6. Tag: Livorno: Spaziergang durch die Hafenstadt Livorno & Sightseeing in Pisa


Für heute hatten wir einen Ausflug nach Pisa gebucht, diesen aber wohlweislich auf den Nachmittag verlegt, so dass wir nicht schon in aller Frühe aus den Federn und zum Treffpunkt mussten. Dennoch war meine Neugierde größer und ich wälzte mich bereits auf 7 Uhr zumindest aus dem Bett und auf den Balkon, um das Einlaufen der NCL Gem in den Hafen von Livorno zu verfolgen.
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Die Sonne war gerade am Aufgehen und Livorno am Erwachen. Leider sah man von der Stadt von hier aus noch nicht wirklich viel, weil sie sich direkt hinter dem Hafengelände erstreckt.

Nach einem gemütlichen Frühstück schnappten wir unsere Sachen und fuhren mit dem Shuttlebus ins Zentrum von Livorno. Das Hafengelände darf man leider nicht in Eigenregie durchlaufen, genauso wenig wie in Civitavecchia.

Livorno hätte ich mir keinesfalls so schön vorgestellt, wie es sich uns schließlich bot. Zwar hat die Stadt im 2. Weltkrieg einen großen Teil historischer Gebäude verloren, dennoch ist die Stadtanlage noch gut zu erkennen. Die gesamte Altstadt ist von einem Festungsgraben umschlossen und wird durch die mit Arkaden versehene Haupteinkaufsstraße Via Grande geteilt.

Bild Der Bus ließ uns direkt an der Piazza Municipio heraus, am Ende dessen sich der Palazzo Municipio und weitere Verwaltungsgebäude befinden. Ich war gleich ganz begeistert von den zahlreichen Palmen, die hier am Straßenrand stehen sowie von dem kleinen niedlichen Park. Dieser Platz ist jedoch nur ein kleiner Teil der 1590 errichteten Fortezza Nuova mit dem Zentrum der "neuen" Altstadt, der sog. Piazza Grande. Hier steht der Dom San Francesco di Assisi auf der Südseite.

Wir schlenderten enge, wunderschöne alte, Gassen entlang und stießen schließlich auf einen kleinen Wochenmarkt. Da ich Märkte ja so liebe, war klar, dass ich mich mitten ins Getümmel stürzen musste. Hier waren alle erdenklichen Obst- und Gemüsesorten, aber auch Fisch, Fleisch und Haushaltswaren ausgestellt. Die Marktleute boten ihre Ware lauthals feil, brüllten die Preise quer über den Markt; fast schon wie auf dem Hamburger Fischmarkt. Wir trödelten über das Gelände und sahen uns die Waren genau an. Wie gern hätte ich frisches Obst und Gemüse mitgenommen. Doch da hätte die NCL Gem wohl was dagegen gehabt, wenn ich mir mein eigenes Essen mitbrächte. ;-)

Mit tollen Marktfotos im Gepäck schlenderten wir wieder weiter und gelangten schließlich zur weitläufigen Piazza della Repubblica mit den sich gegenüberstehenden Standbildern von Ferdinand III. und Leopold II. Der Platz ist unverschämt riesig, fast schon platzverschwendend. Jedenfalls habe ich noch nie einen so großen Platz so ungenutzt gesehen. Aber er vermittelt auch viel Freiheit in einer sonst von vielen Gassen dominierenden Stadt.

Bild Wir spazierten über die Via Grande, die Haupteinkaufsstraße der Stadt, und gelangten wenig später zur Fortezza Nuovo. An diesem kleinen Kanal hielt ich mich sehr lange auf, hier boten sich mir zahlreiche wunderschöne Fotomotive mit den vielen kleinen Booten, der Festungsmauer und den runden Türmchen.

Weiter marschierten wir ins Stadtviertel Venezia Nuova. Dieser Stadtteil wird deshalb so genannt, weil hier im 17. Jahrhundert nach dem Vorbild Venedigs Wohnhäuser errichtet wurden und es hier stellenweise auch wirklich nach Venedig aussieht. Zahlreiche Brücken überqueren die Kanäle; es fehlen nur noch die Gondoliere.

Zum Abschluss des kleinen Rundgangs ging es noch zur Alten Festung Fortezza Vecchia, der Eingang zum Hafen an der Viale Caprera, bevor wir mit dem Shuttlebus wieder zurück zum Schiff fuhren. Wir lernten eine wundervolle Kleinstadt Italiens kennen, eine Stadt, die man außerhalb einer Kreuzfahrt vermutlich nicht so schnell besucht, weil man sie in erster Linie wohl nur als Hafenstadt sieht. Doch was sich wirklich dahinter verbirgt, ist eine süße kleine Stadt mit wunderschönen Gassen und eben einem typisch italienischem Flair.

