4. Tag: Oslo
Stadtrundgang durch die Hauptstadt Norwegens


Auch heute sollten wir erst gegen die Mittagszeit unser Ziel erreichen und so verbrachten wir den Vormittag nach dem Früstück mit Karten spielen und Lesen.

Schon gut zwei Stunden fuhr die AIDAblu durch den eindrucksvollen Oslofjord, als wir uns schließlich auf das Seitendeck begaben und der friedlichen Stille Norwegends lauschten. Das Schiff glitt ganz leise dahin und der Abstand zum Festland war zum Greifen nah. Das war für uns etwas ganz neues, denn bisher waren wir immer nur auf dem offenen Meer unterwegs – nie aber so nah an der Küste!

Bild In fast jedem Reiseführer steht geschrieben: Mit dem Schiff in den Oslofjord einzufahren, ist einer der schönsten Wege, sich Norwegen zu nähern. Das stimmt! Immer wieder erblickten wir grüne, blaue oder rote Blockhütten, Fischer kümmerten sich um das Mittagessen und Schaulustige versammelten sich auf den Straßen und winkten uns zu. Hier scheint das Leben tatsächlich still zu stehen und Norwegen zeigte sich uns genau so, wie wir es uns immer vorgestellt hatten: Unberührte Natur und kontrastreiche Landschaften so weit man blicken kann!

Leider war das Wetter sehr bewölkt und kein bisschen Sonne zu sehen. Schade. Aber wir hatten ja irgendwie auch damit gerechnet und es passte ja auch zu Norwegen.

Wir begaben uns auf Deck 10 direkt zum Bug und obwohl uns der Wind nur so um die Ohren pfiff, blieben wir hier lange stehen und betrachteten den herrlichen Oslofjord. Immer wieder sahen wir verlassene Hütten, ein paar Inselchen mussten umfahren werden und kurze Zeit später konnte ich bereits das Rathaus von Oslo erkennen.

Die lebhafte Hauptstadt Norwegens liegt schön eingebettet am Ende des Oslofjords und gehört flächenmäßig zu den größten Städten Europas (454 km²).

Bild Wir fuhren geradewegs auf die Stadt zu und konnten nach und nach immer mehr markante Punkte der Stadt erkennen, wie auch den berühmten Holmenkollen, dem Wahrzeichen der Stadt. Olympische Spiele, Weltmeisterschaften sowie das alljährliche Skispringen haben die 1892 errichte Sprungschanze berühmt gemacht. Im Sommer finden hier Konzerte und andere Veranstaltungen statt. Der 62 m hohe Turm ermöglicht bei guter Sicht ein herrliches Panorama über Oslo. Daneben befindet sich noch das Skimuseet, welches die Entwicklung der Skigeschichte darstellt.

Wir entschlossen uns bereits zu Hause, den Holmenkollen nicht zu besichtigen und uns lieber auf die Stadt zu konzentrieren. Komischerweise gab es für die meisten AIDA-Gäste nur diesen Holmenkollen und jeder war verrückt danach, einmal dort oben zu stehen. Entweder, ich habe zu wenig Verständnis dafür, oder die Sprungschanze ist wirklich so genial. Ich weiß es nicht. ;-)

Nachdem wir direkt an der Akershus Festning og Slott (Akershus-Schloss) angelegt und uns noch kurz im Restaurant gestärkt hatten, machten wir uns gleich nach der Freigabe des Schiffes auf den Weg in die Stadt. Wie schon am gestrigen Tag, war Toni für die Stadtführung zuständig und ich für das Fotografieren. ;-)

Bild Die Akershus-Festung wurde 1299 bis 1319 von König Håkon V. Magnusson erbaut und in den darauffolgenden Jahren sehr oft belagert, eingenommen allerdings nur einmal und zwar im Zweiten Weltkrieg. Wir spazierten über das Festungsgelände und kamen an einigen Toren und Wassergräben vorbei. Das Innere der Festung besichtigen wir nicht. Nur wenige Schritte entfernt erreichten wir das Widerstandsmuseum, weiter hinten entdeckten wir die Schlosskirche.

Direkt in einem der Gebäude an der Festung war das Touristeninformationszentrum untergebracht, wo wir uns ein paar Informationen über Oslo holten, bevor es schließlich wieder weiterging.

