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2. Tag: Ausflug nach Gent und Brügge


Für den heutigen Tag stand ein Ganztagesausflug nach Gent und nach Brügge auf dem Programm, gebucht über den Veranstalter Viator. Für 42,- € pro Person (Stand: Dezember 2010) sollten wir heute gut 10 Stunden unterwegs sein und einen kleinen Teil Belgiens näher kennen lernen. Wir waren sehr gespannt und hielten uns nach einem kurzen Frühstück ab 8.30 Uhr in der Hotellobby bereit.

Kurz vor 9 Uhr wurden wir wie versprochen vom Reiseleiter abgeholt. Da die meisten Mitreisenden Spanier waren, wurde die Stadtführung auf Englisch und Spanisch abgehalten. Wir Drei waren die einzigen Deutschen und so verzichteten wir auf eine deutsche Übersetzung. Englisch können wir alle und ich freute mich zudem, auch noch ein bisschen Spanisch üben zu können. Letzten Endes war es echt perfekt, denn die Aussprache des Reiseleiters war in beiden Sprachen so klar, dass es überhaupt kein Problem war, ihm zu folgen. Und er hatte keinen Stress mit drei verschiedenen Sprachen.

Bild Leider hielt der Regen die ganze Nacht über an und auch heute Morgen wollte es nicht aufhören. Schade. Wir hofften, dass es in den 50 bzw. 100 km entfernten Städten besser sein würde und lehnten uns gemütlich zurück.

Kurz nach 10 Uhr erreichten wir unser erstes Ziel für heute: Gent. Den Bus etwas außerhalb der Stadt abgestellt, spazierten wir bei leider immer noch strömenden Regen in die Innenstadt.

Gent ist die Hauptstadt der belgischen Provinz Ostflandern und gehört gemeinsam mit Brügge und Brüssel zu den sehenswertesten und historischsten Städten des Landes. Schon im 11. Jahrhundert war Gent das europäische Zentrum der Textilherstellung.

Vorbei an der St. Bavo-Kathedrale und über den Sint Baafsplein hinweg spazierten wir weiter in Richtung Altstadtkern. Am Botermarkt und einige Schritte weiter am Kornemarkt entdeckten wir zahlreiche wunderschöne alte Häuser und niedliche Restaurants. Darunter auch das sog. Galgen-Huisje, ein Lokal mit regionaler Küche und architektonisch richtig schön gestaltet.

Wir überquerten eine der Brücken, hatten tolle Ausblicke auf die uralten Häuserfassaden und die kleinen Boote und kamen schließlich noch an weiteren Museen, Kirchen, am Rathaus, am Theater und an netten Geschäften vorbei. Leider hatte heute alles geschlossen, so wirkte die Stadt ein wenig trist, zumal es auch immer noch regnete und kaum Menschen unterwegs waren.

Bild Gegen dreiviertel 11 war unser offizieller Rundgang hier beendet und der Reiseleiter ließ uns noch eine dreiviertel Stunde auf eigene Faust durch die Gegend streifen. Inzwischen hatte der Regen aufgehört und so marschierten wir nochmals los, um anständige Fotos zu machen. Fotografieren mit Schirm und Handschuhen ist doch gar nicht so einfach, leider ist der erste Teil der Fotos nicht wirklich gut geworden.

Heike und ich spazierten schließlich nochmals zum Schloss von Geeraard dem Teufel vor. Der Reiseleiter erzählte uns vorhin, dass besagter Geeraard mehrere Male geheiratet habe und all seine Frauen schließlich ermordet hatte, sobald er wieder eine neue Frau für sich gewann. Daher auch der Beiname "Teufel". Beim Anblick des Schlosses fragten wir uns, weshalb die Morde unbedingt sein mussten, denn bei der Größe hätten sich die Frauen wunderbar aus dem Weg gehen können. ;-)

Doch angeblich hat sich "der Teufel" nie in diesem Schloss aus dem 13. Jahrhundert aufgehalten. Es wurde stattdessen als Ritterbleibe, Waffenarsenal, Kloster und Schule genutzt und im 17. Jahrhundert wurden hier Geisteskranke und männliche Waisen untergebracht. Naja … wer weiß, wie viel Glauben man der Geschichte schenken darf. ;-)

Wieder an der St. Bavo Kathedrale angekommen, hatten wir noch ein bisschen Zeit und sahen uns das Innere der Kirche an. Hier begeistern der barocke Hochalter aus weiß-schwarzem und rot geflammtem Marmor sowie die Rokokokanzel aus Eiche mit vergoldetem Holz und Marmor.

Gegenüber der Kathedrale war ein kleiner Weihnachtsmarkt aufgebaut, doch auch dieser hatte heute geschlossen. Schade, ein Glühwein wäre jetzt ganz recht gewesen.

