9. Tag: Jamaika
Besichtigung von Montego Bay & Heimreise


Der letzte Tag unserer Kreuzfahrt war angebrochen. Bereits um 9 Uhr Früh mussten wir heute unsere Kabine verlassen. Wir brachten unser Handgepäck zur Aufbewahrung ins Theater auf Deck 9 und begaben uns in den Frühstückssaal. Der letzte Tag auf der AIDA ist immer der schrecklichste: Jegliche Erholung scheint bei den Gästen innerhalb weniger Minuten wieder verschwunden zu sein. Alles befindet sich in unerträglicher Aufbruchstimmung, Streit hier und Streit da, Hektik dort und Hektik da hinten. Furchtbar! Selbst das Frühstück konnten wir nicht richtig genießen, weil um uns rum schließlich schon wieder aufgeräumt und geputzt wurde.

Bis zum Vor-Check-In um 10 Uhr, direkt am Hafen, schlenderten wir noch ein wenig durchs Schiff und sahen den Gästen beim Abreisen zu. Unsere Koffer wurde bereits in der Nacht vom Bordpersonal abgeholt und vors Schiff gestellt. Hier war alles nach Deck sortiert – die Gäste mussten sich ihren Koffer nur noch abholen.

Auf halb 10 Uhr begaben auch wir uns ins Hafenterminal und stellten uns fürs Einchecken an. Praktisch: Hier kommt der Flughafen zum Hafen und man erhält hier bereits seine Flugtickets. Rund eine dreiviertel Stunde gewartet, hatten wir unsere Bordkarten endlich in der Hand und unsere Tour durch Montego Bay konnte losgehen. Wir setzten uns in ein Sammeltaxi und freuten uns tierisch auf die Sightseeing-Tour.

Bild Der Busfahrer war ziemlich gewieft. Anfangs wollte er uns eigentlich "nur" in die Stadt fahren; für drei Dollar pro Person. Anschließend versuchte er mehrmals, uns von einer Stadtrundfahrt für rund 20 Dollar pro Person zu überreden. Aber keine Chance. Wir beharrten auf den Ausstieg in der Innenstadt bzw. am Strand.

Endlich in der Innenstadt ausgestiegen, ein wenig durch die Souvenirläden spaziert, begaben wir uns zu den im Reiseführer genannten Sehenswürdigkeiten und landeten schließlich mitten im Ghetto. Überall lagen die Menschen – vor Armut bzw. vollgepumpt mit Drogen – auf der Straße. Man musste wirklich aufpassen, niemandem zusammenzutreten. Es herrschte unheimlicher Lärm in der Stadt: Gehupe und Gebrülle, es waren mehr Autos auf der Straße unterwegs als eigentlich Platz war, die Leute wuselten um uns herum, hatten einen ganz komischen Blick drauf – und ich wurde immer unsicherer. Ich krallte meine Tasche fest an meinen Körper, guckte gleichzeitig immer auf die Taschen von Toni und hatte tierische Angst, dass uns jeden Moment etwas geklaut werden würde. Die Leute streiften uns ständig – und das ist etwas, was ich gar nicht leiden kann.

Bild Wenige Schritte gegangen, hängte sich schließlich ein junger Jamaikaner an uns dran und kam mit uns ins Gespräch. Anfangs noch ausgefragt, woher wir wären, wandelte er das Zusammentreffen ganz geschickt in eine Stadtführung um und zeigte uns die verschiedenen Sehenswürdigkeiten. Ich wusste zunächst nicht, was er eigentlich von uns wollte und war dementsprechend misstrauisch.

Schließlich stellte sich heraus, dass er zwar ganz ok ist, die Stadtführung aber natürlich nicht umsonst machen würde. Wir ließen uns darauf ein. "Flüchten" wäre vielleicht keine so gute Idee gewesen; wer weiß, was den Leuten einfällt? Und: Er war ja wirklich ganz ok, es entwickelte sich ein nettes Gespräch und er konnte uns auch viel Interessantes über die Stadt erzählen.

So zeigte er uns dieses und jenes und wollte uns schließlich zu einer Kirche bringen, auf dessen Weg wir allerdings durch ganz enge Gassen gemusst hätten. Hier streikte ich. Denn ab hier waren definitiv keine Touristen mehr zu sehen, stattdessen lungerten halb verhungerte Menschen herum, und das brauchte ich dann wirklich nicht.

Bild Wir gaben vor, ganz dringend wieder auf's Schiff zu müssen und gingen zurück zum Taxi-Stand. Einen Schritt hatte der Jamaikaner drauf ... da kam selbst ich kaum nach. ;-) Natürlich wollte er uns doch noch dazu überreden, mit ihm mit zu kommen. Aber no way. Als wir angekommen waren, hielt er plötzlich die Hand auf und verlangte 20 Dollar für die Rundführung. War ja klar. Wir einigten uns nach einer kleinen Diskussion auf 10 Dollar. Das war es wert und er hatte immer noch genügend verdient!!