Noch schnell eine Kleinigkeit zu Mittag gegessen, trafen wir uns auf 13 Uhr am Pier vor der Norwegian Gem: der Halbtagesausflug nach Pisa begann.
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Besagter Ausflug hob sich trotz anfänglicher kleiner Bedenken von den bisherigen Ausflügen auf Kreuzfahrten sehr positiv ab, da wir die einzigsten Deutschen waren und die Gruppe sonst aus Leuten aus aller Welt bestand (es lohnt sich eben doch, einen englischen Ausflug zu buchen ;-)). Da waren New Yorker, Australier, Engländer, aber auch Franzosen und Spanier. Eben bunt gemischt. Alle führten sich gesittet und anständig auf, es gab kein Gedränge, kein Geschiebe. Wir waren richtig begeistert!

Mit unserer Reiseleiterin ging es schließlich in das nur etwa 20 km entfernte Pisa. Während der Fahrt erzählte sie uns viel Wissenswertes über die Toskana und wir konnten herrliche Landschaften ausmachen.

Den Bus am Rande der Stadt abgestellt, marschierten wir zu Fuß in die Innenstadt und erreichten kurze Zeit später auch bereits das Hauptaugenmerk der Stadt: Den Platz der Wunder (1987 zum Weltkulturerbe ernannt), oder auf italienisch auch: Piazza dei Miracoli, auf dem sich die bekanntesten Gebäude Pisas befinden.Bild Ich muss sagen: Schon der erste Anblick beeindruckte total. Trotz der Menschenmassen, die sich hier tummelten (und die waren enorm!), war ich auf Anhieb begeistert von diesen Gebäuden und dem Platz und freute mich riesig, endlich einmal hier zu sein. Den Schiefen Turm wollte ich schon immer mal sehen.

Inzwischen wurden aus einer Reiseleiterin schnell mal zwei und die beiden Frauen erzählten mit viel Witz und Freude über die verschiedenen Gebäude und die Geschichte Pisas. Pisa ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der Toskana und wird nicht nur durch die Sehenswürdigkeiten geprägt, sondern auch von den fast 40.000 Studenten der Universität und den beiden Elitehochschulen. Fast die Hälfte der Einwohner besteht aus Studenten, weshalb die Stadt in der Ferienzeit mehr als ausgestorben wirkt.

Zuerst sahen wir uns das Baptisterium näher an. Es ist die Taufkirche des Doms in Pisa und wurde 1152 als Ergänzung zum Dom im romanischen Stil erbaut. Das freistehende Gebäude ist insgesamt 54 m hoch und hat einen Umfang von 107 m.

Nur ein paar Schritte weiter erreichten wir den Dom Santa Maria Assunta. Er ist eine Kirche, zu der der weltberühmte Schiefe Turm gehört. BildAuf dem weitläufigen Rasenplatz stehen somit der Piazza del Duomo mit den drei dazugehörigen Bauwerken Baptisterium, Camposanto Monumentale und dem Campanile. Alle Bauwerke wurden innerhalb einer Zeitspanne von 200 Jahren erbaut, trotzdem wurde der Baustoff immer beibehalten und alle Gebäude im sog. Carrara-Marmor errichtet. Der Dom wurde zum Vorbild für spätere Dombauten in Florenz und Siena und galt jahrhundertlang als monumentalster Bau der christlichen Geschichte. Das Innere des Doms kann natürlich besucht werden und ist mehr als beeindruckend mit mehren Säulen, herrlicher Kuppelmalerei und vielem mehr.

Der Schiefe Turm von Pisa war nun das nächste Gebäude, das wir uns näher ansahen und er ist echt verdammt schief. ;-) Dieser Turm war als freistehender Glockenturm für den Dom in Pisa geplant. Nach 12 Jahren Bauzeit, nämlich als man die dritte Etage bauen wollte, begann sich der Turmstumpf zu neigen, weshalb der Bau für mehr als 100 Jahre unterbrochen wurde. Die nächsten vier Stockwerke wurden anschließend schräg gebaut, um die Schieflage auszugleichen. Der Grund für diese Schieflage ist der Untergrund aus lehmigen Morast und Sand, der sich unter dem immensen Gewicht verformt. Momentan beträgt sie 4,56 Grad, was man mit bloßem Auge auch wirklich gut erkennen kann. Der Turm ist seit ein paar Jahren den Besuchern wieder öffentlich zugänglich, allerdings muss man sich ziemlich lange für die Tickets anstellen und wird anschließend einer Besuchszeit zugewiesen. Es darf auch nur eine Maximalanzahl auf den Turm hinauf. Nicht nur, weil wir der Geschichte nicht ganz trauen, sondern auch, weil wir den Eintrittspreis von 15,- € einfach unverschämt finden, haben wir das ganze sein lassen. Von unten sah er auch wunderschön aus!

