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10. Tag: Weiterfahrt von Penang nach Kota Bharu


Heute ging es etwas früher zum Frühstücken, da wir gestern die Anreise zahlreicher Familien mitbekommen hatten und fast vermuteten, dass der Raum schnell überfüllt sein würde. Vielleicht hätten wir ja noch Glück und würden allen zuvor kommen?

Doch weit gefehlt. Schon um 8.30 Uhr war hier High Life angesagt. Es gab Kindergeschrei, die kleinen Stöpsel liefen kreuz und quer und man hatte alle Mühe, sich in Ruhe zu unterhalten oder gar sein Müsli unfallfrei an den Tisch zu bringen. Demzufolge fiel das ganze heute etwas spärlicher aus und schon nach einer halben Stunde verabschiedeten wir uns wieder. So traumhaft das Hotel auch ist - wer es lieber etwas ruhiger hat, für den empfiehlt es sich, es nicht über die Wochenenden zu buchen, da die Malaien zu dieser Zeit wohl gerne selbst mal schnell vom Festland auf die Insel düsen.

Wir holten unsere Koffer aus den Zimmern, checkten aus und machten uns kurze Zeit später auf den Weg. Heute verließen wir die Westküste der Westhalbinsel und fuhren einmal quer durchs Land direkt an die Ostküste.

Es ging ein letztes Mal durch Georgetown hindurch und anschließend über die Penang-Brücke zurück aufs Festland, als wir nach kurzer Zeit schon wieder die Autobahn verließen und über die Landstraße weiter fuhren. Mit Autobahnen ist das Land noch nicht so gut ausgestattet, im Landesinneren und an der Ostküste gibt es keine.

Bild Über die K12 und Nr. 76 ging es ganz knapp an der thailändischen Grenze vorbei. Für dieses Gebiet werden immer wieder Reisewarnungen herausgegeben, ein Grenzübertritt ist hier weniger ratsam. Wir bekamen zum Glück nichts Negatives mit, wären aber ohnehin nicht über Thailand gefahren, da wir mit dem Mietwagen nicht ausreisen durften und Thailand in diesem Gebiet auch nichts Besonderes bietet.

Während der Fahrt sog ich die vielen Eindrücke auf, die sich mir am Straßenrand boten. Die mir schon bekannten Stände der Orang Asli, Mopedfahrer, die mit vollbepackten Tüten links und recht ihres Gefährts ausgestattet waren, Kühe unter der Wäscheleine und Schafherden mitten auf der Hauptstraße … Dass man sich hier "auf dem Land" befand, war schnell klar und es häuften sich die Kopftuch tragenden Frauen. Wir entfernten uns vom chinesischen Teil Malaysias und waren plötzlich unter 99,9 % Muslimen. Es schien, als hätten wir plötzlich das Land verlassen. Mehr noch: den Kontinent gewechselt!

Nach knapp 2 ½ Stunden Fahrt erreichten wir den Tasik Temengor, einen 15.200 Hektar großen See. Er ist vor allem bei Anglern sehr beliebt, es gibt aber auch Dschungelpfade, Camping- und Picknickplätze und sogar kleinere Hotelanlagen direkt am See. Wir jedoch überquerten ihn nur ohne stehen zu bleiben. Wir würden ja im Laufe unserer Reise noch ein paar Tage an einem See verbringen.

Als wir ganz gemütlich die Gegend durchfuhren, sah ich plötzlich eine riesige Schlange sich von rechts über die Straße winden. Bis ich realisiert habe, dass es sich wirklich um eine Schlange handelt und nicht nur um eine Fata Morgana, war es schon zu spät. Toni hatte sie zu spät gesehen … Ein Blick in den Rückspiegel zeigte uns, wie sie sich zusammenzwirbelte. Ob sie's geschafft hat, wissen wir nicht. Ein Ausweichen wäre jedoch zu gefährlich gewesen.

Doch das blieb nicht unser einziges Erlebnis heute. Wenig später konnten wir etwa 100 m und einige Autos vor uns eine Katze im Eiltempo über die Straße huschen sehen. In der Mitte angekommen, lief sie wieder zurück; der Verkehr war im Moment einfach zu stark. Doch warum auch immer: Sie überlegte es sich anders, lief noch einmal mit einem Affenzahn zur Fahrbahnmitte und präsentierte anschließend einen Salto rückwärts wieder an den Straßenrand … So etwas hatten wir ja noch nie gesehen, was für irre Tiere hier …

Bild Gegen 15 Uhr erreichten wir Kota Bharu, unser heutiges Tagesziel. Als wir in die Stadt einfuhren, sahen wir uns nur etwas verwundert an. Was ist das denn? Die Stadt wirkte heruntergekommen, trist, unscheinbar, ungemütlich … Gut, vielleicht lag es auch daran, dass es heute schon den ganzen Tag über bewölkt war, aber trotzdem … Als wir in einem Stau standen, entdeckte ich in einem neben uns stehenden Auto einen kleinen, etwa 5jährigen Jungen mit einem T-Shirt von Osama B. L. Aha. Interessant …

Am 5-Sterne-Hotel Renaissance Kota Bharu der Marriott-Gruppe angekommen, checkten wir erst einmal ein und machten uns dann auf den Weg in die Zimmer. Vorab ist anzumerken, dass es als das beste und luxuriöseste Hotel der Stadt gilt, es ist auch nahezu das einzige, das man von Deutschland aus buchen kann.

