4. Tag: Sightseeing in València


Zum Einlaufen in den Hafen von València gegen 7.30 Uhr morgens stand ich wieder etwas früher auf und begab mich hinaus auf den Balkon. Besonders viel sah ich allerdings nicht, denn die Stadt befindet sich ein paar Kilometer entfernt, lediglich die modernen Gebäude der "Stadt der Künste" konnte ich ganz vage erkennen.

Nach einem kurzen Frühstück und nachdem der Großteil der Ausflügler bereits das Schiff verlassen hatte, machten auch wir uns auf den Weg nach draußen.

València kannten wir bereits. 2006 hatte mich Toni mit einer dreitägigen Kurzreise dorthin überrascht und damals haben wir uns die Stadt ziemlich ausgiebig angesehen. Doch das lag nun schon wieder Jahre zurück und wir waren gespannt, was sich seitdem hier getan hatte. Jede Stadt wächst auf ihre Art und Weise weiter. Speziell was die "Stadt der Künste" betraf waren wir neugierig, denn dort waren damals noch viele Baustellen zu sehen.

Bild Weil ich trotzdem noch einmal einen Großteil der Stadt besuchen wollte, hatte ich bereits vorab übers Internet Tickets für den Hop-On-Hopf-Off-Bus reserviert. Lt. Plan sollte es direkt am Hafen eine Haltestelle geben. Perfekt, denn somit kamen wir recht kostengünstig ins Zentrum.

Doch einfacher gesagt als getan. ;-) Als wir das Hafengelände verließen, fanden wir weit und breit keine entsprechende Haltestelle. Wir liefen ewig umher, bis es mir zu dumm wurde und ich einen der drei Polizisten fragte, die hier gerade einen Teil des Hafengebietes für ein Radrennen absperrten.

Er selber wusste zwar nicht, wo sich mein gewünschtes Ziel befindet, zückte aber sofort sein iPhone und tippte im Stadtplan umher. Leider ohne Erfolg, er konnte mir nicht weiterhelfen, auch nicht die von ihm schließlich noch herbei gerufenen Kollegen. Hm, schade.

So spazierten wir weiter in Richtung der "Stadt der Künste", denn immerhin hatten wir eines der Gebäude immer im Blickfeld und die Richtung stimmte auch. Entlang der Formel 1 Rennstrecke (die man heute nur sehr vage erkennen konnte und auch nur, wenn man davon weiß) marschierten wir ziemlich lange, bis wir schließlich mehr oder weniger vor der Autobahn standen und kein Weg mehr weiter führte. Na super!

Doch wie der Zufall es will, kurze Zeit später entdeckten wir ein Taxi, das wir sofort zu uns her winkten und das uns schließlich ins Stadtzentrum brachte. Während der Fahrt erzählte uns der Fahrer ein wenig über València und als er merkte, dass ich ein bisschen Spanisch kann, freute er sich sichtlich darüber und wir unterhielten uns ein wenig. Ach wie schön … vielleicht sollten wir die Fahrt noch ein wenig ausdehnen. ;-)

Bild Der Fahrer ließ uns an der Avenida Marqués de Sotelo, ganz in der Nähe der Estación del Norte (Nordbahnhof) heraus, einem Jugendstilgebäude aus dem Jahre 1917, das mit seinen Kachelwänden und Mosaikgewölben im Innenraum unverkennbar ist. Hier kannten wir uns wieder aus. Während der Fahrt kam uns die Stadt noch ziemlich fremd vor, irgendwie hatten wir den Eindruck, hier hätte sich doch mehr verändert als vermutet. Doch im Stadtinneren war doch noch vieles so, wie wir es 2006 kennen gelernt hatten.

Wir spazierten durch kleine Gassen hindurch, vorbei an Boutiquen und Cafés und kamen zufälligerweise sogar am Hotel Vincci Lys vorbei, in welchem wir damals übernachtet hatten. Erinnerungen kamen hoch! Ach, da waren wir noch jung und standen noch ganz am Anfang unserer Reiseleidenschaft. Inzwischen sind schon so viele andere Reiseerlebnisse hinzu gekommen.

An der Plaza del Ayuntamiento, dem Rathausplatz, angekommen, sahen wir uns ein wenig um und waren begeistert von den herrlichen Gebäuden auf diesem Platz. Das Rathaus stammt aus dem Jahre 1934, wurde aber dennoch im Barockstil erbaut und ist absolut symmetrisch errichtet. Direkt gegenüber befindet sich das Edifico de Correos, das Postamt. 1922 eröffnet, beherbergt es eine zweistöckige Zentralhalle mit Glaskuppel und ziemlich altmodische, aber herrlich anzusehende, Postschalter. Die vielen anderen Gebäude rund um diesen Platz stammen ebenfalls aus den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts und wirken wie gerade erst gebaut; hier wird sehr auf Sauberkeit und Instandhaltung geachtet.

