Bild


3. Tag: Unterwegs in Kuala Lumpur


Obwohl wir gestern reichlich zu Abend gegessen hatten, knurrte mir schon am frühen Morgen wieder der Magen und ich freute mich auf das Frühstücksbüffet, welches wir im Nipa CoffeeShop, einem der sechs Restaurants des Hotels, einnahmen. Die Auswahl war wirklich groß. Es gab verschiedene Müsli-Sorten, Gebäck in allen Variationen, verschiedene Brotarten und natürlich Wurst und Käse, Gemüse und Obst, aber auch Deftiges wie Würstchen, Chicken-Wings und sogar gebratene Nudeln. Es war also für Jeden etwas dabei und bei manchen Gästen hatte man den Eindruck, sie hätten die letzten drei Tage schon nichts mehr zu essen bekommen. ;-)

Bild Gegen 10 Uhr machten wir uns dann langsam wieder auf den Weg in die Stadt. Heute wollten wir uns die Tickets für den Hop-On-Hop-Off-Sightseeingbus holen und so marschierten wir in Richtung der Petronas Towers. Doch die angestrebte Haltestelle war nicht auffindbar, weshalb wir weiter gingen in Richtung des Malaysia Tourism Centre, kurz MATIC. Gestern war es ein wenig bewölkt über der Stadt, heute schien die Sonne vom wolkenlosen blauen Himmel und von fast jeder Ecke aus konnte man den KL-Tower sehen. Herrlich!

Doch die Sonne hatte auch ihre Nachteile: Schon nach wenigen Schritten lief uns der Schweiß von der Stirn, es war unendlich heiß und das schon am Morgen. Puh, wie wird das erst am Nachmittag sein?

Am Malaysia Tourism Centre angekommen, steuerten wir gleich eine Dame an der Haltestelle des Sightseeingbusses an und holten uns für 65 RM pro Person (Stand: August 2010) das Ticket, gültig für 48 Stunden. Bis der Bus kam, spazierten wir ein wenig über die kleine Anlage, machten Fotos und holten uns noch ein paar Prospekte im Office.

Ursprünglich war das Haus mal Wohnsitz eines wohlhabenden Bergwerks- und Plantagenbesitzers und diente später der Britischen Armee als Sitz des Kriegsministeriums und der Japanischen Armee als Hauptquartier. Erst Ende der 80er Jahre wurde es zum Touristenzentrum umgebaut und verschönert.

Netterweise lief uns die Dame von vorhin nach und wies uns auf das baldige Eintreffen des Busses hin - nicht, dass wir ihn verpassen. Der Bus war fast leer, viele scheinen ihn ja nicht zu nutzen. Umso besser, dann gäbe es auch bei den Haltestellen kein Gedrängel.

Bild Wir starteten also an der Bushaltestelle Nr. 1 und fuhren als erstes den KL-Tower an. Hier waren wir ja bereits gestern schon unterwegs, weshalb wir sitzen blieben und weiter fuhren. Per Kopfhörer hat man die Möglichkeit, sich über die Stadt und seine Bewohner zu informieren; dies allerdings ausschließlich auf Englisch.

Weiter ging die Fahrt über die Jalan P. Ramlee, dem zentralen Club-Distrikt der Stadt. Hier reihen sich berühmte Clubs wie der Beach Club, Rum Jungle oder auch das Poppy Garden aneinander. Wir waren mehrmals am Tag hier unterwegs, allerdings nicht in den Clubs, sondern davor. Denn diese Straße war eine der kürzesten Strecken zwischen unserem Hotel und den Petronas Towers. ;-) Tagsüber wirkte die Straße ziemlich trostlos, doch abends leuchteten die Lokale in bunten Farben um die Wette und laute Musik strömte von allen Seiten entgegen. Richtig was los ist hier allerdings erst ab 22 Uhr.

Der Bus fuhr schließlich weiter ins Golden Triangle, dem Dreh- und Angelpunkt Kuala Lumpurs. Hierbei handelt es sich gemeinsam mit dem Bukit Bintang um ein weiteres Vergnügungsviertel der Stadt. In Pubs gibt es jeweils dienstags und freitags Live-Musik und auf dem über einen Kilometer langen Bintang Walk reiht sich ein Shoppingcenter an das nächste. Hier legte der Bus eine kleine Pause ein, wir aber wollten noch ein Stückchen weiter und blieben sitzen.

In China Town stiegen wir schließlich aus und stürzten uns ins Getümmel. Zwischen der Jalan Tun H.S. Lee, der Jalan Petaling und der Jalan Sultan herrscht rund 24 Stunden lang reges Treiben, die Straßen sind voller Leben. Es ist laut; es wird gehupt, die Motorengeräusche von Hunderten von Mopeds schlagen einen um die Ohren und die Menschen strömen in Massen über die Straßen, in der Regel vollbepackt mit Tüten, Tüten, Tüten.