Gegen 11.30 Uhr trafen wir uns schließlich alle wieder am Vorplatz der Kathedrale und marschierten zum Bus zurück. Von Gent hatten wir nun alles gesehen. Eine schöne Stadt, sehr klein und fein und mit vielen herrlichen Gebäuden. Nur schade, dass heute alles so grau in grau wirkte - im Sommer muss es hier sehr romantisch sein.

Bild Eine knappe Stunde über die Autobahnen Belgiens gerauscht, erreichten wir kurz vor 13 Uhr schließlich unser nächstes Ziel: Brügge. Inzwischen wurde es heller, der Regen hatte für den Rest des Tages ganz aufgehört und vereinzelt konnten wir sogar Fetzen blauen Himmels sehen. Juhuu!

Den Busparkplatz verlassen, spazierten wir über das Minnewater, auch Liebessee genannt. Ein Teil des Sees war bereits zugefroren, Eisplatten schwammen umher und die Schwäne und Enten tummelten sich an den noch offenen Stellen. Auf der gegenüberliegenden Seite konnten wir das Wehrhaus aus dem 17. Jahrhundert sehen.

Der Reiseleiter steuerte nun mit der Gruppe ein nahegelegenes Restaurant für ein gemeinsames Mittagessen an. Andrea, Heike und ich allerdings trennten uns von der Gruppe und zogen alleine los. Auf stundenlanges Essen hatten wir alle keine Lust, wir waren ja hier, um etwas von der Stadt zu sehen, außerdem wollten wir später viel lieber die belgischen Pommes probieren.

Kaum in der Altstadt angekommen, war mir klar, dass hier ganz viele Fotos entstehen würden. Schon am Beginenhof sah ich ein Motiv nach dem anderen. :-) Der Beginenhof wurde im 13. Jahrhundert von Margarete von Konstantinopel gegründet und diente als Unterkunft für die Witwen und ledigen Frauen. Dort lebten sie ähnlich wie Klosterschwestern und hatten zahlreiche Aufgaben inne.

Über die Walstraat, eine Straße mit malerischen Häuschen, Restaurants und zahlreichen Souvenirgeschäften, erreichten wir nach einiger Zeit die Liebfrauenkirche und das Memling-Museum.

Bild In dieser Gegend reiht sich ein Schokoladen-Geschäft an das nächste, schließlich ist Belgien weltweit bekannt für seine hervorragenden Pralinen. Die Auslagen waren so fantastisch gestaltet, dass man am liebsten sofort zugebissen hätte. Vor allem jetzt zur Weihnachtszeit waren nicht nur die üblichen Pralinen ausgestellt, die meisten Schaufenster zeigten Schokoladenfiguren in allen Variationen. Nikoläuse in Badehose, eine Maus, ein Fußballschuh oder ein Auto. Tolle Geschenkideen für Weihnachten, doch allesamt viel zu schade zum Essen. Es war aber echt toll zu sehen, wie ideenreich die Konditoren hier sind.

Ebenfalls recht häufig zu sehen sind hier Läden mit belgischer Spitze. Denn auch dafür ist Belgien bekannt: Spitzen-Tischdecken, Spitzen-Küchenschürze, Spitzen-Bettwäsche … Spitze soweit das Auge reicht.

Immer mehr Leute kamen uns nun mit Pommes in der Tüte entgegen und kurze Zeit später entdeckten wir auch das dazugehörige Lokal. Jetzt war es soweit, wir wollten die echten belgischen Pommes probieren. Angeblich sollen sie die besten der Welt sein, da sie zwei Mal hintereinander frittiert werden und somit einen ganz besonderen Geschmack erhalten würden. Wir nahmen am Tresen Platz, holten uns jeweils eine Tüte und ließen es uns schmecken. Sie waren gut, keine Frage, doch ehrlich gesagt fand ich sie nicht schlechter oder besser als unsere. Ich glaube, es wird immer mehr daraus gemacht als es eigentlich ist.

Gut gestärkt, konnte unsere Sightseeingtour schließlich wieder weitergehen und wir erreichten das St. Jans Spital, heute Memling-Museum, in welchem man eine kleine Sammlung von Hans Memlings Malereien bewundern kann.

Nur wenige Schritte weiter gelangten wir zu zwei weiteren Museen. Im Gruuthuse-Museum, das im damaligen gotischen Herrenhaus der Gruuthuse-Familie untergebracht ist, wird das tägliche Leben zwischen dem 13. und 19. Jahrhundert anhand von Musikinstrumenten, Waffen und vielen anderen Gegenständen ausgestellt. Im Groeninge-Museum wird die flämische Kunst aus sechs Jahrhunderten gezeigt; Bilder berühmter Maler wie z. B. Van Eyck und Hans Memling.