Wir spazierten weiter über diverse Gassen und Seitenstraßen und erreichten nach einiger Zeit die Plaza de la Reina, an deren nördlichen Ende die Kathedrale von València mit dem Miguelete-Kirchturm zu sehen ist. Die Besonderheit hier ist, dass der Kirchturm völlig frei steht. Er gehört zwar zur Kathedrale, ist jedoch ein ganz eigenes Gebäude. 1262 wurde mit dem Bau der Kathedrale begonnen, fertig gestellt wurde sie jedoch erst zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert. Auch später kamen noch einzelne Elemente hinzu.

Obwohl die Kathedrale nicht sonderlich groß ist, ist der Anblick wirklich sehr schön und schaut man etwas hinterhalb des Gebäudes, ist man völlig frei vom üblichen Touristenstrom.

Bild Direkt an der Plaza de la Reina war der Startpunkt des Hop-On-Hopf-Off-Busses. Ich tauschte das Online-Ticket am Kassenhäuschen in ein Tagesticket um und kurze Zeit später saßen wir auch schon auf der oberen Etage.

Da wir uns die einzelnen Gebäude vor Jahren schon mal genauer angesehen hatten, beschlossen wir heute, die komplette Rundtour zu fahren, ohne auszusteigen. Insgesamt gibt es zwei Busrundfahrten. Eine rote (= die klassische Fahrt durch das alte València) und eine blaue (= die Fahrt in die modernen Viertel plus in die Stadt der Künste und Wissenschaften). Wir entschieden uns zunächst für die rote Route und lehnten uns gemütlich zurück.

Von der Plaza de la Reina fuhren wir durch zum Teil sehr enge Gassen und vorbei an herrlichen Häuserfassaden zum Kunstmuseum der Moderne, dem Museum IVAM. Weiter ging es schließlich durch das pompöse und schon von Weitem erkennbare Stadttor am Rande des Barrio del Carmen, dem Torres de Serranos. 1397 wurde das Tor eingeweiht und wurde für militärische Zwecke genutzt. An der Mauer sind z. T. Einschläge von Bomben zu erkennen.

Über die Puente del Real überquerten wir b>Jardínes del Turía, die Gärten von Turía. Dort, wo sich heute riesige Parkanlagen, mehrere Sportgelände, Spielplätze und Erholungsoasen befinden, floss bis Anfang der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts noch der Fluss Turia!

Starke Regenfälle haben oftmals zu einer dramatischen Erhöhung des Wasserstandes geführt und als es Ende der 50er Jahre zu einer heftigen Überschwemmung der gesamten valencianischen Innenstadt kam, wurde der Fluss in den 60er Jahren in ein neues, am Süden der Stadt entlang führendes Bett, umgeleitet. Das trocken gelegte Flussbett ist ca. 8 km lang und 200 m breit, führt mitten durch die Stadt und sollte ursprünglich zu einer Autobahn umgebaut werden. Doch nach Francos Tod wurden Stimmen laut, hier einen langgezogenen Park zu errichten und genau so kam es auch. Seither ist dieses Gebiet zentraler Treffpunkt für die Valencianer. Ruhe und Erholung pur mitten in der Stadt. Freizeitmöglichkeiten für Jung und Alt, an Wochenenden und an bestimmten Feiertagen finden hier immer wieder diverse Veranstaltungen statt.

Bild Mit dem Bus fuhren wir einen Teil dieses Flussbettes entlang und immer wieder konnte man die diversen Freizeiteinrichtungen erkennen. Ich finde, dieser Platz hier wurde wirklich optimal genutzt und hat die Lebensqualität der Valencianer mit Sicherheit erhöht.

Weiter ging unsere Fahrt vorbei an einem riesigen Einkaufszentrum, das heute jedoch aufgrund Sonntag geschlossen hatte, und anschließend zum Kongresszentrum und zu diversen Hotels. Hier befanden wir uns in einem etwas moderneren Teil der Stadt, der erst in den letzten Jahren so richtig seinen Aufschwung erlebte und wo vor allem für Firmen viel Platz geschaffen wurde anhand neuer prächtiger Bürogebäude.

Ganz im Westen der Stadt befindet sich ein besonderer und außergewöhnlicher Zoo, auf den die Valencianer besonders stolz sind: Der Bioparc. In diesem Zoo gibt es keine Käfige, denn hier soll den Besuchern ein authentisches Abbild des realen Lebensraumes der Tiere in Afrika vermittelt werden. Auf über 100 000 km² Fläche wurden drei Landschaftsformen Afrikas rekonstruiert mit Wasserlöchern, Steppen und Felsen und die Tiere leben genau so wie in Afrika zusammen. Nachdem ich darüber gehört hatte, war ich fast ein wenig enttäuscht, dass wir das nicht von Haus aus auf unsere heutige Liste gesetzt hatten. Doch als der Bus dort hielt, standen zum einen Menschenmassen an den Kassen an (oh Graus), außerdem wirkte der Park von außen nicht besonders auf mich. Wenn man drum herum große Gebäude und Antennen sieht … ob man dann das afrikanische Flair wirklich so verspürt? Ich weiß es nicht, aber wenn man selber schon mal in Afrika war und die wirkliche Wildnis erlebt hat, dann wird dieser Park hier einen sicher nicht mehr so beeindrucken.