Nach diesem kleinen Abenteuer allerdings wollte ich nur noch eines: Zurück zum Schiff. Mir reichte es. Nachdem sich auf dem Stadtrundgang dann auch noch ein Jamaikaner direkt vor meinen Augen eine Spritze in dem Arm geknallt hatte und ich gerade noch an ihm vorbei kam, ohne ihn aus Versehen zu streifen, musste ich wirklich nicht mehr sehen. Ich meine: Ich wusste ja, dass Jamaika viel mit Drogen zu tun hat. Aber so etwas hatte ich noch nie gesehen und hätte ich auch nicht erwartet. Wenn es hier in Montego Bay schon so schlimm ist – wie sollte es dann erst in Kingston sein??

Für 3 Dollar pro Person wieder zurück zum Hafen gebracht, stiegen wir auf's Schiff und begaben uns zum Mittagessen. Je mehr Zeit verstrich, desto gelassener sahen wir das gerade Erlebte und mussten letztendlich sogar darüber lachen. Aber noch einmal bräuchte ich das nicht ...

Die restlichen Stunden bis zum Flughafentransfer verbrachten wir ganz gemütlich in der AIDA-Bar. Ich guckte meine Fotos durch, machte noch ein paar weitere vom Schiff und genoss ein letztes Mal das AIDA-Feeling.

Auf 16 Uhr schließlich holten wir unser Handgepäck aus dem Theater ab und wurden mit dem Bus zu dem nicht weit entfernten Flughafen gebracht. Die Freundlichkeit, die wir am Ankunftstag hier erlebt hatten, schwand von jetzt auf gleich: Die Angestellten waren richtig unfreundlich, schoben uns von einer Seite auf die andere und schimpften und brüllten. Ich war völlig perplex über diese krasse Änderung!! Und sehr enttäuscht!

Wir gingen durch die Kontrollen hindurch und begaben uns in den Warteraum. Erst um 18.30 Uhr würde unser Flug gehen. Das waren noch zweieinhalb Stunden!!! Die Zeit brachten wir mit Lesen, Durchschlendern im Flughafengebäude und mit einem kleinen Snack im "Bob-Restaurant" relativ gut rum. Auf ihre Bobmannschaft scheinen sie sehr stolz zu sein – überall steht eine Kopie des berühmten Schlittens herum, es gibt Souvenirs in Hülle und Fülle. Fast schon zu kitschig!!

Mit einiger Verspätung hoben wir schließlich gegen 19 Uhr ab und die Heimreise wurde angetreten. Leider hatten wir nur noch einen Platz in der Mitte des Flugzeugs erhalten. Aber da es sowieso ein Nachtflug war, hätten wir eh nichts mehr gesehen.

Den gesamten Flug über hing ich den Gedanken an diese wunderschöne Woche hinterher, guckte ein weiteres Mal meine Fotos durch und dachte lächelnd an die vielen tollen Erlebnisse zurück.




Unser Fazit zu dieser Reise


Mittelamerika bzw. die Karibik haben uns wirklich sehr beeindruckt!

Anfangs noch Bedenken gehabt, die Karibik würde mich langweilen, weil sie kulturell gesehen ja doch nicht so viel zu bieten hat, wurden diese ziemlich schnell wieder weggewischt. Die Karibik ist traumhaft schön, die Länder in Mittelamerika so ganz anders als die in Europa und die Landschaften so unglaublich faszinierend!! Selbst die Sonnenuntergänge sind viel intensiver als bei uns.

Dieses Mal hatten wir also eine "richtige" Karibik-Kreuzfahrt gemacht, ganz so, wie man sie sich immer vorstellt. :-) Nun gehören auch wir zu den Karibik-Fans und schnell war klar, dass wir sie ganz bestimmt mal wieder bereisen werden. Aber auch dann nur wieder in Verbindung mit einer Kreuzfahrt, denn meiner Meinung nach kann man das karibische Feeling wirklich nur dann richtig in sich aufnehmen, wenn man mit einem Schiff unterwegs ist. :-)

Der einzige negative Punkt war eindeutig Jamaika. Diese Insel hat mich ziemlich enttäuscht und schockiert. So viele sehen sie als Trauminsel an, was sie vielleicht auch sein mag, wenn man nur das Hotel und den vorgelagerten Strand sieht ... Aber wenn man die Insel auch erkunden will, dann kann es schnell gefährlich werden. Deshalb lieber Finger weg davon!!

Das Schiff, die AIDAaura, hat uns dieses Mal ausgesprochen gut gefallen. Zwar gehört auch sie zur kleineren Kategorie der Schiffe, aber sie ist sehr schön aufgebaut, sehr farbenfroh und ansprechend gestaltet.

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