4. Tag: Ålesund - Die Jugendstilstadt


Auch den heutigen Tag begannen wir ganz gemütlich und gingen erst gegen 11 Uhr zum Frühstücken. Schon vorher hatte ich es mir kurz auf dem Balkon bequem gemacht, denn seit 10 Uhr fuhren wir in einen kleinen Fjord ein, links und rechts war Land zu sehen. Um diese Zeit noch wolkenverhüllt. Es war bedeckt, grau in grau, aber dennoch hatte es etwas Mystisches an sich. Nach und nach wurden die Wolken zur Seite geschoben und die Sonne kam zum Vorschein; herrlich! Damit hatten wir heute nicht gerechnet und freuten uns umso mehr. Die Stadt begann zu Strahlen und wir freuten uns nun auf die Erkundung.

Bild Kurz nach Anlegen um 12 Uhr gingen wir dann auch schon von Bord. Ein Großteil der Passagiere war noch beim Mittagessen; so war es nun also erst einmal noch nicht so überlaufen. Noch schnell einen Stadtplan in der Touristen-Information geholt, ging es zu Fuß los. Eigentlich gäbe es hier auch die Möglichkeit eines City-Sightseeing-Busses. Doch mit 26,- € pro Person (Stand: Juli 2013) fand ich ihn dann doch etwas überteuert, die Stadt ist nicht groß und durchaus per pedes erkundbar. Außerdem brauchte ich nach dem Seetag gestern auch mal wieder etwas Bewegung.

Ålesund war zu Beginn den 19. Jahrhunderts ein kleines Fischerdorf mit gerade mal 300 Einwohnern. Aufgrund der zahlreichen Fischfänge wurde die Stadt immer größer und größer und schon Ende des 19. Jahrhunderts zählte man schließlich rund 12.000 Einwohner. 1904 brach durch eine umgefallene Petroleumlampe in einer Margarinefabrik so ein gewaltiges Feuer über der Stadt aus, dass über 850 Häuser niedergebrannt wurden und knapp 10.000 Menschen innerhalb von 16 Stunden obdachlos wurden. Daraufhin durften im Stadtkern nur noch Steinbauten errichtet werden und innerhalb von drei Jahren wurde Ålesund im Jugendstil wieder aufgebaut.

Das Zentrum der Stadt liegt auf den drei Inseln Hessa, Nørvøy und Aspøy, welche durch Brücken miteinander und mit dem Festland verbunden sind.

Vom Hafengelände marschierten wir über die Keiser Wilhelms Gate und bogen schließlich ab in Richtung Kipervikgata und Størgata. Von hier aus nahmen wir das erste Ziel der Stadterkundung in Angriff: Den Stadtberg Aksla. 418 Stufen führen hinauf, puh, ganz schön anstrengend! Wie gut, dass wir hier nur ca. 15 Grad hatten, denn bei 30 Grad wären wir noch mehr ins Schwitzen gekommen. Doch der Aufstieg hat sich gelohnt. Schon während des Weges hatten wir immer wieder traumhafte Ausblicke über die Stadt und darüber hinaus, oben am Aussichtspunkt angelangt, konnten wir alles weitreichend überblicken - wunderschön!

Wer nicht so gut zu Fuß ist oder schlichtweg keine Lust auf körperliche Betätigung hat, kann hier aber auch mit dem Taxi, dem Sightseeingbus oder einer Bimmelbahn hinauf fahren.

Bild Wir erkannten die MSC Magnifica, die wie ein Riese neben dieser Stadt wirkte. Die Kirchen, die Jugendstilhäuser - alles war wunderbar zu erkennen. Dahinter sahen wir die vielen kleinen Inseln und Fjorde, die sich malerisch in die Landschaft einfügten. Leider hatte es zwischenzeitlich wieder etwas zugezogen; daher war der Blick nicht ganz so weitreichend wie bei blauem Himmel.

Hier blieben wir eine Weile, machten zahlreiche Fotos, ich kaufte noch ein paar Postkarten, und dann ging es auch schon wieder nach unten. Inzwischen hatten mehr Leute den Weg hierher gefunden und es gab ne kleine Völkerwanderung. Wie gut, dass wir gleich als erstes hier rauf sind.

Wieder unten angekommen, spazierten wir die Lihauggata entlang und standen schließlich auf der Skansegata, die direkt entlang des Brosundet, dem Binnenhafen, verläuft. Hier sahen wir einem Fischer zu, wie er seinen Fang filetierte und nebenbei seine Ware an Kunden verkaufte.