Wir spazierten durch das Viertel und erreichten schließlich den Eingang zur Jalan Petaling. Es ist die Einkaufsstraße China Towns, ein Warenstand reiht sich an den nächsten und überall sind Plagiate verschiedenster Arten zu erstehen. Ob Handtaschen, Geldbörsen, Schuhe oder Kleidung, aber auch DVD's, CD's und natürlich Uhren. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Die Waren sind hervorragender Qualität und ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob es sich wirklich um Kopien handelt oder in manchen Dingen nicht vielleicht sogar nur um Ausschussware oder Überproduktion der Labels.

Wir schlenderten ganz gemütlich den Markt entlang und waren überrascht, wie angenehm das war. Kein aufdringliches Angequatsche und kein Antatschen. Es wurde zwar hin und wieder auf die Waren aufmerksam gemacht. Wenn man jedoch nicht reagierte oder ablehnte, war das für die Verkäufer auch in Ordnung. Da haben wir schon ganz andere Sachen erlebt.

Bild Ich war total fasziniert von diesem Viertel. Es gab so viel zu sehen und zu entdecken, dass man teilweise echt ein wenig überfordert war. An jeder Ecke bewegte sich was, die vielen Farben und vor allem die vielen unterschiedlichen Gerüche waren so anders als wir es gewöhnt sind! Manches Mal hatte ich wirklich den Eindruck, nicht mehr in Malaysia, sondern bereits mitten in China zu sein (vermutlich ist es dort aber schon wieder ganz anders ;-).

Ein paar Kleinigkeiten eingekauft, verließen wir wenig später die Jalan Petaling und bogen in eine Seitenstraße ein, bis wir uns schließlich inmitten eines Einheimischenmarktes wieder fanden. Urplötzlich waren keine anderen Touristen mehr zu sehen, wir befanden uns nun auf dem richtigen Markt! Fisch-, Obst- und Gemüsestände reihten sich hier aneinander und die Einheimischen tätigten ihren Wocheneinkauf für die Großfamilie. Die Gerüche hier waren undefinierbar - aber interessant. Immer wieder kamen wir an Garküchen vorbei, um die herum es nur so wimmelte, denn zwischen den Einkäufen brauchte auch jeder eine kleine Stärkung und so machten es sich die Leute auf Plastikstühlen zwischen Garküche, Durchgang und Müllsäcke bequem. Verlockend war es ja schon irgendwie, aber die Küchen sahen alles andere als sauber aus und stellenweise konnte man die Gerichte auch nicht definieren. Zwar gab es hier nirgendwo Insekten zu essen, wie z. B. Würmer und Heuschrecken wie in Thailand. Dafür aber viele andere Dinge, die uns nichts sagten. Hm, lieber nicht. Wer weiß, ob das unserem Magen so gut tun würde …

Ziemlich schockiert war ich, als wir an einer Garküche vorbei kamen, es in den Pfannen brutzelte und ich nebenan auf dem Tisch zwei Käfige sah, in denen jeweils eine Katze lag und schlief. Mein erster Gedanke: Werden die hier gegessen? Die Käfige waren so klein, dass die Katzen nicht mal hätten aufstehen können, nur im Liegen ging es gerade so. Ich war echt schockiert, redete mir aber selber ein, dass es sich dabei "sicherlich" nur um Haustiere der Köche handele und sie sie eben mit zur Arbeit nehmen. Auch Toni versicherte mir, dass sie weggesperrt werden müssten, um sich nicht über das Fleisch auf der Kochplatte hermachen zu können … Nun ja … mit diesem Gedanken ließ sich das alles leichter ertragen; auch, wenn ich nicht so wirklich daran glaube.

Bild Nur wenige Schritte später blieb plötzlich Rüdiger abrubt vor mir stehen und bat mich, nicht weiter zu gehen. Ich war verwirrt - was ist jetzt los? Er klärte mich schließlich auf, dass genau in dem Moment, als wir an einem weiteren Stand ankamen, ein Huhn frisch vor den Augen der Käuferin geschlachtet wurde. Puh! Hätte Rüdiger mich nicht aufgehalten, hätte ich sicherlich just in dem Augenblick hingesehen, als der Kopf rollte.

