allerdings auch an vielen Stellen sehr touristisch, bis wir wieder das Römische Forum mit dem Turm der Winde erreichten.

In der Zwischenzeit erhielten wir von einem Bekannten den Tip für ein kleines Bistro und so machten wir uns mit GPS auf die Suche. Perfekt, es waren gerade Mal fünf Minuten dorthin, das müsste zu schaffen sein.

Bild Auf dem Weg entdeckten wir die unglaublich schöne Kathedrale Megali Mitropoli aus dem 19. Jahrhundert, Sitz des orthodoxen Erzbischofs von Athen. 1962 fand hier die Hochzeit von Sophia von Griechenland mit dem spanischen Thronfolger Juan Carlos statt.

Zwei Querstraßen weiter waren wir schießlich angekommen: Im Le Petit Village, ein sehr kleines und zugleich auch sehr einladendes Pariser Bistro. Wir nahmen am letzten noch freien Tisch davor Platz und studierten die außergewöhnliche Getränkekarte mit den beworbenen hausgemachten Limonaden. Weil uns genau diese auch von unserem Bekannten empfohlen wurden, entschieden wir uns schließlich für die Melon-Lemon-Limonade. Noch vor der Bestellung brachte uns der nette Inhaber des Bistros eine kühle Wasserkaraffe, später gab es außerdem noch ein kleines "Dessert des Hauses", Frischkäse mit Preiselbeeren. Hier wird man wirklich verwöhnt! Und genau das scheint auch das Geheimnis dieses Bistros zu sein; es war bis auf den letzten Platz belegt, ausschließlich von jungen Griechen, die sich hier auf einen Plausch trafen.

Die frisch gemachte Limonade war herrlich erfrischend, der Aufenthalt mehr als entspannend. Der junge Mann strahlt so viel Ruhe aus. Wer dem Trubel der Stadt ein klein wenig entkommen möchte, ist hier also genau richtig.

Das (für uns) wichtigste von Athen hatten wir heute gesehen, nun bummelten wir noch ohne genaues Ziel kreuz und quer durch die Plaka und entdeckten dabei wunderschön romantische Gassen mit Cafés und Tavernen, die ihre Tische und Stühle auf den steilen Stufen verteilen und somit zu einem ganz besonderen Plätzchen machen.

Bild Das Katzenviertel in Anafiotika macht seinem Namen alle Ehre: In allen Ecken kann man die süßen Vierbeiner entdecken, Katzenmamis machen mit ihren Babys die ersten Spaziergänge, die Teenager kraxeln einmal quer über die Mauer und die alten Kater genießen die warmen Sonnenstrahlen an geschützten Plätzen. Für mich Tierliebhaber natürlich besonders schön anzusehen, auch, dass die "Streuner", die sie nunmal größtenteils sind, sehr gepflegt wirken und von den Griechen äußerst gut versorgt werden. An fast jedem Haus steht eine Wasserschüssel, an den Katzen-Sammelplätzen wird mehrmals täglich Futter verteilt. Bitte weiter so!

So langsam wurden wir müde vom vielen Laufen und beschlossen, zum Schiff zurück zu kehren. Die Haltestelle der Linie X80 am Sýntagma Platz war trotz des Chaos', das hier herrschte, schnell gefunden und nach einer kurzen Wartezeit von knapp zwanzig Minuten sahen wir den Bus dann auch schon um die Ecke biegen. Die Rückfahrt verging angenehm schnell. Während Toni sich in Gesprächen mit TUI-Cruises-Reisenden verlor, ließ ich den heutigen Tag in Athen Revue passieren und freute mich, diese Stadt endlich kennen gelernt zu haben.

Zwar muss ich zugeben, dass der Funke nicht zu 100 % übersprang, Athen zählt sicher nicht zu meinen Lieblingsstädten, dafür ist sie mir an vielen Orten einfach zu chaotisch und laut. Dennoch hat sie einen ganz eigenen Charme, schöne, verstecke, Plätze und eine Vielzahl historischer, interessanter Stätten, die mich in vielen Teilen stark beeindruckt haben.

Bild

Fotoalbum Athen 2016