Bild Entlang des Dijvers und über die Nepomukbrücke standen wir schließlich am Rozenhoedkaai (Rosenkranzkai). Hier boten sich uns schöne Aussichten auf den Dijver und die wunderschönen alten Häuser.

In einem kleinen Hinterhof entdeckten wir ein verstecktes Bierlokal, dekoriert mit den verschiedensten Bierkästen und mit einer ganzen Palette belgischer Biere. Hier war ganz schön was los, scheinbar ist das Lokal gar nicht so unbekannt. Etwas weiter vorne gibt es noch den dazugehörigen Laden: Ganze Wandregale voller verschiedenster Biere, in weiteren abgetrennten Bereichen außerdem noch Schokolade in allen Variationen und Verpackungen sowie deftige Soßen und Souvenirs. Hier hielten wir uns eine Weile auf und staunten über die vielen verschiedenen Waren. Ich hätte ja so gerne etwas eingekauft, die Auswahl war einfach riesig und die Waren auch etwas Besonderes. Aber ich hatte keine Lust, sie noch stundenlang mit mir herumzuschleppen, also ließ ich es bleiben.

Mit dem Marktplatz erreichten wir schließlich das Herzstück der Stadt. Er war viele Jahrhunderte lang das politische, wirtschaftliche und soziale Zentrum und noch heute zeugen die Gebäude rundherum vom damaligen Wohlstand der Stadt. Mittendrin steht der Belfried, ein Glockenturm aus Backstein aus dem 13. Jahrhundert. An der Nordseite stehen zahlreiche wunderschöne Treppengiebelhäuser in bunten Farben, die mich ganz besonders begeisterten. Für mich sah es hier aus wie in einer Märklin-Spielzeugstadt. Einfach herrlich! Hier war viel los. Zum einen fand gerade der Weihnachtsmarkt statt, den wir jedoch bewusst gemieden haben (sonst hätten wir mit Sicherheit wieder die Zeit übersehen und wären dort ewig lange hängen geblieben), zum anderen waren hier einige Kutschen unterwegs, die Touristen aus aller Welt durch die Gegend fuhren und die Stadt näher erklärten.

Am Burgplatz legten wir eine kleine Pause ein und sahen uns die Gebäude etwas genauer an. Zu sehen ist hier das Rathaus, die Probstei (kirchlicher Gerichtshof) und die Heilig-Blut-Basilika aus dem 12. Jahrhundert.

Durch zahlreiche kleine Gassen hindurch und vorbei an vielen netten Geschäften, standen wir wenig später am Jan Van Eyck Plein. Dieser Platz wird umrahmt von zahlreichen ausländischen Kontorhäusern, was ihn sehr gemütlich und romantisch macht.

Langsam wurde es dämmrig und auch ziemlich kalt, auch die Handschuhe und die Mütze halfen nicht mehr viel und abgesehen davon hatten wir nun auch den größten Teil der Stadt gesehen. Wir spazierten gemütlich wieder in Richtung Markplatz zurück und in die Walstraat und tranken noch ein heiße Schokolade zum Abschluss unseres Rundgangs. Der Ausflug hierher hat mir wirklich ausgesprochen gut gefallen, Brügge ist eine fantastische Stadt, die es zu besuchen lohnt.

Bild Ein bisschen aufgewärmt, ging es nun wieder zum Parkplatz zurück, auf der Suche nach unserem Bus nach Brüssel. Zuerst doch glatt in den falschen eingestiegen ;-) merkten wir unseren Fehler schnell, dem Busfahrer wär's jedoch egal gewesen. Gegen 17 Uhr trudelte schließlich der Rest der Truppe ein. Alle wieder an ihrem (richtigen) Platz, fuhren wir knapp 1 ½ Stunden zurück nach Brüssel und erreichten gegen 18.30 Uhr das Zentrum.

An der Börse verabschiedeten wir uns von unserem Reiseleiter und marschierten in Richtung Grand Place und Weihnachtsmarkt.

In der Nähe des Grand Place stürmten wir so einige Schokoladengeschäfte und schlugen kräftig zu. Wir alle suchten noch nach Mitbringseln bzw. Weihnachtsgeschenken und für mich als Schokoladenjunkie waren diese Läden natürlich das reinste Paradies. Irgendwann waren unsere Tüten voll, in einer kleinen Seitengasse probierten wir noch die typischen belgischen Waffeln und dann ging es auch langsam wieder zurück zum Hotel. Heute waren wir alle ganz schön müde; wir waren ja auch lange auf den Beinen.

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