Hm, irgendwie war es mir hier langsam nicht mehr so geheuer. Es war zwar wahnsinnig interessant, das alles hier zu sehen. Es war eben eine ganz andere Welt. Natürlich haben wir im Laufe unserer Reisen schon ein paar Märkte dieser Art gesehen, aber nirgends war es so ausgeprägt wie hier. Hab ich schon die vielen verschiedenen Gerüche erwähnt? Die haben mich echt fasziniert. Schade, dass man sie in einem Bericht nicht wiedergeben kann, denn es war einfach … interessant …!

Nach diesen vielen kleinen Erlebnissen waren wir aber ohnehin schon am Ende des Marktes angekommen und schnauften erst einmal tief durch, als wir wieder an der frischen Luft waren.

Auf unserem weiteren Weg durch das Viertel erreichten wir nach einiger Zeit den 1873 erbauten Hindutempel Sri Mahamariaman Tempel, den wohl prächtigsten Hindutempel von ganz Malaysia, direkt in der Jalan Bandar. Die bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Ornamente und Verzierungen sind ganz fein geschnitzt, in Gold eingelegt und in richtiger Handarbeit hergestellt worden. Da gerade Messe war, verzichteten wir auf einen Besuch des Tempels. Beim Gebet wollten wir nicht stören. Doch schon allein von der Außenansicht waren wir begeistert. Der Tempel stand inmitten chinesischer Shophouses aus Vorkriegstagen, der bunte und fünfstöckige Götterberg strahle schon von Weitem entgegen. Fantastisch.

Ein paar Meter weiter, in der Leboh Pudu, trafen wir auf den etwas versteckten chinesischen Sze-Yeoh-Tempel. Hier waren nur vereinzelt Gläubige zum Gebet unterwegs, es fand keine Messe statt, und so traten wir ein. Über dem Eingang hingen zahlreiche Räucherspiralen mit Wunschzettel dran und entsprechender Duft kam uns entgegen. Den Altarraum konnte man teilweise vor lauter Rauch gar nicht erkennen!

Bild Das Gebet der Gläubigen entsprach stets der gleichen Zeremonie: Räucherstäbchen werden gekauft oder mitgebracht, sie werden der Reihe nach angezündet, die Gläubigen knien sich nieder, beten, geloben Respekt und Gehorsam und stellen die Räucherstäbchen anschließend in ein mit Sand gefülltes Gefäß. Das Opfergeld wird in einem nahe gelegenen Ofen verbrannt. Eine Zeremonie, die schön anzusehen war, v. a. weil man den Leuten ansah, wie tief sie mit ihrem Glauben verbunden sind.

Nachdem wir ein paar Fotos gemacht hatten, verließen wir den Tempel wieder und spazierten über die Jalan Pelating zurück in Richtung des Central Marktes. Er war früher mal eine alte Fischhalle und wurde vor einigen Jahren als Markthalle umfunktioniert. Hier findet man in erster Linie Kunsthandwerk und teure Boutiquen; kleine, aber sehr schöne Läden. Vor allem Seidentücher werden in allen Farben und Größen angeboten, aber auch Schmuck und Möbel sowie tolle Dekoartikel.

Langsam bekamen wir Hunger und suchten den Food-Court auf. Wie schon in Kuala Lumpur gab es auch hier wieder zahlreiche verschiedene Essensstände, in dessen Mitte sich die Sitzmöglichkeiten befanden. Toni und ich wurden rasch fündig: Ein großer Teller gegrillter Riesengarnelen mit Reis. Mmmhhh! Und das mit zwei Cola für umgerechnet nur etwa 5,- €! Wir ließen es uns schmecken.

Nach dieser Stärkung bummelten wir noch ein wenig durch die Halle, kauften noch ein paar Schmuckstücke ein und liefen anschließend über die LBH Pasar Besar zum Merdeka Square. Der Weg war gesäumt von hohen Gebäuden und ausnahmslos alle waren mit der malaiischen Flagge bestückt. Teilweise aber so groß, dass sie über das gesamte Gebäude reichten. Ob dies nur aufgrund des übermorgen stattfindenden Nationalfeiertags so war, oder ob die Flaggen das ganze Jahr über hier hängen, weiß ich nicht. Nationalstolz haben die Malaien aber auf jeden Fall, denn auch auf den Autos sah man immer wieder kleine Fähnchen; wie bei uns zu Zeiten der WM.

Der Dataran Merdeka (Merdeka-Platz) befindet sich vor dem Royal Selangor Club, wo sich die Malaysier jedes Jahr zur Unabhängigkeitsfeier treffen. Um Mitternacht des 31. August 1957 wurde an diesem historischen Platz die britische Flagge zum letzten Mal eingeholt. Früher war dieser Platz das Sportfeld des Selangor Clubs und wurde für Kricket-, Tennis-, Hockey- und Rugbyspiele genutzt. Nur das Kricketspiel ist erhalten geblieben und wird auch heute noch an Sonntagen praktiziert. Am Südende des Platzes befindet sich mit 100 Metern der angeblich höchste Fahnenmast der Welt und eine riesige malaiische Flagge weht im Wind. Wer sich für Kapellenmusik interessiert, kann jeden dritten Samstag im Monat von 17 bis 18 Uhr Kapellen des Malaysischen Militärs oder der Königlichen Malaysischen Polizei hier auftreten sehen.