Weiter ging es über den Dronning Sonjas Plass und entlang der Notenesgata zum Apotekertorget. Von diesem Apothekermarkt aus hat man einen tollen Ausblick über die Fassaden pastellfarbener Jugendstilhäuser und die zahlreichen Fischerboote. Ein tolles Fleckchen, der für mich schönste Platz der gesamten Stadt.

Von hier aus marschierten wir diverse Straßen weiter in Richtung Ålesund Kirken. So wie sie heute zu sehen ist, wurde sie im Jahre 1909 fertig gestellt und einweiht. Die Kirche davor fiel leider dem Brand von 1904 zum Opfer. Die nun zu sehende äußere Fassade aus Naturstein macht die Kirche zum Wahrzeichen der Stadt und ist schon von weitem zu sehen.

Wir sahen sie uns natürlich auch von innen an und meine Vermutung, hier gleich eine völlig leere Kirche vorzufinden, wurde nicht bestätigt. Sehr schön ist das Chorgewölbe, das aus symbolischen Bildern und Ornamentschmuck besteht. Die Glasmalereien in den Fenstern wurden 1946 eingesetzt und zeigen die Erwerbgrundlage der Stadt: Den Fischfang. Dreht man sich um und geht wieder Richtung Ausgang, entdeckt man die Orgel, die 1945 eingebaut wurde. Alles in allem eine wirklich schöne Kirche, die mir jedoch vor allem von der Außenansicht her richtig gut gefiel.

Nun ging es wieder weiter und an der Apotekergata legten wir eine kleine Pause ein, mit Blick auf den Binnenhafen. Hier konnten wir durch die Häuser den Schornstein unseres Kreuzfahrtschiffes erkennen, im Wasser tummelten sich einige Quallen. Nun kam die Sonne wieder heraus und bescherte mir sehr schöne Fotomotive.

Wir begutachten ein paar der Fischerboote und spazierten schließlich kreuz und quer durch die Innenstadt, die Fußgängerzone Kongens Gate entlang und besuchten das Shoppingcenter, welches allerdings nicht so viel hergab.

Bild Einmal über die Sjøgata, erreichten wir einen netten Aussichtspunkt, von wo aus wir einen schönen Ausblick auf die MSC Magnifica hatten. Hier konnten wir nochmals ein schönes Foto machen, bevor wir uns langsam auf den Weg zurück an Bord begaben.

Dort angekommen, legten wir nur schnell unsere Sachen in der Kabine ab, anschließend ging es zum verspäteten Mittagessen. Nach einer kurzen Pause auf der Kabine begaben wir uns auf 19 Uhr wieder auf Deck 13 und sahen beim Auslaufen aus dem Hafen von Ålesund zu. Langsam wurde die Stadt hinter uns immer kleiner und kleiner, wir erreichten wieder den kleinen Fjord und entdeckten einen tollen Wasserfall.

"Zum Greifen nah" - denn das Schiff fuhr sehr knapp daran vorbei und es war ein fantastisches Bild. Die Möwen begleiteten uns, kreischten, wollten etwas zum Fressen und flogen knapp an unseren Gesichtern vorbei. Weiter hinten erkämpfte sich die Sonne den Weg durch die Wolken, es gab ein kleines Lichtspiel, ein einziger Lichtstrahl, der auf einen winzigen Punkt im Meer fiel. Was für eine Landschaft - und das sollte sicher noch nicht alles sein auf dieser Reise ...

Ålesund selbst hat uns gut gefallen, wenngleich der Ort natürlich nicht groß ist. Bis vor kurzem wussten wir noch gar nicht, dass es ihn überhaupt gibt! Doch die Erkundungstour hat uns gefallen, wir konnten ein wenig in das Leben der Norweger eintauchen und waren gespannt, ob die kommenden Städte dieser Reise ähnlich, oder - weil dann auch weiter im Norden - vielleicht komplett anders aussehen würden.

Gegen 19.45 Uhr machten wir uns dann wieder fertig für den bevorstehenden Abend und um 20.30 Uhr war Zeit fürs Abendessen. Den restlichen Abend verbrachten wir in der Bar "Le Gocce" bei leckeren Cocktails.

Den Abschluss des Tages bildete ein Rundgang über Deck gegen Mitternacht. Doch nicht bei Dunkelheit - es war immer noch hell (aber bewölkt). Tja, wir näherten uns eben immer mehr dem Norden und die Tage wurden daher auch immer länger. Ungewohnt, etwas Besonderes, zumindest für uns, die wir vorher noch nie so etwas erlebt hatten.

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Fotoalbum Ålesund


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