Heidelberg - Wiege der Romantik

~ Aufenthalt am 13. August 2005 ~



Der Zusammenklang von Stadt, Schloss und Neckar sowie die wunderschöne Umgebung verzauberte schon vor rund 200 Jahren die Dichter und Maler der Romantik. Auch heute wirkt der Zauber unverändert fort und zieht Touristen aus aller Welt an.

Während eines Aufenthalts bei unseren Freunden Rüdiger und Annette in Mannheim kamen auch wir in den Genuss, dieser vielgerühmten Stadt einen kleinen Besuch abzustatten. Den Aussagen von Freunden und Kollegen nach zu schließen, sollte uns ein ganz besonderer Ort mit ganz viel Flair und Romantik erwarten – wir waren demnach also mehr als gespannt.


Frisch ausgeruht und nach einem leckeren gemeinsamen Frühstück ging's am Samstag Morgen mit Annette und Rüdiger los in Richtung Heidelberg. Von Mannheim aus ist der Weg nicht weit und so kamen wir schließlich nach einer guten halben Stunde an.

Bild Wir stellten das Auto ganz in der Nähe des Philosophenweges ab und spazierten eben jenen hinauf. Die Sonne lachte vom Himmel und wir waren glücklich, einen so tollen Tag erwischt zu haben. Unsere beiden "Reiseleiter" wollten uns die romantische Stadt erst einmal von oben zeigen, was einen ziemlich steilen Aufstieg erforderte. Aber: Sie hatten nicht zu viel versprochen. Die Aussicht vom Sonnenhang des Heiligenberges ist unbeschreiblich schön.

Wir schlenderten den inzwischen wieder eben gewordenen Weg entlang und genossen immer wieder die herrlichen Ausblicke. Hier stimmt einfach alles: Rundherum gibt es kleine Gärten zu bewundern, in dessen Mitte oft ein kleines verlassenes Häuschen steht. Richtig idyllisch also ... :-) Auf dieser "Klima-Insel", die übrigens eine der wärmsten Stellen Deutschlands ist, gedeihen ungeschützt richtige Exoten: Japanische Wollmistel und amerikanische Zypresse, spanischer Ginster und portugiesische Kirsche, Zitrone und Granatapfel. Auch Bambus, Palmen und Pinien entdeckten wir. Die üppige Vegetation und das milde Klima erinnerten sehr an die Toskana.

Über den Schlangenweg, der z. T. stockdunkel und auch ziemlich steil ist, aber auch immer wieder kleine Nischen für Aussichtspunkte bereit hält, gelangten wir schließlich direkt zur Karl-Theodor-Brücke vor den Toren Heidelbergs.

An der Ufer-Promenade hatten sich ein paar Maler versammelt, die die herrliche Kulisse Heidelbergs mit dem hochragenden Schloss auf Leinen einzufangen versuchten. Wir schauten ihnen ein wenig über die Schulter und spazierten sodann direkt über die Brücke (erbaut zwischen 1786 und 1788) in Richtung Brückentor. Wir entdeckten zwei Denkmäler auf beiden Erkern der Brücke: Kurfürst Karl Theodor und Pallas Athene.

Bild Als wir das Brückentor durchquerten, staunten wir nicht schlecht, als uns auf einmal nur noch Japaner über den Weg liefen. Sind wir hier wirklich noch richtig? Man möchte fast meinen, hier würde Asien beginnen ... ;-) Ein Plakat sollte uns darauf aufmerksam machen, dass heute Weltjugendtag war; im Laufe des Tages kamen uns alle Nationalitäten entgegen; nur fast keine Deutschen!

Wir spazierten zur Heiliggeist-Kirche vor, deren Bau zwar im 13. Jahrhundert begonnen, allerdings erst im 16. Jahrhundert fertiggestellt wurde. Einst besaß das Gotteshaus die weltberühmte Handschriftensammlung "Biblioteca Palatina", welche sich heute allerdings größtenteils im Vatikan befindet.

Vorbei an unendlich vielen Kruschläden, die sogar bayerische Fahnen und typisch bayerische Waren anbieten (wir waren hier aber nicht mehr in Bayern!!), kamen wir schließlich am Romantik-Hotel Ritter an. Dieses überlebte als eines der wenigen Häuser Heidelbergs die Zerstörung im Pfälzischen Erbfolgekrieg. Berühmt ist "Der Ritter" vor allem wegen der üppig mit Ornamenten verzierten Renaissancefassade. Wir warfen einen kleinen Blick ins Hotel, wagten es allerdings nicht, direkt einzutreten.

Mit den farbenprächtigen Geranien an den Fenstern strahlte uns das Rathaus schon von weitem entgegen. Direkt davor stand ein Brautauto und auch das Brautpaar war nicht weit; eine – wie ich finde – sehr schöne Kulisse für den schönsten Tag im Leben!