Bild Wir spazierten in aller Ruhe über diesen sehr großzügigen Platz, auf dem nur wenige Menschen unterwegs waren und wir die Ruhe innerhalb der Großstadt genossen. Außerdem bot sich uns ein fantastisches Bild der Skyline von Kuala Lumpur: Sehr kontrastreich standen hier der im Tudorstil erbaute Selangor Club, die Petronas Towers oder auch der KL-Tower "in einer Reihe". Herrlich!

Vorbei an der St. Marys Church, eine der wenigen Kirchen in Malaysia und typisch englisch, stiegen wir kurze Zeit später wieder in den Sightseeingbus und fuhren entlang der Jalan Raja Laut und der Jalan Tun Razak (vorbei am Kulturpark) zu den Petronas Towers zurück. Gerade gab es wunderschönen blauen Himmel hinter den Türmen - das musste doch glatt für Fotos genutzt werden! Noch immer war ich ganz fasziniert von ihnen … hab ich das schon mal erwähnt …?! ;-)

Als Abschluss unserer kleinen Sightseeingtour spazierten wir noch einmal ganz gemütlich durch einen Teil des KLCC und machten uns schließlich gegen frühen Abend auf den Weg zurück zum Hotel. Da wir fast alle gleichzeitig den Wunsch nach einem Kaffee äußerten, entschieden wir uns für den Besuch des hoteleigenen Étoile Bistro. Hier gibt es Kaffee in verschiedenen Variationen und dazu ausgesprochen leckere Kuchen. Also Kuchen backen können die Malaien echt gut, denn mit Schokolade wird hier wirklich nicht gespart. ;-)

Nun stand eine kleine Pause an. Wir alle waren müde und k. o. vom heutigen Tag und der Hitze und freuten uns auf eine kleine Verschnaufpause im Zimmer.

Gegen 19 Uhr trafen wir uns wieder in der Lobby und machten uns auf den Weg Richtung Bukit Bintang. Wir kamen direkt an der AVIS-Station vorbei, der Firma, bei der wir unseren Mietwagen ab übermorgen gebucht hatten. Neugierig wie wir waren, schauten wir gleich mal auf den Parkplatz und siehe da: Zwei Autos in der von uns gebuchten Kategorie standen schon da. Einer davon war also unserer.

Bild Am Eingang zum Bukit Bintang entdeckten wir das Restaurant "The Ship", das uns sofort ansprach. Eigentlich waren wir ja auf der Suche nach einem ganz anderen Lokal aus dem Restaurantführer, doch scheinen die Läden hier genau so schnell wieder von der Bildfläche zu verschwinden wie manche in Deutschland. Egal - denn das hier sah auch klasse aus.

In netter Atmosphäre (dunkles Lokal mit schummrigen Licht, dunkle Möbel und alles eben auf ein altes Schiff konzipiert) verbrachten wir hier einen echt schönen Abend. Toni wählte eine große Fischplatte, ich entschied mich für ein Lachssteak … mmhh. Die Kellner waren zwar an sich freundlich, brachten nur leider kein Lächeln über die Lippen.

Gegen halb 22 Uhr wieder im Hotel, machten es sich Toni und Annette in der Flo Lobby Lounge bequem und Rüdiger und ich spazierten mit Stativ bewaffnet Richtung Petronas Towers. Nachtfotos standen auf dem Programm. Kaum hatten wir die perfekten Plätze für die Fotos gefunden, wurden wir plötzlich von zig anderen Fotografen umringt. Die meisten amüsierten sich über unser Getue mit dem Stativ, während sie lockerflockig aus der Hand fotografierten. Tja - wer zuletzt lacht … ;-) Diese Aktion hat jedenfalls richtig viel Spaß gemacht und entstanden ist eine ganze Menge stimmungsvoller Fotografien. Fast eine Stunde waren wir damit beschäftigt und anschließend richtig durchgeschwitzt. Da soll noch mal jemand sagen, fotografieren wäre nicht anstrengend …

Zurück in der Bar, unterhielten wir uns noch ein wenig über den heutigen Tag, bis wir völlig erschöpft und k. o. auf unsere Zimmer verschwanden. Was für ein schöner Tag.

Bild
Bild
Bild


Bild