Über die Rådhusgate schlenderten wir vor in Richtung des Rathauses, welches 1950 zum Anlass der 500-Jahr-Feier der Stadtgründung eingeweiht wurde. In seiner Stilmischung aus Nationalromantik, Klassizismus und Funktionalismus, ruft der Bau noch heute Entrüstung hervor, obwohl er inzwischen zum Wahrzeichen Oslos geworden ist.

Wir änderten unseren Plan und entschlossen uns, die Stadtbesichtigung auf den Nachmittag zu verlegen und gleich auf die Museumsinsel überzusetzen, da das Norsk Folkemuseum (folkloristisches Freilichtmuseum) nur bis 17 Uhr geöffnet hatte und ich später nicht einfach durchhetzen wollte.

Wir begaben uns direkt zum Fährhafen und warteten auf das nächste Schiff, als ich plötzlich einen 100 NOK-Schein fand. Super!!!! Somit war die Über- und Rückfahrt auf/von der Museumsinsel bereits bezahlt und ein paar Souvenirs waren auch noch drin. :-)

Bild Die Fahrt dauerte nicht lange, nur etwa 10 Minuten, aber das war auch gut so. Denn das Schiff war nicht mehr das neueste und an einer Ecke kam das ganze Wasser rein. Mal sehen, wie lange es noch über Wasser bleibt. ;-)

Auf Dronningen (der Insel) angekommen, gingen wir erst einmal den anderen Leuten hinterher, die alle in eine Richtung strömten und wir erreichten das Vikingskipshuset (Wikingermuseum). Dort stehen die drei vor über 100 Jahren in Grabhügeln am Oslofjord entdeckten Wikingerschiffe aus dem 9. und 10. Jahrhundert.

Alle Leute strömten in dieses Museum hinein, wir jedoch gingen ein paar Schritte weiter direkt zum Norsk Folkemuseum. Es ist das sehenswerteste Freilichtmuseum des Landes und v. a. in den Sommermonaten viel besucht. In einem riesigen Park stehen über 150 Gebäude nach den verschiedenen Regionen Norwegens geordnet.

Etwa 10 Euro (Stand: September 2006) kostete der Eintritt in das Museum und nach der Bezahlung konnte es auch schon losgehen. Wir schlenderten durch den Park und besichtigten die zahlreichen Häuser, doch irgendwie wurde es nach dem 30. Haus schließlich etwas langweilig. Alle Häuser sahen irgendwie gleich aus und manchmal konnten wir uns auch gar nicht richtig vorstellen, wie die Leute und ihre Tiere früher mal darin gelebt haben sollen! Denn Viehställe hatten ihren Eingang so weit oben, dass jede Kuh oder jedes Pferd zunächst den Fuß weit hochheben musste, um überhaupt dort hinein zu kommen! Auch Pfahlbauten gab es einige zu sehen, was uns auch ein wenig irritierte.

Bild Toni und ich machten uns schließlich einen Heidenspaß daraus, das jeweils nächste Gebäude zu erraten, denn außer Wohnhaus, Schlafhaus und Speicher gab es keine großartigen Alternativen und so hatten wir am Ende unseres Rundgangs bestimmt um die 40 Wohn- und die 30 Schlafhäuser gesehen; nicht zu vergessen die weiteren 30 Speicher. ;-)

Als wir schließlich den Parkteil einer neueren Epoche erreichten, änderten sich endlich auch die Gebäude und es war ein kleines Dorf aufgebaut mit Schule, einem großen Herrenhaus, einer Apotheke, einem Kramerladen und vieles vieles mehr. Das hat mir schon besser gefallen und es war ähnlich wie damals das Freilichtmuseum in Irland, in dem teilweise in den Häusern sogar noch gebacken und gekocht wurde.

Dies soll hier in den Sommermonaten auch der Fall sein, außerdem finden auch Volkstänze statt und andere Aufführungen. Heute gab es hier nur einen kleinen Verkauf im Kramerladen.

Die letzten Gebäude stammten alle aus einer neueren Zeit – etwa aus den 70ern – und man konnte voll eingerichtete Häuser besichtigen. Der Fernseher lief, das Badradio war angeschaltet und aus dem Kinderzimmer kam ein lautes Kichern. Ich dachte anfangs wirklich, es würden sich tatsächlich Menschen drin aufhalten.