Über den Kornmarkt mit der Madonna schlenderten wir langsam den steilen Weg hoch zum Schloss Heidelberg. Es geht zwar auch eine kleine Bahn hoch, aber wir entschieden uns fürs Laufen. Oben angekommen, zogen wir Tickets für den Innenhof des Schlosses (3 € pro Person, 1,50 € für Studenten, Stand: August 2005) und spazierten hinein.

Ich war überrascht und begeistert zugleich, als ich den wunderschönen Innenhof erblickte. Im Vorfeld wurde mir von allen Seiten erzählt, das Schloss wäre nur noch eine Ruine und zu sehen gäbe es nicht viel. Weit gefehlt! Rundherum erheben sich tolle Bauten und vermischen sich zu einem ganz besonderen Flair.

Zunächst führte uns der Weg zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man den Neckar und die Karl-Theodor-Brücke wunderbar überblicken kann. Wir erkannten sogar den Philosophenweg, an dem wir gerade erst spazieren gegangen sind. Ziemlich weit kann man von hier aus sehen ... hier könnte ich mich mal wieder stundenlang aufhalten. ;-)

Wieder im Innenhof angekommen, ging's nun hinunter in den Weinkeller. Hier steht das größte Holz-Weinfass der Welt, welches gut 195.000 Liter aufnehmen konnte. Gegenüber erkannten wir die Statue des Zwergs Perkeo. Der trinkfeste Südtiroler war Hofnarr und Fasswächter unter Kurfürst Karl Philipp. Die Legende erzählt, das er starb, nachdem er einmal, statt Wein, ein Glas Wasser getrunken hatte. Sein Name soll sich aus seiner Antwort herleiten, die er auf jedes Trinkangebot gab: "Perche no?" (Warum nicht?).

Bild Nun sahen wir uns die Gebäude etwas näher an und erkannten zunächst den Friedrichsbau, welcher von Friedrich IV. während seiner Regierungszeit 1592 bis 1610 errichtet wurde und von 16 kunstvollen Fürstenbildern geziert wird. Daneben steht der Gläserne Saalbau, der architektonisch den Übergang von Gotik zur Renaissance markiert und der Ottheinrichsbau, einer der schönsten Renaissance-Paläste nördlich der Alpen.

Von hier aus ging's weiter in das Deutsche Apotheken Museum, welches ebenfalls hier untergebracht ist. Eigentlich hatte ich nicht viel erwartet, doch auch diese Ausstellung überraschte mich. Uns erwartete ein sehr interessantes und eindrucksvolles Museum. Antike Grundlagen der Heilkunde, die Entwicklung der Apothekengesetzgebung, die Rolle der Klosterpharmazie und der Einfluss von Naturbeobachtung sind ein großes Thema auf dieser Ausstellung. Besonders interessant fand ich auch die im Original nachgebauten bzw. wieder aufgebauten ersten Apotheken aus dem deutschsprachigem Raum, wie z. B. eine Apotheke aus der Biedermeierzeit. Auf unserem Weg stießen wir auf viele weitere interessante Teilbereiche – Offizinbereich, Material- und Kräuterkammer, Labor und vieles mehr. Eine imposante Ausstellung, die man sich ansehen sollte!! Nur leider darf man hier nicht fotografieren, was ich sehr schade fand – die Motive sind einfach zu schön.

Nach dieser kleinen Exkursion begaben wir uns schließlich in den weitläufigen Schlossgarten. Von hier aus kann man das Schloss, aber auch den Neckar, immer wieder schön erkennen. Etwas weiter hinten stießen wir auf den Brunnen "Vater Rhein". Der Spaziergang tat richtig gut. Zudem waren nicht so viele Touristen hier unterwegs, was den Aufenthalt noch verschönerte.

Nach einiger Zeit aber hatten wir alles gesehen und machten uns erneut auf den Weg in die Stadt. Hier schlenderten wir noch ein wenig durch die Fußgängerzone, machten einen kleinen Schaufensterbummel und besuchten außerdem eines der berühmten Käthe-Wohlfahrts-Häuser. Hier herrscht ganzjährig Weihnachten, was man schon an den Fensterauslagen erkennen kann. Im Innenraum ist alles sehr liebevoll dekoriert und man bekommt gleich wieder Lust, sich auf die Weihnachtszeit einzustimmen ... :-) Und Ideen kann man sich ja mal holen ... :-)

In einem angrenzenden Biergarten machten wir eine kleine Pause, bevor es dann langsam wieder zurück zum Auto ging. Auf dem Weg dorthin kamen wir ein letztes Mal über den Neckar und ich strahlte übers ganze Gesicht: Heidelberg ist tatsächlich eine tolle Stadt. Die Kollegen und Freunde haben nicht übertrieben und wir werden bestimmt wieder kommen!

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Fotoalbum Heidelberg