Der Camposanto Monumentale ist, wie der Name schon sagt, ein monumentaler Friedhof. Er bildet den nördlichen Abschluss des Platz des Wunders und besteht aus einer gotischen Fassade mit Marmorblendarkaden. Im Inneren besitzt der Friedhof einen langgestreckten Kreuzgang mit Rundbogenarkaden.
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Nachdem uns die Reiseleiterinnen alles über die Gebäude erzählt hatten, hatten wir noch genügend freie Zeit zur Verfügung und machten uns nun selbständig auf den Weg durch Pisa. Wir schlenderten noch einmal alle Gebäude ab, sahen sie uns ganz genau an, machten schöne Fotos und begaben uns auch mal etwas außerhalb dieses Platzes auf Erkundungstour. Wie in vielen anderen Städten, erlebt man auch hier das "richtige" Pisa erst, sobald man sich mal ein paar Schritte vom Touristenzentrum entfernt hat. Wir entdeckten niedliche Pubs und eine interessante Schule, kamen an tollen Häusern vorbei und erreichten schließlich den weitläufigen Piazza dei Cavalieri. Dieser Platz (Platz der Ritter) ist v. a. berühmt für seine repräsentativen Bauten und wird in erster Linie geprägt durch den Palazzo dei Cavalieri, der 1560 im Auftrag der berühmten Familie Medici errichtet wurde.

Vorbei an den in typischem Pisaner Gelb gestrichenen Häusern, die den ehemaligen Reichtum der Stadt noch erahnen lassen, gelangten wir wieder in den touristischen Teil der Stadt und schlenderten ein wenig an den Souvenirläden vorbei. Dort wurde ich dann sogar auch noch mit einem süßen T-Shirt fündig, bevor wir uns langsam wieder auf den Weg zurück zum Schiff machten.

Wir verabschiedeten uns von der Reiseleiterin und begaben uns auf unsere Kabine. Der Ausflug hat uns ausgesprochen gut gefallen, wir haben viel Neues erfahren und mal wieder etwas sehr Bedeutendes live vor uns gesehen. Ein gelungener Ausflug!

Die Zeit bis zum Abendessen verbrachten wir wie immer auf unserem Balkon, bis es schließlich auf halb acht zum Italiener "La Cucina" ging. Auch hier hatten wir wieder einen Tisch reserviert, da es zu den Spezialitätenrestaurants der NCL Gem zählt. Wir bestellten uns ein leckeres 4-Gänge-Menü und genossen die wirklich schöne Atmosphäre und nette Bedienung in diesem Lokal.

Bild Einem herrlichen Sonnenuntergang auf Deck 12 zugesehen, schlenderten wir ganz gemütlich über das Schiff und lauschten dem Rauschen des Meeres. Im Theater wurde die Show "Get Down Tonight" geboten, eine Show mit Musik aus den 70er Jahren. Wie immer sehr stimmungsvoll gemacht, im Anschluss daran wurde der Großteil der Crew des Schiffes vorgestellt, zahlreiche Daten durchgegeben und interessante Informationen mitgeteilt. So befanden sich auf der gesamten Kreuzfahrt z. B. über 84 verschiedene Nationen auf diesem Schiff! Eine faszinierende Zahl, wie ich finde.

Doch das Highlight des Abends sollte erst noch kommen: Das Chocoholic-Büffet im Garden Café auf Deck 12. Irre, was die Angestellten aus purer Schokolade geschaffen haben. Alle paar Meter standen beeindruckende Kunstwerke, wie z. B. die NCL Gem, ein Pharaonenkopf, eine Burg, ein Drache, ein Auto ... Irre. Alles aus purer Schokolade. Leider fing manches schon vor lauter Hitze zu Tropfen an. Drum herum gab es aber natürlich auch zahlreiche weitere schokoladige Genüsse, die auch gegessen werden konnten. Kuchen in allen Formen und in allen Schokoladenrichtungen, Pralinen, Cremes, und vieles, vieles mehr. Wie gerne hätte ich das ein oder andere hier probiert, aber ich glaube, dass knapp 500 Passagiere das gleiche wollten und wir wurden nur noch so durch das Café geschoben. Schade. So machten wir nur ein paar Fotos, sahen uns die Kunstwerke aus Schokolade an und flüchteten uns anschließend wieder raus auf Deck. Dass es bei solchen Dingen immer so zugehen muss ...

Den Abend ließen wir wie gewohnt in der "Star Bar" ausklingen. Die Kellnerin freute sich von Mal zu Mal mehr, uns zu sehen, hatte sie sich unsere Gesichter doch langsam eingeprägt.



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