Vorbei am Historischen Museum von València erreichten wir schließlich wieder die Plaza de la Reina. Wir stiegen aus und suchten uns einen Platz im nicht weit entfernten Grand Café Cappuccino. Inzwischen hatten wir durch die Hitze ganz schön Durst bekommen.

Inzwischen war es schon wieder Nachmittag geworden und so begaben wir uns zum Bus mit der blauen Route, der uns in die andere Richtung der Stadt und zurück zum Hafen bringen sollte. Wir fuhren wieder ein Stück am Turia Flussbett entlang und erreichten schließlich die ersten Gebäude der Stadt der Künste und Wissenschaften. 2006 war lediglich das Aquarium fertig gestellt, inzwischen war natürlich das gesamte Gelände zugänglich.

Zu finden sind hier der Palacio des las Artes Reina Sofia, ein Opernhaus, das im Aussehen an ein Schiff erinnert, außerdem das Hemisferico, ein IMAX-Kino und das Museo de les Ciènces Principe Felipe, ein Wissenschaftsmuseum mit einer Ausstellungsfläche von knapp 30 000 m².

Durch die "Stadt in der Stadt" hindurch führt die Brücke Puente de Azud de Oro, die bis zu 40 km küstenabwärts zu sehen ist, knapp 126 m in die Höhe ragt und äußerst imposant wirkt.

Östlich davon befindet sich schließlich das L'Oceanográfic, das Aquarium, welches wir 2006 bereits besucht hatten und mich damals schwer beeindruckt hat. Es ist der größte Unterwasserzoo Europas mit etwa 42 Millionen Liter Wasser und rund 45 000 Meerestiere. Besucher können hier die verschiedenen Weltmeere und deren Bewohner bewundern, jedes Gebäude ist einem anderen Meer gewidmet. Doch auch im Außenbereich gibt es viel zu sehen. Einfach toll und absolut empfehlenswert. Ich allerdings war froh, dass wir es schon gesehen hatten, denn auch hier war der Besucheransturm heute besonders groß.

Bild Ja und so ging es schließlich noch ein bisschen weiter, als wir schließlich die Haltestelle in der Nähe des Hafens erreichten. "Nähe" ist allerdings gut gesagt, denn von hier aus waren es schon noch einige Minuten, bis wir das Hafengelände erreichten. Die Haltestelle hätten wir heute Morgen niemals gefunden.

Wieder am Schiff angekommen, waren wir zwar völlig fertig von der Hitze, jedoch auch glücklich über den heutigen Tag. Wir haben wieder viel gesehen und erlebt und sollten wir València noch einmal einen Besuch abstatten, vielleicht im Rahmen einer weiteren Kreuzfahrt, dann werden wir uns in erster Linie mal auf die Stadt der Künste und Wissenschaften beschränken.

Umgezogen und frisch gemacht, machten wir uns mal wieder über das leckere Kuchenbüffet her und sahen um 17 Uhr beim Auslaufen aus dem Hafen von València zu. Inzwischen zog es ein wenig zu und kurz darauf kam die Durchsage des Kapitäns, dass hier bald ein heftiger Sturm wüten werde und auch wir in der kommenden Nacht mit hohen Wellen zu rechnen hätten. Er verbreitete eine leichte Panik, besonders Erstfahrer dürften bei dieser Durchsage die Krise bekommen haben. Die Kellner räumten in Windeseile alle Tische und Stühle weg und man hatte den Eindruck, es würde ein Tornado auf uns zukommen. ;-)

Doch es war alles nur halb so schlimm. Es fing zwar tatsächlich zu Wackeln an, mal mehr und mal weniger. Aber es war nicht sonderlich dramatisch, außerdem will man ja auch mal spüren, dass man sich auf dem Meer befindet.

Wir verließen das Hafenbecken, fuhren an der Oceania Insignia vorbei, weit entfernt stand ein Schiff der Royal Caribbean, die Adventure of the Seas. Wieder auf dem Meer draußen, machten wir es uns schließlich noch ein wenig auf dem Balkon bequem, bis wir leider schon wieder unseren Koffer packen mussten. Morgen war leider schon wieder die Heimreise angesagt, wie schnell so ein paar Tage doch vergehen.

Doch den Abend genossen wir noch in vollen Zügen, gingen wie immer lecker Essen im Restaurant Bella Vista und anschließend einen Cocktail trinken an der AIDA Bar. Eigentlich sollte heute Abend eine Poolparty mit Lasershow stattfinden, aufgrund des Seegangs wurde jedoch darauf verzichtet.

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