Nach gut eineinhalb Stunden war unser Rundgang beendet und wir machten uns wieder auf den Weg zum Fährhafen. Im Nachhinein gesehen war ich schon froh, dass wir dieses Freilichtmuseum besucht haben. Denn obwohl sich v. a. anfangs die Häuser sehr ähnelten, war es doch interessant zu sehen, wie die Leute damals in Skandinavien gelebt haben. Das schönste Gebäude war dabei die Stabkirche von Gol mit asiatischem Touch. Sehr schön.

Bild Obwohl wir schon ziemlich müde waren und auch mein Knie ganz schön schmerzte, setzten wir unseren Rundgang durch Oslo fort und schlenderten die Aker Brygge entlang. Ende der 80er Jahre wurde hier ein Büro-, Geschäfts- und Unterhaltungsviertel errichtet, welches zahlreiche Restaurants und Kneipen sowie Geschäfte beherbergt. An Sommerabenden herrscht hier fast südländisches Flair mit Blick über den Hafen hinüber zur Festung Akershus.

Wir gingen die Cort Adelers Gate hoch und erreichten nach wenigen Minuten das Ibsen-Museet sowie das Nationaltheater, gleich dahinter erblickten wir das Kongelige Slot (Königliches Schloss). Es liegt in leicht erhöhter Lage und wurde 1825 – 1848 im klassizistischen Stil erbaut. Seit 1849 dient es allen norwegischen Monarchen als Winterresidenz. Leider ist das Schloss für Touristen nicht zugänglich, da es noch komplett als Wohnsitz genutzt wird. Dafür kann aber der sich dahinter erstreckende Schlosspark und Dronningparken besucht werden. Jeden Tag um 13.30 Uhr findet hier außerdem eine Wachablösung statt, die zahlreiche Touristen anzieht.

Wenn man vor dem Schloss steht und sich umdreht, hat man einen wunderschönen Blick auf die Karl Johans Gate. Diese Flanier- und Einkaufsmeile zieht sich vom Schloss bis zum Bahnhofsgelände fast schnurgerade hin und es herrscht zu jeder Tageszeit reges Treiben. Hier befindet sich auch das sehr bekannte Grand Café – der Treffpunkt der ehemaligen Bohème, deren prominente Mitglieder dort auf einem großen Wandgemälde verewigt sind.

Wir besuchten kurz das Hard Rock Café, kauften ein T-Shirt und schlenderten schließlich die Straße entlang in Richtung Domkirke. Auch auf dieser Flaniermeile mussten wir uns manchmal die Augen reiben, denn die Mode hier war fast noch interessanter als die in Dänemark. ;-) Überhaupt traf man hier auf der Karl Johans Gate ganz andere Menschen an als in allen anderen Teilen der Stadt. Es herrschte eine irgendwie merkwürdige Atmosphäre und ich war komischerweise erleichtert, als wir die Straße verlassen hatten.

An der Domkirke und dem Museet for Samtidskunst vorbei, erreichten wir schließlich auf Umwegen wieder das Hafengelände und die AIDAblu. Noch schnell ein paar Postkarten im Hafenterminal eingekauft, checkten wir schließlich wieder am Schiff ein.

Wir hatten heute eine sehr interessante, allerdings auch eine etwas (in unseren Augen) eigenartige und einzigartige Stadt kennen gelernt. Die Mentalität der Norweger ist doch ganz anders als die der Deutschen oder gar der Südländer.

Nach dem Abendessen versuchten wir erneut unser Glück im Casino, bevor es schließlich ins Theater ging. Dieses Mal stand der Grand Prix de la Chanson der AIDAblu auf dem Programm. Eine lustige Show mit viel Witz und toller Musik. Wir saßen dieses Mal in der ersten Reihe und konnten somit alles hautnah miterleben. Super!

Bei einem leckeren Cocktail ließen wir den Abend im Atrium ausklingen. Eine Spanierin führte eine gute Stunde durchs Programm mit tollen spanischen Liedern und zwischendurch immer wieder kleinen Geschichten aus ihrem Heimatland.

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