Unser Zimmer gefunden, entdeckten wir direkt davor einen abgenagten Hühnerknochen. Sehr appetitlich … Später fuhr der Kofferboy noch drei Mal drüber, fühlte sich aber nicht dafür zuständig, ihn zu entfernen und am nächsten Morgen lag er noch genau so da. Vermutlich wurde er bis heute nicht weggeräumt …

Das Zimmer ist ziemlich groß und beherbergt ein großes Bett, einen großen Schreibtisch, eine Sitzecke und ein großes Panoramafenster, das jedoch so verdreckt war, dass man nicht wirklich viel sehen konnte.

Bei meinem Blick ins Bad verging es mir dann gewaltig: Der kleine Badvorleger war mit Blutspritzern versehen. Na das ist ja appetitlich …

Nun gut, jetzt waren wir hier, eine Alternative gab es nicht und wir hatten ja nur eine Nacht gebucht.

Bild Toni und Rüdiger machten sich kurz darauf auf den Weg in die Tiefgarage, denn wenigstens das Auto sollte sicher stehen. Aber es wäre nicht Kota Bharu, wäre es nicht mit einem kleinen Abenteuer verbunden gewesen. Die beiden waren über eine halbe Stunde unterwegs und ich machte mir ernsthaft Sorgen, als sie schließlich schon fast mit den Tränen in den Augen vor lauter Lachen wieder auftauchten. Auf der eigentlich gerade mal 10 m langen Fahrt erlebten sie aufgrund einer versperrten Straße wilde Hähnenkämpfe, kickten mit dem Auto Plastikpoller in die Nachbargärten und standen plötzlich in der Hofeinfahrt eines Einheimischen. Sie hätten sich wohl komplett verzettelt, wenn nicht glücklicherweise das Hotel so groß und von allen Seiten zu sehen gewesen wäre. Wer weiß, wo sie sonst gelandet wären … ;-)

Schnell frisch gemacht, machten wir uns kurze Zeit später auf den Weg in das angrenzende Shopping-Center. Wir hatten Hunger und zumindest dort würde es doch sicher so etwas wie einen Food-Court geben, wenn schon der Rest der Stadt nicht besonders einladend wirkte. Aber - und wie sollte es auch anders sein - wir waren hier in einer anderen Welt angelangt, in einer Welt, die auf uns ziemlich befremdlich wirkte und in der wir uns alles andere als wohl fühlten. Kaum die "Mall" betreten, strömten uns die Düfte der Garküchen entgegen, dazwischen standen Wühltische mit Kleidung, die Hälfte lag auf dem Boden. Wir flüchteten nach oben und entdeckten zahlreiche Läden mit Burkas in allen Variationen. Die Elektronikläden warben als Offizieller Partner von Apple und boten gefälschte Ipods an. Wir wurden von allen Seiten angestarrt, als kämen wir vom Mond. Klar - wir waren die einzigen Europäer hier und Annette und ich nicht verschleiert; das fiel auf.

Etwas sprachlos den Rundgang beendet, gingen wir wieder nach draußen und liefen über einen Markt, auf dem es ähnliche Artikel gab wie drinnen: Burka, Kopfbedeckungen für Männer, Schuhe und Kleidung wie vor 50 Jahren. Generell hatte man in dieser Stadt den Eindruck, wir würden uns in den 40er oder 50er Jahren befinden …

Zu beobachten war aber auch, dass hier, anders als erwartet, die Frauen die Geschäftsleute sind. Männer waren kaum zu sehen, sie hielten sich im Hintergrund, in den Geschäften und an den Markständen waren es die Frauen und Mädchen, die die Waren an den Mann brachten.

Noch schnell Geld bei der Bank gezogen, flüchteten wir uns kurz darauf wieder zurück ins Hotel. Hier fühlten wir uns nicht wohl, definitiv nicht. Da konnte uns auch der angeblich wunderschöne Zentralmarkt nicht locken. Eigentlich ein Markt, den man lt. Reiseführer unbedingt mal gesehen haben sollte. Wir verzichteten darauf.

Auf unseren Zimmer ein wenig ausgeruht und gelesen, trafen wir uns gegen 19 Uhr wieder und gingen zum Abendessen ins hoteleigene Dynasty Chinese Restaurant. Hier gab es in erster Linie kantonesische und Sezuan-Küche und wir entschieden uns für Nudelgerichte und Fleisch. Das Restaurant ist riesig, der Service ganz nett. Außer uns war nur noch eine Großfamilie zu Gast, ansonsten war das Lokal ziemlich leer, ich frage mich, wo die anderen Gäste alle gegessen haben.

Mit vollem Bauch (das Essen war wirklich sehr gut!) verabschiedeten wir uns einige Stunden später auf unsere Zimmer und freuten uns, morgen die Stadt wieder verlassen zu können.

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